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09:26 Uhr, 08.08.2011

Dax - wie geht es weiter? Wie profitieren?

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Jetzt noch verkaufen? Jetzt wieder einsteigen? Jetzt noch short gehen? Das sind die Fragen, die Anleger momentan bewegen, wenn sie auf die Kurszettel schauen. Details anbei ...

Um eine Antwort auf diese Fragen zu bekommen muss zunächst beurteilt werden, ob der Crash vorbei ist oder ob es munter weiter nach unten geht. Die Szenarien sollen hier diskutiert werden bevor ich am Ende des Artikels darauf eingehe, wie von der derzeitigen Situation profitiert werden kann.

Es wäre vergangene Woche kein Crash gewesen, hätte ihn jemand kommen sehen. Seit Monaten schwelte die Krise vor sich hin. Die Chancen für eine Rally standen lange Zeit besser als die eines Einbruchs. Mit den US Konjunkturdaten und der Panik rund um die europäische Schuldenkrise kam die Krise beeindruckend an die Börse zurück. Obwohl sich die eigentliche Faktenlage wenig geändert hat, hat sich die Perspektive auf die Daten dramatisch gewandelt. Die europäische Schuldenkrise zieht sich seit über eineinhalb Jahren in die Länge und wird uns noch eine Weile begleiten. Das ist keine Überraschung. Ebenso wenig überrascht die Erkenntnis, dass die USA ein Schuldenproblem haben und die US Wirtschaft bisher keine dynamische Erholung vorweisen konnte. Die lahmen Reaktionen der Politik auf die Krise sind wir bereits gewohnt, ebenso wie kontraproduktive Äußerungen hochrangiger EU Politiker. Geändert hat sich also vor allem die Einschätzung der Fakten. Bis vor kurzem wurde davon ausgegangen, dass alles schon irgendwie gut gehen würde, dass sich die Volkswirtschaften durch Einsparungen, Wachstum und Reformen aus dem Desaster befreien könnten. Plötzlich aber flammte die Angst wieder auf, dass eben nicht alles irgendwie gut gehen wird. Geschuldet ist dies einer weiteren Abschwächung der US Konjunktur und wenig hilfreichen Hinweisen aus der Politik zum Rettungsschirm. Das Timing war miserabel, auch wenn es inhaltlich korrekt ist zu behaupten, der Rettungsschirm sei für Länder wie Italien oder Spanien nicht ausreichend. Kurz nach dem großen Durchbruch eben diesem zu bescheinigen, dass er unzureichend sei, grenzt an grobe Fahrlässigkeit. Trotz des fragwürdigen Umgangs einiger Politiker mit der Situation ist der Kollaps Europas sehr unwahrscheinlich. Die Gesamtverschuldung der Eurozone ist zwar hoch, aber noch nicht übermäßig ungesund. Die Neuverschuldung sinkt rapide, es wird gespart, Reformen werden eingeleitet, das Wachstum ist robust bzw. kehrt in viele Länder zurück. Die Reformen brauchen natürlich Zeit, die ihnen momentan allerdings nicht zugestanden wird. Denn solange keine sichtbaren Verbesserungen in Italien, Spanien etc. zu sehen sind, bleibt die Angst vor dem ganz großen Desaster. Dennoch ist die Situation in den USA angespannter. Dort bleibt die Neuverschuldung mit ca. 10% des BIP unerträglich hoch. Jetzt soll zwar gespart werden, was vor drei Jahren noch als maßlose Zumutung galt, aber dafür ist es nun auch wieder zu spät. Der Kompromiss im Schuldenstreit erlaubt es der Regierung nicht mehr der Wirtschaft durch Konjunkturpakete zu helfen. Gespart wird zudem an der falschen Stelle. Auf die Sozialsysteme kommen große Einschnitte zu, womit die, die wenig haben, besonders betroffen sind. Dabei sind die, die wenig Mittel zu Verfügung haben, jene, die zwangsläufig das, was sie haben, konsumieren müssen. Um es kurz zu machen: die Märkte haben in der vergangenen Woche nicht vollkommen unberechtigt begonnen ein deflationäres Szenario einzupreisen.

Es ist schon ein wenig ironisch. Vor drei Jahren begannen die USA eine nicht enden wollende Schuldenorgie, um die Deflation zu verhindern. Nun könnten eben diese Maßnahmen zur Deflation führen. Das erinnert stark an Japan. Die Frage, die die Märkte bewegt, ist die gleiche wie 2008. Kommen wir noch einmal davon? Der Aufschwung der letzten zwei Jahre hat die Frage wohl beantwortet. Wie ist es aber diesmal? Die Angst vor der Deflation ist berechtigt, denn Deflation bei hohen Schuldenbergen und erneuter Rezession lässt nicht viele Auswege offen. Es gibt eigentlich nur zwei Auswege aus einer solchen Situation. Dazu müssten die Schuldenexzesse weitergehen und die Notenbanken die Märkte weiter mit Geld fluten, um hohes Wachstum und hohe Inflation zu erzeugen. Mit etwas Glück würden die realen Schulden sinken. Dieser Ausweg ist aber im Prinzip nicht möglich. Zum einen, weil die USA nicht mehr unbegrenzt Geld ausgeben können, zum anderen, weil die Märkte auf die Geldschwemme nicht wie erhofft mit hoher Inflation reagieren. Die Alternative ist der sofortige Schuldenschnitt oder ein hinauszögern der Entschuldung bis hin zum unvermeidbaren Bankrott. Kein Wunder also, dass die Panik um sich greift. Deflation bedeutet einen langen Weg nach unten unter hoher Unsicherheit.

Meiner Meinung nach wird es nicht so weit kommen. Auch ohne Wachstumsraten von 4% in den USA ist die Welt in den letzten Jahren gut zurecht gekommen. Die Weltwirtschaft ist robust. Eine moderate Abkühlung zu diesem Zeitpunkt im Konjunkturzyklus ist nicht außergewöhnlich. Erst im Herbst wird sich zeigen, ob eine erneute Rezession droht oder nicht. Entscheidend wird sein, ob die Schwellenländer im Herbst/Winter das Wachstum wieder beschleunigen können. Die Schwellenländer haben einen Anteil von über 50% an der Weltwirtschaft, die USA noch um die 20%. Kommt der Kollaps in den USA wird das zweifellos die Welt mit sich reißen. Viel wahrscheinlicher ist allerdings, dass die USA den längst überfälligen Prozess der Konsolidierung beginnen werden. Praktisch heißt das weiterhin hohe Arbeitslosigkeit, geringes Wachstum, teils sogar Stagnation, Schuldenabbau, Strukturreformen, höhere Sparquoten, Verkleinerung des Dienstleistungssektors und weitere Geldentwertung. Deutschland war zwar vor 10 Jahren in besserer Verfassung als die USA heute, aber auch Deutschland brauchte fast ein Jahrzehnt, um seine Wettbewerbsfähigkeit zu retten. Im Zuge dieser Anpassungen sanken die Reallöhne. Eine Art Arbeitskostendeflation ohne Gelddeflation. Ein ähnlicher Prozess steht den USA bevor. Es wird Jahre dauern und so lange wird die Weltwirtschaft ohne die vierprozentigen Wachstumsraten der USA auskommen müssen. Kurzzeitig könnten sogar tatsächlich deflationäre Tendenzen aufkommen, z.B. bei den Löhnen. Alles in allem schlittern die USA einer Situation entgegen, wie sie Japan schon lange kennt. Nur die weiteren Schuldenexzesse dürften ausbleiben, da die USA im Gegensatz zu Japan einen höheren Anteil von Auslandsgläubigern hat. Zusammenfassend ergibt sich also für die Zukunft ein moderater Aufschwung für die Welt, mehr oder minder ohne die USA. Die Konsolidierung in den USA ist notwendig, für den Rest der Welt bedauerlich, weil sie nicht weiter mit den Schulden der USA wachsen können, aber dieses Szenario ist keineswegs bedrohlich, nur etwas unangenehm.

Bekanntlich wird an der Börse heißer gegessen als gekocht. Die massiven Kurseinbrüche sind der Angst vor dem denkbar schlechtesten Ausgang der Krise geschuldet. In meinem letzten Artikel hatte ich die Frage gestellt, ob der jetzige Einbruch dem Märzeinbruch gleicht oder jenem von 2008. Am Ende der Woche wurde die Frage mit 2008 beantwortet. Die Tatsache, dass fundamental alles mehr oder minder im Lot ist, sollte nicht mit dem Kursgeschehen verwechselt werden. Nach dem Hoch der Finanzkrise wurde festgestellt, dass die Welt nicht untergegangen ist. Bis zum Ende dieses Erkenntnisprozesses verloren die Indizes weltweit um die 50%. Aus heutiger Sicht ist also vor allem interessant, wie viel Prozent uns die Erkenntnis diesmal kostet. Der Crash vom September 2008 hat sich bisher nicht wiederholt. Oft wird vergessen, dass bereits Anfang 2008 das Desaster begann. Eben dieser Absturz passt zum Vergleich zum derzeitigen ausgezeichnet. Auf den unten stehenden Charts sehen Sie den Kursverlauf des Dax heute und von Beginn der Baisse 2008. Der Vergleich ist nicht perfekt, aber gut genug, um zu zeigen, wie es um den Dax bestellt ist. Es wird sich nicht vermeiden lassen, dass die EMA 50 den GD 200 von oben nach unten kreuzt. Viel spannender sind allerdings die Extremwerte, die die Indikatoren ausbilden konnten. Sowohl ADX als auch RSI haben nur mehr wenig Potential nach oben bzw. nach unten. Dort könnten die Werte natürlich eine Zeit verharren, ist aber höchst unwahrscheinlich. Regelkonform wäre eine Fortführung des Freitagshandels für wenige Tage, also ein Auspendeln von Tagesverlusten und Tagesgewinnen mit einer Handelspanne von 150-300 Punkten bevor eine kleine Erholung startet. Am Freitag nach Börsenschluss kam die erwartete Herabstufung der USA durch S&P. Gerüchte darüber hatten die Kurse bereits tagsüber hoch und runter springen lassen. Es ist nicht vollkommen klar, ob diese Nachricht schon vollständig eingepreist ist. Möglich sind am Montag nochmals Kursverluste, bevor die Erholung einsetzt. Am Dienstag sollten positive Signale der Fed die Märkte stützen. Bleiben Andeutungen zu QE3 aus kann das den Dax gleich unter 6.000 Punkte drücken. Das favorisierte Szenario ist jedoch eine volatile Erholung bis in den Bereich von 6.700 Punkten. Bleiben weitere Negativmeldungen aus sollte danach eine Seitwärtsbewegung zwischen 6.000 und 7.000 Punkten folgen.

Tritt das favorisierte Szenario ein, kann mit einem Stay High Optionsschein auf den Dax davon profitiert werden. Den Schein DE000SG1WK45 hatte ich bereits in meinem letzten Artikel vorgestellt. Die KO Grenze liegt bei 5.550 Punkten bei einer Laufzeit bis 14.12.11 und momentaner Rendite von ca. 50%. Bei einer moderaten Erholung in den Bereich 6.500-6.700 sollten Gewinne von ca. 20% mitgenommen werden. Ein Stop Loss unter dem Tagestief vom Freitag bei ca. 6.100 Punkten macht Sinn. Beachten Sie, wird der Schein bei 6.100 Punkten ausgestoppt, fällt ein Verlust von 50% an. Ob Sie hier ein ausgewogenes Chance/Risiko Profil erkennen, können nur Sie entscheiden. Eine Alternative dazu bietet der Schein DE000SG1VMQ6. Hierbei handelt es sich um einen Korridor Hit Schein auf den Dax. Hit Scheine funktionieren umgekehrt zu KO Scheinen. Die KO Schwellen bei Knock Outs führen zu einem wertlosen Verfall der Scheinen, bei Hit Scheinen wird bei erreichen des Hit Levels der Höchstbetrag von 10 Euro ausbezahlt. Der hier genannte Schein hat die Level 4.750 und 7.750 Punkten bei einer Laufzeit bis 16.12.11. Er ist derzeit mit ca. 2,70 Euro bewertet, was im Idealfall einer Rendite von 270% zu Laufzeitende entspricht. Es ist unwahrscheinlich, dass der Dax eine dieser Schwellen bis zum 16.12 erreicht. Der Dax bewegt sich derzeit jedoch ziemlich genau in der Mitte der beiden Hit Level. Sobald sich der Dax in die Richtung einer dieser Level bewegt, wird der Schein stark aufwerten. Da das Erreichen der Hit Level bei derzeitigem Kursstand mit der Zeit immer unwahrscheinlicher wird, würde der Schein mit der Zeit an Wert verlieren, unter der Bedingung, dass der Dax vom derzeitigen Kursstand nicht abweicht. In einer so volatilen Marktphase ist das jedoch kaum denkbar. Bricht der Markt kommende Woche weiter ein oder beginnt eine Erholung, sind binnen weniger Tage Gewinne von 30% oder mehr möglich. Es ist also nicht sinnvoll den Schein lange zu halten, sondern für Spekulationszwecke zu nutzen. Der Vorteil ist, dass es hier nicht auf die Richtung der Kursentwicklung ankommt. Sowohl bei deutlich steigenden als auch bei deutlich fallenden Kursen gewinnt der Schein. Zudem kann er bis zum Laufzeitende nicht ausgeknockt werden.

Viel Erfolg

Clemens Schmale

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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