DAX schießt Richtung 15.000er-Marke nach oben, S&P500 und Nasdaq sind auf Berg- und Talfahrt – Investoren warten gespannt auf Powell-Rede und US-Inflationsdaten
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Umso gespannter warten Investoren auf die Rede von Fed-Chef Jay Powell am Dienstag, die US-Inflationsdaten am Donnerstag, sowie den Start der US-Quartalssaison am Freitag.
Am gestrigen Montag hat der DAX (14.728,82 -0,43 %) die Klettertour nahtlos fortgesetzt. Für Rückenwind sorgten einerseits die Nachrichten aus China, nachdem ein Notenbanker gesagt hatte, dass das Durchgreifen des Staates gegen den Internetsektor auslaufen werde, woraufhin beispielsweise die Aktie von Alibaba Group (104,00 € 0,19 %)einen Sprung nach oben gemacht hat.
Andererseits sorgten die um 8 Uhr veröffentlichten Zahlen zur Industrieproduktion für Deutschland für ein wenig Zuversicht bei Investoren. Die Produktion war im November um 0,2 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen, das lag leicht über den Schätzungen der Volkswirte von 0,1 Prozent. Da sahen Anleger darüber hinweg, dass die Daten für Oktober nach unten korrigiert worden sind. Damit steht nun ein Rückgang um 0,4 Prozent zu Buche, statt des ursprünglich gemeldeten Minus von 0,1 Prozent.
Zu den größten Gewinnern im DAX gehörte neben Sartorius AG (380,30 € -0,99 %), Porsche AG Vz (100,10 € 0,25 %), Siemens Healthineers AG (46,98 € -2,06 %), Vonovia SE (25,26 € -0,39 %)und HeidelbergCement AG (58,64 € -1,41 %)das Papier von Bayer AG (52,45 € 1,14 %). Grund ist, dass der aktivistische US-Investor Jeff Ubben bei dem Konzern eingestiegen ist. Anleger setzen daher darauf, dass der Druck auf das Management von Bayer bezüglich einer Restrukturierung zunehmen könnte.
Sinkende US-Zinsen beflügeln Aktienmärkte
Bemerkenswerterweise sind um Montag um 15.30 Uhr (deutscher Zeit) mit dem Beginn des Börsenhandels in den USA die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen – ohne irgendwelche fundamentalen Nachrichten - deutlich nach unten gedreht, was für zusätzlichen Auftrieb bei S&P500, Nasdaq und DAX gesorgt hat. Offensichtlich setzen Investoren verstärkt darauf, dass die Fed – trotz gegenteiliger Beteuerungen – in den nächsten Monaten den Leitzins nicht so stark anheben wird wie angekündigt.
Dabei haben Investoren die Aussagen der Chefin der Fed von San Francisco, Mary Daly, ignoriert, die versucht hatte die Zinsen nach oben zu reden und so die Finanzbedingungen etwas zu verschärfen. Sie hat gesagt, dass bei der nächsten Sitzung am 1. Februar sowohl eine Erhöhung um 25 Basispunkte (0,25 Prozentpunkte) als auch um 50 Basispunkte auf dem Tisch liegen würde. Hingegen gehen viele Investoren weiterhin davon aus, dass die Fed nur einen kleinen Schritt nach oben auf 4,50 bis 4,75 Prozent vornehmen dürfte.
Während die Zinsen im Rückwärtsgang waren, sind die Aktien von Tesla Inc. (119,77 $ 5,93 %), NVIDIA Corp. (156,28 $ 5,18 %), Amazon.com Inc. (87,36 $ 1,49 %), Microsoft Corp. (227,12 $ 0,97 %), Advanced Micro Devices Inc. (67,24 $ 5,13 %) und Alphabet Inc. (Class C) (88,80 $ 0,73 %)nach oben gesprungen. Ich bezweifle, dass es sich dabei um mehr als eine technische Korrektur nach dem vorherigen Kurseinbruch handeln dürfte. Dennoch könnte sie - je nachdem wie Investoren die Powell-Rede interpretieren - weitergehen.
Allerdings sind die US-Indizes nach dem Handelsende in Europa wieder nach unten gedreht, und S&P500 und Nasdaq haben jeweils am Tagestief geschlossen. Offensichtlich bekamen ein paar Investoren kalte Füße, was Powell möglicherweise heute sagen könnte, dazu gleich mehr. Mit einem Schlusskurs von 3.892,09 Punkten notiert der S&P500 zwischen der 100-Tage-Linie von 3.882,30 Punkten und der 50.Tage-Linie von 3.905,60 Punkten.
Die sinkenden US-Zinsen haben den Dollar mit nach unten gezogen, daher steigt der Euro auf ein Sieben-Monats-Hoch gegenüber dem Dollar. Damit hat der Goldpreis von zwei Seiten Rückenwind und klettert in die Nähe des Sieben-Monats-Hochs.
Powell-Rede ganz oben auf der Agenda
Fed-Chef Jay Powell nimmt am heutigen Dienstag ab 15 Uhr an einer Diskussion teil. Meiner Meinung nach dürfte Powell einmal mehr versuchen die Investoren davon zu überzeugen, dass die Fed in den nächsten Monaten die Leitzinsen um mindestens 75 Basispunkte anheben und sie für längere Zeit auf dem erhöhten Niveau belassen will.
Powell und seinen Kollegen dürfte es überhaupt nicht gefallen, dass die Zinsen für US-Anleihen zuletzt deutlich gesunken sind, sich die Aktienmärkte etwas erholt haben und der Dollar deutlich zurückgegangen ist. Denn hauptsächlich durch diese 3 Faktoren werden die Finanzbedingungen gelockert, wodurch laut der Einschätzung der Fed die Inflation angeheizt wird. Um gegenzusteuern könnte nach Daly auch Powell eine mögliche Leitzinserhöhung um 50 Basispunkte bei der nächsten Sitzung ins Spiel bringen.
Umso spannender wird es dann sein, die Reaktion des Aktienmarktes zu beobachten. Eigentlich müssten bei einer derartigen Aussage Powells die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen einen Sprung nach oben machen, was die Aktienmärkte belasten sollte. Oder aber Investoren interpretieren das derart, dass eine besonders starke Zinserhöhung das Risiko einer US-Rezession weiter erhöht, woraufhin die Zinsen für zehnjährige US-Anleihen noch weiter nach unten rauschen würden als ohnehin schon. Und schon würde die Rally beim DAX weitergehen, während S&P500 und Nasdaq weiter klettern könnten.
Es ist einfach bemerkenswert, dass viele Investoren zuletzt gegen die Fed spekuliert haben. Das zeigt unmissverständlich, dass Investoren das Vertrauen in die Fed verloren haben. Das könnte sie aber dazu zwingen, in den nächsten Monaten umso energischer zu handeln, was dem US-Aktienmarkt nicht gut bekommen würde. Werden Investoren heute einmal mehr Powells Aussagen einfach ignorieren?
US-Inflationsdaten von großer Bedeutung
Zudem werden Investoren am Donnerstag mit Argusaugen auf die US-Inflationsdaten achten, die um 14.30 Uhr veröffentlicht werden. Laut den Schätzungen der Volkswirte sollen die Verbraucherpreise im Dezember gegenüber dem Vormonat stagniert haben. Zudem sollen sie auf Jahressicht um 6,6 Prozent steigen, was ein Rückgang gegenüber dem Novemberwert von 7,1 Prozent wäre.
Gleichzeitig wird bei der Kernrate, also bei den um Nahrungsmittel und Energie bereinigten Verbraucherpreisen, im Monatsvergleich ein Anstieg von 0,3 Prozent erwartet, nach 0,2 Prozent für November. Im Jahresvergleich soll die Kernrate im Dezember auf 5,7 Prozent zurückgehen, nach 6,0 Prozent für November.
Sollten die US-Inflationsdaten überraschend gut ausfallen, gerade bei der Kernrate, dürfte die Party an den Aktienmärkten weiter Fahrt aufnehmen. Dabei dürften sich Investoren weiterhin keine Gedanken darüber machen, warum denn die Inflationsdaten plötzlich so deutlich auf dem Weg nach unten sind. Dafür kann es meiner Meinung nach nur einen Grund geben: Weil die US-Wirtschaft zügig auf eine Rezession zusteuert, und es sollte sich dabei um alles andere als ein „soft landing“ handeln.
Bereits am Donnerstagfrüh kommen aus China die Daten zu Inflation und Produzentenpreisen. Die Inflationsrate soll im Dezember auf 1,9 Prozent steigen, nach 1,6 Prozent für November. Bei den Produzentenpreisen wird für Dezember ein Rückgang um 0,1 Prozent gegenüber dem Vorjahr erwartet.
US-Verbrauchervertrauen im Blick
Am Freitagfrüh kommen aus China die Daten zu Im- und Exporten. Sie sollten zeigen, wie schwach die chinesische Wirtschaft bzw. die Weltwirtschaft zuletzt waren.
Um 11 Uhr kommen die Zahlen zur Industrieproduktion für die Eurozone. Die Produktion soll im November um 0,4 Prozent gegenüber dem Vormonat gestiegen sein, nach einem Rückgang um 2,0 Prozent für Oktober.
Zudem startet am Freitag die US-Quartalssaison mit den Ergebnissen von JPMorgan Chase & Co. (137,37 $ -0,41 %), Citigroup Inc. (47,54 $ 0,49 %), Bank of America Corp. (33,8900 $ -1,51 %), Wells Fargo & Co. (42,39 $ -0,96 %), Blackrock Inc. (752,99 $ 2,03 %)und Delta Air Lines Inc. (36,77 $ 2,05 %).
Um 16 Uhr schließen die Daten zum US-Verbrauchervertrauen, das die Universität Michigan veröffentlicht, den Datenreigen dieser Woche ab. Es soll im Januar weitgehend stabil geblieben sein bei 60,0 Punkten. Investoren schauen dabei vor allem auf die Daten zu den Inflationserwartungen der Konsumenten auf Ein- und Fünf-Jahres-Sicht.
In meiner Sendung "Euer Egmond" analysiere ich wöchentlich die Märkte!
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