Kommentar
00:00 Uhr, 13.10.2008

DAX - Viele reden von einem Boden ? - Und was bedeutet das ?

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Bereits am Freitag mehrten sich die Stimmen derer, die nach einem dermaßen drastischen Abverkauf wie wir ihn in der zurückliegenden Woche gesehen haben, einen temporären Boden sehen. Es war bekannt, dass sich am Wochenende die Finanzminister und Notenbanker der 7 führenden Industriestaaten in Washington zusammensetzen würden, es war bekannt, dass die Bundesregierung ein Rettungspaket für den deutschen Bankensektor vorbereiten werde und es war bekannt, dass sich die Eu-Mitglieder am heutigen Sonntag in Paris treffen und mögliche Maßnahmen beschließen werden.

Demzufolge kann man sich als Marktbeobachter eigentlich gar nicht gegen den Rückschluß erwehren, dass der Markt zu einer Gegenreaktion ansetzen müßte. In der letzten Handelsstunde des US Handels am Freitag konnte der Aktienmarkt ansteigen und ein bullisches Reversal ausbilden. Zu später Stunde kam dann doch noch das Shortcovering, sprich Marktteilnehmer, die auf fallende Kurse spekulieren, deckten Positionen vor dem unberechenbaren Wochenende ein, um nicht verwundbar im Markt zu stehen.

Bedenken Sie, dass eine konzertierte Aktion der großen Notenbanken weltweit, die zur drastischen Leitzinssenkungen führten, dem Sell Off nicht Einhalt gebieten konnte. Folglich mußte nun eine Nachrichtenlage von echtem Kaliber her.

Die Nachrichten, die von dem G7 Treffen am Freitag ausgingen, waren definitiv nicht überzeugend. "Dringende und außergewöhnliche Maßnahmen" seien angesichts der Krise erforderlich. Es ginge darum, die Finanzmärkte zu stabilisieren, die Kreditmärkte wieder in Gang zu setzen und globales Wachstum zu fördern. In der allgemein gehaltenen Erklärung wird darauf verwiesen, dass die einzelnen Länder mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln Zusammenbrüche von großen Bankhäusern verhindern sollten. Außerdem sei man überein gekommen, dass die jeweils nationale Einlagensicherung garantiert werden sollte. Maßnahmen werde man untereinander abstimmen und koordinieren.

Ich muß gestehen, dass ich von der Erklärung enttäuscht bin. Ich hätte mir eigentlich ein Machtwort versprochen und Erarbeitung eines Grundkonzepts, dass das Finanzsystem neu ordnet. Das hätte Vertrauen geschaffen, das hätte die Panik aus dem Markt genommen.
Stattdessen kündigt der Aktionsplan jene Maßnahmen an, die bereits seit Wochen von einzelnen Staaten umgesetzt werden. Es wurde lediglich betont, dass man mit allen Mitteln verhindern werde, dass größere Bankhäuser vergleichbar mit Lehman Brothers insolvent gehen und dass man Maßnahmen absprechen und koordinieren werde. Man könnte meinen, den Verantwortlichen ist der Ernst der Lage noch nicht klar geworden.

Mehr kann man sich aber von dem Rettungspaket der Bundesregierung für den deutschen Bankensektor versprechen. Möglicherweise dürften die Eckdaten bereits heute Abend oder aber morgen vor Börseneröffnung veröffentlicht werden, um den Markt zu beruhigen. Denn darum geht es, das gibt selbst Steinbrück zu. Vor kurzem wurde eine Teilverstaatlichung deutscher Privatbanken von Merkel und Steinbrück mit dem Verweis abgelehnt, dass das deutsche Bankensystem auf einer solideren Basis aufgebaut sei als das der Amerikaner und weil es nicht angehen könne, dass der deutsche Steuerzahler für die Fehler der Banker geradestehen müsse.

Nur wenige Tage später ca. 15-20% im DAX tiefer hört sich das schon ganz anders an.

Seit Freitag fällt auf, dass von Medien befragte Analysten per Freitag einen Boden im Markt sehen. Es bestünden gute Chancen auf Beendigung des Abverkaufs.

Als Argumente werden die bevorstehenden Nachrichten dieses Wochenendes genannt, aber auch die Tatsache, dass Investoren hohe Cashbestände aufgebaut hätten.

Aber auch relevante technische Argumente werden vorgetragen, wonach der RSI im ultralangfristigen Kursverlauf von DOW Jones und S&P 500 Index einen dermaßen überverkauften Zustand erreicht habe, der in der Vergangenheit mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Boden für eine mehrmonatige Erholung einleiten konnte oder dass sich derzeit alle Aktien aus dem DOW Jones unter ihren 200er gleitenden Durchschnittslinien bewegten, was nur einmal nach dem Crash von 1987 der Fall gewesen sei.

Beides sind Argumente, die für eine direkte Bodenbildung ins Felde geführt werden, aber meines Erachtens lediglich als Signale dahingehend genutzt werden können, dass in den nächsten Wochen (im Extrem sogar Monaten) ein solcher tatsächlich eintreten dürfte. Als Anleger gilt es immer die richtigen Instrumente für das jeweils gehandelte Zeitfenster zu nutzen. Wenn Sie im Wochenchart ein Kaufsignal erhalten und sich darauf basierend auf kurzfristige Sicht hochgehebelt in den Markt einkaufen, dann ist das so, als ob ein Neurochirurg mit Kettensäge und Presslufthammer an feinen Gehirnstrukturen operieren würde.

Was mich irritiert, ist das Sentiment. Wenn Sie unter Marktexperten eine Umfrage starten würden, ergäbe sich meines Erachtens ein klares Votum für einen Boden und Ende des Crashs. Und mir ist kein Crash bekannt, der durch eine solche Erwartungshaltung unter Marktteilnehmern beendet werden konnte.

Besonders beeindruckend empfand ich den Bottom Call von Art Hogan, dem Chefmarktstrategen von dem US Investmenthaus Jefferies. Anbei ein Ausschnitt aus dem CNBC Interview von Freitag direkt vor US Markteröffnung. Um es vorwegzunehmen, Hogan will uns sagen, dass der Boden am Freitag erreicht werde und dass man keine Aktien mehr verkaufen solle. Wenn man sich das Interview anschaut, muß man zu dem Schluß kommen, dass Hogan direkt aus dem Handel kommt ... ein echter Händler mit echtem Sympathikus-Overflow
.

Der Präsident des Bankenverbandes BdB, Klaus-Peter Müller, äußerte sich am Wochenende ebenfalls optimistisch. Der Wendepunkt im Kampf gegen die Finanzkrise könnte mit dem Maßnahmenpaket der G7 Staaten erreicht worden sein.

Im Verlauf des heutigen Nachmittags wird es noch Nachrichten von dem Treffen der EU-Mitglieder in Paris geben. Diese sind meines Erachtens ebenso wie die der Bundesregierung ausschlagend für die Reaktionen der Finanzmärkte am Montag.

Wie sieht die technische Verfassung vom DAX nach dem bisherigen Crashverlauf aus ?

Ich fasse einige Argumente (chart)technischer Natur zusammen.

PRO:

a) Das beste Argument für eine temporäre Bodenbildung ist das bullische Reversal vom Freitag am US Aktienmarkt. Definitiv! Nach rekordverdächigen Preisabschlägen im Verlauf der letzten 3 Wochen muß eine solche Hammerkerze ein Hinweis darauf sein, dass im Markt eine Bereitschaft da ist, dem Wahnsinn zumindest kurzfristig ein Ende zu machen. Vor allem gefällt mir die Konsistenz des Hammers. Der untere Schatten ist nicht zu lange.

b) Bei vielen Aktien aus dem DOW Jones sind außerdem Selling Climax Setups zu erkennen, also Ausverkäufe unter sehr hohen Volumina. Auf der anderen Seite kann hier nicht gesagt werden, ob bereits das Hoch dieser Ausverkäufe erreicht worden ist.

c) Indikatorentechnisch liegen Extremwerte im überverkauften Bereich vor, die in der Vergangenheit sehr oft Basis für eine umfassende mehrmonatige Gegenbewegung waren.

KONTRA:

a) Statistisch gesehen, ergaben sich in der Vergangenheit Crash-Böden eher nicht am Ende eines Wochenverlaufs, sondern eher im Verlauf der ersten 3 Handelstage einer Woche.

b) Der Crash ist am Freitag im DOW Jones auf einen sehr wichtigen Unterstützungsbereich bei 8.000-8.300 Punkten aufgetroffen, im DAX hielt der Crash auf dem 61,8% Fibonacci Retracement-Unterstützung bezogen auf den gesamten Bullenmarkt von 2003 bis 2003. In der Vergangenheit wurden Crash-Böden nicht im Bereich von Chartunterstützungen ausgebildet. Es wurden fast immer relevante Unterstützungen überdeutlich nach unten durchschlagen, bevor der Markt nachhaltig nach ansteigen konnte. Crash-Böden werden im charttechnischen Vakuum ausgebildet.

c) Hinter dem Reversal am Freitag war kein echter Zug, das Momentum war schwach, es fehlte Impulsivität. Durchschlagende Reversals gehen sehr oft mit einem lauten Knall einher. Man merkt, dass sich Marktteilnehmer schlagartig wieder in die Geldseite stellen. Das war am Freitag nicht der Fall.

Dann gibt es da noch einen Punkt, den ich keinem der Lager zuordnen kann. Das Reversal am Samstag wurde weitgehend von Aktien aus dem US Bankensektor ausgelöst. Der PHLX Bankindex konnte unmittelbar vor Erreichen des Juli-Tiefs deutlich ansteigen. Der Punkt ist der, dass der Index aus charttechnischer Sicht nicht unter das Juli-Tief abfallen darf. Wenn doch, wäre Polen offen.

Hierzu der Link zu meiner Analyse vom 10.10.08.

US Bankenindex vom "Wahnsinn infiziert" (Teil 2) - Datum 10.10.2008 - Uhrzeit 07:00

Bezgl. dieser "Muß-Situationen" bin ich vorsichtig geworden. Können Sie sich an unsere Markteinschätzungen von vor einigen Wochen erinnern ? Der DAX stand über 5.800 und der DOW Jones über 10.500 Punkten. Beide Indizes standen aus charttechnischer Sicht auf Unterstützungen, die unbedingt halten mußten. Wir gingen damals mit forciert bullisch vorgetragenen Einschätzungen an die Öffentlichtkeit. Wir hielten es nicht für wahrscheinlich, dass der Markt diese Unterstützungen brechen würde. Die Konsequenzen eines möglichen Bruchs waren uns klar und das Sell Off Scenario wurde intern auch intensiv diskutiert, aber letztenendes kamen wir zu der Einschätzung, dass eine solch allesentscheidende Unterstützung halten mußte.

Im PHLX Bank Index haben wir nun genau die gleiche Situation vorliegen. Der 46 Punktebereich muß zwingend halten. Wenn nicht, würde es einen Knall an den Aktienmärkten geben, dass uns Hören und Sehen vergeht.

Was wir seit Wochen an den Finanzmärkten sehen, sind Verkäufe in allen Assetklassen und Sektoren. Es wird alles verkauft, es wird alles in Cash umgesetzt. Das Kapital rotiert bemerkenswerterweise nicht in Gold, nein, es geht um Cash. Wieso haben die großen Regionalbanken in den USA einen solchen Zulauf ? Und wieso gibt es auch in Deutschland den Trend hin zu den Sparkassen ? Und wieso wirbt die Deutsche Bank plötzlich massiv um Privatanleger und verweist darauf, dass man das Filialnetz ausbauen werde ?

Das liest sich jetzt verrückt, aber ich habe den Eindruck, dass echtes Bargeld auf Ihrem Bankkonto an Wert gewinnen wird. Es ist echt, es steht nicht in irgendeinem gehebelten Vehikel im Markt.

Frage. Sind Sie der Meinung, dass die Nachrichtenlage dieses Wochenende, diesen Trend zum Bargeld stopen kann ?

Kursverlauf (oben) seit 1999 (log. Linienchart als Übersichtsdarstellung)
Kursverlauf (Mitte) seit September 2005 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 1 Woche)
Kursverlauf (unten) seit Juni 2008 (log. Kerzendarstellung / 1 Kerze = 1 Tag)

Die Prognose für den DAX formuliere ich vorsichtig.

Das bullische Reversal vom Freitag könnte tatsächlich zunächst zu Anschlußkäufen führen. Es könnte tatsächlich ein Erholungsversuch eingeleitet werden. Dafür müßte der DAX über das Freitagshoch bei 4.654 Punkte ansteigen. Bei 4.800-4.850 Punkten und bei 5.200-5.250 Punkten warten starke Widerstände im Markt. Widerstände sind Kursbereiche, in deren Bereich Verkaufsorders und Short-Orders im Markt stehen und wieder für Verkaufsdruck, sprich für fallende Kurse sorgen können. Im Bereich der Widerstände läuft eine Erholung, sofern sie zustande kommt, Gefahr, wieder abgewürgt zu werden.

Alternativ gilt, dass Kursabgaben unter das Freitags-Tief von 4.308 Punkten eine direkte Fortsetzung des Sell Offs einleiten würden. Letzteres wäre umso negativer zu werten, weil dann auch die Nachrichtenlage dieses Wochenendes vom Markt negiert werden würde.

Beide Scenarien lassen sich kurzfristig aktiv gut handeln. Wenn das Erholungsscenario zieht, würde das für einige Einzeltitel aus dem DAX innerhalb kurzer Zeit zweistellige prozentuale Zugewinne bedeuten. Arbeiten Sie unbedingt mit Stoploss. Sichern Sie jede Handelsaktivität ab. Bevor sie eine Transaktion tätigen, rechnen Sie genau aus, wieviel Sie bereit sind zu verlieren, falls der Markt wider Erwarten doch gegen Sie laufen sollte.

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Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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