Analyse
16:00 Uhr, 01.07.2020

DAX - Wenn das alles so einfach wäre!

Seit dem Hoch der Erholungsrally bei 12.913 Punkten konsolidiert der DAX den Anstieg der Vormonate in einer Dreiecksformation. Angriffe der Bullen und Bären wechseln sich ab. Ein klarer Sieger steht jedoch noch längst nicht fest. Oder doch?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 12.202,77 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 12.202,77 Pkt (XETRA)

Mit dem Ausbruch über den Widerstand bei 11.235 Punkten setzte sich Ende Mai eine Kaufwelle fort, die bei 10.160 Punkten am 14. Mai begonnen hatte. Neben dem anschließenden Hoch bei 12.913 Punkten und dem absoluten Jahrestief bei 8.257 Punkten sind dies die Fixpunkte der Erholungsbewegung der letzten Monate nach dem Coronacrash. Und trotzdem passt dies nicht mit dem tatsächlichen Verlauf zusammen. Ein weiterer Fixpunkt muss ins Spiel gebracht werden und dieser impliziert, dass sich die Bullen möglicherweise noch warm anziehen müssen:

Die Key-Facts:

  • Die Zeit-und Preisverhältnisse des Anstiegs seit März legen einen Startpunkt der Erholungsrally bei 8.480 Punkten nahe
  • Die zugehörige 100 %-Projektion bei 12.916 Punkten fällt mit einem markanten Hoch zusammen
  • Dieses Hoch könnte sogar das Ende der Erholungsrally markiert haben

Corona-Crash: Das "richtige" Tief

Normalerweise stehen Bewegungen und Teilstrecken in einer solchen Trendphase in klaren Verhältnissen zueinander. Legt man Extensionen und Projektionen jedoch an das Märztief bei 8.257 Punkten an, erkennt man schnell, dass zwar das Hoch im April, jedoch nicht das Hoch im Juni getroffen werden (violette Projektion)

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DAX - Unterschiedliche Startpunkte der Erholungsrally und ihre Folgen

Zudem ist ein Fakt zu berücksichtigen, der bisher nicht erwähnt wurde: Nach dem absoluten Tief am 19. März kam es zu einem Anstieg auf 9.201 Punkte. Dieser Anstieg wurde am Folgetag mit einem 700-Punkte-Einbruch fast komplett wieder abverkauft. Beginnt so eine neue Rallyphase?

Erst ein Tief weiter rechts, ausgehend von 8.480 Punkten kam es am 23. März zu einer weiteren Kaufwelle, die wesentlich weiter reichte, bei weitem nicht so stark korrigiert wurde und deren Potenziale exakt mit den wesentlich Hoch- bzw. Wendepunkten im Chart zusammenfielen.

Hervorgehoben sei hier exemplarisch die (blaue) Projektion der Strecke von 8.480 bis 11.235 Punkte abgetragen am Startpunkt der zweiten großen Kaufwelle bei 10.160 Punkten: Ihre 100 %-Projektion trifft das Hoch bei 12.916 Punkten auf drei Punkte genau. Damit besteht eine preisliche Symmetrie, da das 61,8 %-Retracement der gesamten Erholungsrally von 8.480 bis 12.193 Punkten mit dem Tief bei 10.160 und das 38,2 %-Retracement mit dem Hoch bei 11.235 Punkten zusammenfallen. Und auch zeitlich herrscht Harmonie: Die erste Aufwärtsbewegung dauerte dann 26 Tage, die Korrekturphase ab dem Hoch bei 11.235 Punkten plus dem Anstieg auf 12.916 Punkte dauerte 25 Tage (a= b+c).

In der Knowhow-Serie Fibonacci-Analyse und Fibonacci-Trading erfahren Sie noch mehr über die preislichen Zusammenhänge von Kursbewegungen, die Ermittlung von Kurszielen, sowie das Entwerfen von Verlaufsszenarien auf Basis der Fibonacci-Methode.

Zusammenfassend kann man feststellen, dass die Wahrscheinlichkeit, dass der „Coronacrash“ bei 8.480 Punkten endete wesentlich höher ist, als ein Ende bei 8.267 Punkten.

Rallystart bei 8.480 Punkten - Warum ist das wichtig?

„Ja und?“ werden sich manche fragen, „was hat das schon zu sagen?“

Es hat einerseits direkte Auswirkungen auf künftige Potenziale weiterer Anstiege beim DAX. Denn es macht z.B. einen erheblichen Unterschied, ob der Index nach einem Anstieg über 12.916 Punkte weiter bis 13.142 Punkte (das nächste Kursziel der Strecke 8.257 – 11.235 Punkte) klettern kann bzw. man damit rechnet. Oder ob er diese Marke aber ignoriert, um weiter bis 13.300 und später auf 13.985 Punkte zu steigen und damit Kursziele der Strecke 8.480 – 11.235 Punkte abzuarbeiten, eben weil die Projektionen der Strecke ab 8.480 Punkten maßgeblich sind und nicht die Ziele seit dem absoluten Tief bei 8.267 Punkten.

Liegt das Hoch der Erholung schon hinter uns?

Vor allem weist der weiter rechts liegende Startpunkt der Rally aber auf folgendes Dilemma hin: Das Erreichen der 1:1-Ausdehnung bzw. 100 %-Projektion bei 12.916 Punkten könnte bereits das Ende der laufenden Aufwärtsbewegung eingeläutet haben. Dann wäre die dreiecksförmige Konsolidierung jedoch keine bullische Korrektur, sondern ein bärisches Topbildungsmuster.

Und in diesem Szenario würde ein Abverkauf unter 11.957 und 12.045 Punkte eine steile Verkaufswelle auslösen bzw. die laufende fortsetzen, mit der jetzt noch niemand rechnet. Selbst die Wiederaufnahme des ersten Abverkaufs seit Ende Februar wäre denkbar, wenn auch wahrscheinlich mit gezogener Handbremse.

In jedem Fall wäre jetzt ein weiteres Unterschreiten des 61,8 %-Retracements der Konsolidierung seit dem Zwischentief bei 11.597 Punkten ein bärisches Zeichen: Unterhalb von 11.986 Punkten könnte der DAX nämlich zuerst an genau dieses Tief bei 11.597 Punkten einbrechen, um es nach einer kurzen Erholung auch zu unterschreiten. Das nächste Ziel liegt dann bei 11.219 Punkten und darunter bereits bei 10.700 Punkten.

Ich möchte den Bogen der Analyse nicht überspannen, aber falls jetzt tatsächlich die zweite große Abwärtsbewegung seit Ende Februar starten sollte, lägen deren erste wichtigere Ziele bei 10.300 und 9.700 Punkten.

Das Topbildungs- und Korrekturszenario wäre dagegen zwar bei einem Anstieg über 12.616 Punkte abgemildert, aber noch nicht vom Tisch. Dann könnte das Hoch bei 12.916 Punkten ein zweites Mal angelaufen werden. Doch erst ein nachhaltiger und dynamischer Ausbruch über diese 100 %-Projektion würde dann für die Fortsetzung der Rally bis 13.300 und 13.968 Punkte sprechen.

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Über den Experten

Thomas May
Thomas May
Experte für Fibonacci-Analyse

Thomas May entdeckte Ende der 1990er Jahre die Leidenschaft für die Börse. Zu Beginn fundamental orientiert, war er bald von der Charttechnischen Analyse begeistert und befasste sich intensiv mit klassischer Charttechnik, Elliott Wellen, Fibonacci- und Zyklenanalyse. Seit 2010 im Team der stock3 AG war er von 2012 bis 2016 Chefredakteur von GodmodeTrader.de, ist Autor der DVDs „Charttechnik für Einsteiger“ und „Fibonacci-Trading“, Mitherausgeber des ersten Teils von „Das große GodmodeTrader-Handbuch“ sowie einer der Autoren im zweiten Teil der Buchserie. Auf stock3 liegt sein Schwerpunkt auf charttechnischen Edelmetall-, Aktien- und Indexanalysen. Auf dem stock3 Terminal betreut der leidenschaftliche Swing-Trader seinen eigenen Desktop für Chartanalysen und Trading-Setups.

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