Kommentar
15:21 Uhr, 07.06.2007

DAX - Ist die Party zuende?

8.000 Punkte! Welches Feuerwerk haben die Märkte und speziell der DAX in der vergangenen Woche abgebrannt. Die Anleger verhielten sich zum Teil, als gäbe es in der nächsten Woche keine Aktien mehr. Am Freitag wurde die magische, psychologische aber keineswegs charttechnische Marke von 8.000 Punkten zumindest zeitweise übersprungen. Und auch am Montag schienen sich zunächst die Hoffnungen der Spekulanten zu erfüllen. Noch einmal wurde die besagte Marke mit über 10 Punkten übertroffen. Aber dann kamen Gewinnmitnahmen auf. Dies ist an runden Marken nicht verwunderlich, denn die Märkte lieben Marken. In der Vergangenheit ist es nicht selten vorgekommen, dass ein Markt oder eine Aktie genau an eine runde Marke gelaufen ist und dann wieder abgedreht hat. Als wollten die Händler sagen: „So, jetzt haben wir es gesehen, die Party ist vorbei.“ Ob die Party im DAX wirklich schon vorbei ist, kann noch nicht mit Sicherheit gesagt werden. Immerhin steht noch eine, zugegeben nicht runde Marke im Raum. Das bisherige all-time-high des DAX lag bei 8.136 Punkten. In den letzten Tagen war zu hören, dass dieser Wert unbedingt noch angetestet werden würde. Wenn allerdings viele davon sprechen, dann trifft es häufig nicht ein. Die einschlägigen Sentiment-Indikatoren zeigen jedenfalls eine sehr optimistische Haltung der Marktteilnehmer. Auch diese Tatsache spricht eher gegen ein Durchstarten in Richtung der alten Tops denn die Masse hat bekanntlich meistens Unrecht. Wenn man sich den aktuellen Chart des DAX ansieht, so hat sich bis zum Montag eine Fahnenstange ausgebildet. Die Dynamik, mit der der DAX von Tag zu Tag nach oben lief, nahm ständig zu. Auch das war auf Dauer nicht durchzuhalten. Im Prinzip ist es gleich, ob die alten Tops noch erreicht werden oder nicht. Sicher werden mich nun einige Leser fragen, woher denn der Rückschlag bei einem solch positiven fundamentalen Umfeld kommen soll. Alle Risikofaktoren wie China, US-Immobilien oder Hurrikan-Saison überraschen den Markt nicht mehr. Rückschläge, kommen immer ohne Vorankündigung und der Auslöser ist nicht selten eine banale Ursache. So wurde von Morgan Stanley gestern eine „Triple-Sell“ – Warnung bekannt gegeben. Auf einem mathematischen System basierend stellte Morgan Stanley fest, dass die Aktienrallye weltweit zunächst beendet sei. Die Folge war ein kräftiger Einbruch. Was war nun eigentlich passiert. Ein Brokerhaus hat sich skeptisch über die weitere Entwicklung geäußert. Mehr nicht! Mehr nicht? Die fundamentalen Rahmendaten haben sich nicht durch diese Aussage verändert. Nun kann man sich zwei Szenarien vorstellen. 1. Die Berechnungen des Brokerhauses sind fundiert und zeigen tatsächlich eine ausgeprägte Korrektur an. Wenn dies so ist, hat es sicher auch Auswirkungen auf die wirtschaftliche Entwicklung, da gerade in den USA der private Konsum sehr stark mit Gewinnen an der Börse korreliert. In diesem Falle müsste man sich über die weitere Entwicklung Gedanken machen. 2. Die Aussagen eines einzigen Brokerhauses stellen noch keine Trendwende am Aktienmarkt dar. Immerhin ist die Mehrheit der Marktteilnehmer und Analysten weiter positiv gestimmt. Einzelne Häuser haben gerade ihre Prognosen für das Jahresende zum Teil deutlich angehoben oder diskutieren zumindest darüber. Dann ist es schon verwunderlich, warum die Märkte derart sensibel auf diese Aussage reagieren. Beide Fälle zeigen deutlich, wie anfällig die Märkte geworden sind. War dies schon der Auslöser für eine deutlich ausgeprägtere Korrektur oder gar das Ende des Aufwärtstrends? Oder ist es nur eine kleine, nicht ernst zunehmende Episode im weiterhin intakten Aufwärtstrend? Der kurzfristige Aufwärtstrend wurde in den letzten Tagen jedenfalls ebenso gebrochen, wie der seit Mitte März bestehende Aufwärtstrend. Erholungsbemühungen am Umsatzschwachen Feiertag gestalten sich bislang wenig überzeugend. Das es sich um eine ausgeprägte Korrektur bis in den Bereich von 6.000 handeln könnte, sollte keinen Anleger überraschen. Das kurzfristige Ziel lautet zunächst 7.500 Punkte.

In diesem Sinne bleiben Sie am Ball und sichern Sie Ihr Vermögen. Bis zur nächsten Woche.

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Ihr "Martin Marquardt"

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Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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