DAX kämpft um die 13.000er Marke – Aktienmarkt spürt den Liquiditätsentzug
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Die Alarmstufe beim Notfallplan Gas nahm der Deutsche Aktienindex gestern zum Anlass, seinen Bodenbildungsversuch, der mit der Erholung seit dem Freitagstief gestartet war, abzubrechen. Im Moment ist im DAX auf der Long-Seite für Anleger einfach kein Schnitt zu machen. Es fehlt die Liquidität, die Kaufkraft ist weg.
Die US-Notenbank hat zwar erst Anfang Juni ihr offizielles geldpolitisches Straffungsprogramm gestartet, entzieht dem Markt über ein verlockendes Reverse-Repo-Angebot aber bereits seit Mitte vergangenen Jahres Liquidität. Damals schon hat sich die Fed entschieden, wieder einen Zins auf Einlagen der Banken bei der US-Notenbank zu zahlen. Diese Geschäfte dienten ursprünglich als eine Art Überfluss-Auffangbecken, um den Markt davor zu bewahren, in kurzfristige Staatsanleihen mit einem negativen Zins investieren zu müssen. Zuvor gab es keinen Zins für diese Reverse Repos, aber das war immer noch besser als einen negativen Zins in Kauf nehmen zu müssen.
Nun gibt es einen Zins, der mit 1,5 bis 1,75 Prozent dem Leitzins entspricht und dynamisch weiter steigen dürfte. Im Vergleich dazu liegt der einmonatige Zins bei US-Treasury-Bills bei nur knapp einem Prozent. Das Reverse-Repo-Angebot der Fed wird mit jeder Leitzinsanhebung noch einmal attraktiver: Geldmarktfonds können ihr Geld bei der US-Notenbank zum Bestzins veranlagen – und das ohne Ausfallrisiko bei der Gegenpartei und ohne Mindestlaufzeit. Und das Angebot wird angenommen: Seit April 2021 stieg das Volumen der Reverse-Repo-Geschäfte sukzessive und steil von quasi Null auf 2,28 Billionen US-Dollar an. Entsprechend rapide geht es mit den Cash-Reserven der Geschäftsbanken nach unten.
Während die Tilgung von MBS und US-Staatsanleihen geplant verlaufen wird (und seit Anfang Juni läuft), ist die Entwicklung der Reverse-Repo-Geschäfte nicht kalkulierbar, da nach oben offen. Die Reverse-Repo-Geschäfte arbeiten wie ein Vakuum, ein schwarzes Loch, dessen Gravitation mit jeder Leitzinsanhebung noch einmal gewaltiger wird. Einerseits könnte man also behaupten, dass die Reverse-Repo-Geschäfte die Fed teilweise von dem Vorwurf befreien, zu spät agiert zu haben, andererseits könnten dadurch auch die neuen Probleme von morgen – eine Rezession inklusive – ausgelöst werden.
In der Zwischenzeit wird auf jeden Fall der Aktienmarkt diese Sogwirkung zu spüren bekommen – etwa über Fehlzündungen bei Bodenbildungsversuchen wie in den vergangenen Tagen. Was jahrelang unter einer Flut von Liquidität verdeckt wurde, tritt nun zu Tage und auch alte Probleme wie die Eurokrise flackern wieder auf.
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