Analyse
20:55 Uhr, 21.07.2016

DAX - Nicht mehr monetäres Heroin, "dennoch" bullisch?

Bemerkenswerte aktuelle Marktsituation: Dow Jones und Nasdaq100 sind kurzfristig überkauft und dürften kurzfristig in eine schaukelige Phase übergehen, der DAX hingegen zeigt sich zuletzt eigentlich erstaunlich fest ...

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.156,21 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.156,21 Pkt (XETRA)

Eingangs zunächst der Kursverlauf seit 2004 zwecks Orientierung.

Bitte beachten Sie für welchen Zeitraum eine charttechnische Prognose abgegeben wird. Kurzfristig ? Mittelfristig ? Langfristig ? Man kann kurzfristig bärisch, mittelfristig bullisch sein. Also kurzfristig fallende Kurse, mittelfristig steigende Kurse erwarten.

Derzeit bin ich (noch ?) langfristig skeptisch für den DAX, mittelfristig hingegen bullisch.

Ich beginne mit Äußerungen zum langfristigen Chartbild.

Technischer Status quo im Big Picture:

Großer Bullenmarkt seit 2009. Innerhalb dessen befindet sich der Index in einer hochvolatilen großen Seitwärtskorrektur seit 2014. Wirklich überzeugend sieht das Korrekturmuster nicht aus. Eurostoxx50 und beispielsweise der französische Leitindex CAC40 zeigen zeitgleich übrigens bisher bärische Korrekturmuster. Klar, bärische Muster können nach oben aufgeknackt werden. Zunächst einmal zeigen sie aber Instabilität und Fragilität des europäischen Aktienmarkts im übergeordneten großen Kontext. Selbst, wenn Eurostoxx50 und CAC40 mittelfristig ansteigen würden, wären die großen bärischen Muster noch präsent. Das muß an dieser Stelle festgehalten werden.

Wenn ich solche charttechnische Prognoseergebnisse erhalte, überlege ich natürlich, welche Themen fundamental dafür verantwortlich sein könnten, dass sich der Markt so bewegt, wie er sich bewegt. M.E. ist es nicht nur die europäische Bankenkrise 2.0, Stichwort italienischer Bankensektor.

Nach dem Brexit-Votum steht die europäische Union m.E. brüchiger da, als sie sich möglicherweise bewußt ist. Es stellt sich die Frage, ob es einen Dominoeffekt geben wird. Die Tatsache, dass Deutschland nach dem voraussichtlichen Austritt UKs noch mehr Gewicht haben wird, dürfte so manchem Mitglied nicht gefallen. Die harten Verhandlungen Griechenland gegenüber sollen bei vielen Mitgliedern Besorgnis erregt haben, ebenso der Alleingang in der Flüchtlingskrise. Nicht einmal 200 Flüchtlinge konnten unter den Mitgliedsstaaten verteilt werden. Das sagt alles.

Das Flüchtlingsthema ist das entscheidende Argument der Brexitbefürworter gewesen. Wenn die Regierung unter Merkel darauf beharrt, anderen Mitgliedsstaaten eine liberale Flüchtlingspolitik aufzuzwingen, besteht m.E. Korrositionsgefahr. Ein Block im Osten wird nicht mitmachen, ebenso einer im Süden. Und der französischen Regierung sitzt Marine Le Pen im Nacken.

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Mittelfristig sehe ich den DAX bemerkensweise bullisch, WENN der Index über diese mittelfristige seit April dieses Jahres bestehende flache Abwärtstrendlinie ansteigen kann. Diese Trendlinie liegt derzeit bei rund 10.200 Punkten im Markt.

Steigt der DAX auf Tagesschlußkursbasis über 10.260 Punkte an, generiert dies ein mittelfristiges (also mehrmonatiges) Kaufsignal mit Zielen von 10.530, 10.630 und 11.090 Punkten.

Kurzfristig habe ich zu dem Index keine Meinung. Seine Pendants in den USA sind zuletzt heißgelaufen und müßten jetzt eigentlich kurzfristig in eine Schaukelbörse übergehen. Da tendenziell eine positive Korrelation zwischen europäischem und US Markt vorliegt, könnte ähnliches auch im DAX geschehen.

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2 Kommentare

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  • tourguide
    tourguide

    Hallo Herr Weygand, zuerst Mal, danke für die guten Analysen! Da wir als Außenstehende der Märkte nur spekulieren können und sachliche Gründe von Investorenentscheidungen (die welche die Märkte bewegen können) uns kaum kommuniziert werden, will ich mal mit spekulieren.

    Flüchtlings-, Ukraine-, Syrien-, Türkei- ,..... und Terrorkriese sind ja alle politisch motiviert. Nicht eine diese Kriesen ist in den letzten zehn Jahren aus Zufall entstanden! Nun muss man sich die Frage stellen, wem nützte es. Hier ist ganz klar zu sagen: Man holt das Kapital nach Hause(USA). Man (USA) stärkt seine Verhandlungsposition, um zukünftige Verträge in seinem Interesse durch zusetzen. SETA, TTIP, NATO-Sicherheitsvertrag mit EU, Überwachung (Zusatzverträge zum 4+1 Vertrag) Umsetzung der Lissabonner Verträge usw. Wir befinden uns in einer Umbruchphase, wo die Karten neu verteilt werden. Solange, wie die Karten noch gemischt werden, wird es dem Dax und anderen europäischen Inizes nicht besser gehen. Sie werden sicher immer wieder mit einen kurzen Impuls nach oben gedrückt, aber sofort wieder abverkauft! Hier wird Kapital rausgezogen und umgeschichtet.

    08:03 Uhr, 22.07.2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

Mehr über Harald Weygand
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