Analyse
10:54 Uhr, 06.10.2014

DAX - hoffen und bangen

Der DAX in der letzten Woche mit deutlich fallenden Kursen. Selbst die runde 9.200er-Marke wurde geknackt. Wie geht es weiter?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 9.336,20 Punkte (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Die derzeitige Stimmung an der Börse darf mit „Verunsicherung“ umschrieben werden. Die grundsätzlich positive Sicht auf den Aktienmarkt, die die Börsianer seit Anfang 2012 zu Käufen umtrieb und den DAX in einem langfristigen Aufwärtstrend bis an die 10.000er-Marke führte, ist vorbei. Der langfristige Aufwärtstrend wurde im Juli 2014 nach unten verlassen.

DAX – Monatskerzen

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Der langfristige Aufwärtstrend wurde verlassen. Aktuell eine Range.

Die Gründe hierfür sind vielschichtig. Einerseits sorgte die Ukraine-Krise für eine abwartende Haltung und auch die Krise in Nahost nagte an der positiven Stimmung. Andererseits sind die Konjunkturdaten nicht mehr eindeutig. Sowohl in Europa, als auch in den USA und zuletzt in China sind Bremsspuren sichtbar. Eine klare Linie in den Zukunftsprognosen nicht mehr für die Masse der Marktteilnehmer erkennbar. So halten sich die nachhaltigen Investoren und Anleger eher zurück und die Börsen werden zum Spielball der kurzfristig orientierten Trader.

Kurzfristige Trader am Ball

Ein Zeichen hierfür sind auch die schnellen Richtungswechsel im DAX. So wird der Markt zügig nach Bekanntgabe der diversen Konjunkturdaten einmal nach oben und kurze Zeit später wieder nach unten getrieben. Die grundsätzliche Stimmung der „Verunsicherung“ spiegelt sich zudem in einem langfristigen Rechteck oder auch Range wider.

Diese Chartformation, in früheren Börsenzeiten auch als „Sägezahnmarkt“ bezeichnet, umschreibt einen Markt, der eine eher abwartende Haltung eingenommen hat und auf ein entscheidendes Signal wartet. Die derzeit gültige Range kann zwischen ca. 8.900 bis ca. 9.800 Punkten angenommen werden. Eher negativ ist hierbei, dass diese Range erst Ende Mai 2014 nach oben verlassen wurde. Doch dieser Ausbruch dann an der 10.000er-Marke scheiterte und der DAX wieder Anfang Juli 2014 in die Range zurückkehrte.

Fehlsignal im Sommer

Ein solches Signal wird in der Technischen Analyse als Fehlsignal klassifiziert. Fehlsignale wiederum deuten darauf hin, dass die ursprüngliche Ausbruchsrichtung nicht vom Markt angenommen wird und daher – wie im Mai 2014 – einfach die Bullen fehlen. Im Umkehrschluss darf dann davon ausgegangen werden, dass die Bären in der Überzahl sind. Mustergültig fiel der DAX daraufhin im Juli und August 2014 auch an die untere Begrenzung der Range bis zu einem Tief bei 8.903 Punkten, um sich von hier wieder zu erholen. Mit Entspannung in der Ukraine-Krise und unterstützt von den Erwartungen auf ein nicht allzu baldiges Ende der niedrigen Zinsen in den USA konnten die Aktienmärkte sodann wieder ansteigen, um nochmals die obere Begrenzung der Range zu testen.

Hü und hott im DAX

Dieses hü und hott zeigt allerdings auch an, dass innerhalb des Sägezahnmarktes eine klare Richtungsprognose bezogen auf lang- oder mittelfristige Sicht obsolet wird. Hierfür bestehen zu viele Imponderabilien. Der auf einen längeren Zeithorizont orientierte Anleger wartet daher ab – der kurzfristige Trader vertraut auf kurzfristige Zeitebenen. Erst ein Ausbruch aus der Range dürfte dann ein deutliches Richtungssignal liefern. Entsprechend der Bandbreite der Seitwärtsbewegung seit Ende 2013 von rund 800 bis 900 Punkten würden sich entsprechende Kursziele ergeben.

Kursziele bei Ausbruch aus der Range

Nach oben bestünde die Chance, dass sich der DAX kräftig aufwärts bewegt in Richtung 10.700 Punkten. Bei diesem positiven Szenario bestünde auch die Aussicht auf eine Rückkehr in den verlassenen langfristigen Aufwärtstrend. Dies wäre ein weiteres positives Signal. Ein Übertreibung nach oben damit durchaus einzuplanen. Für das positive Szenario spricht zudem noch die Ablösung des DAX im August 2014 von der unteren Begrenzung der Range nach oben.

Ein Fall hingegen unter die 8.900er-Zone würde die Schleusen nach unten öffnen. Das Kursziel für das negative Szenario darf mit ca. 8.100 Punkten angegeben werden, dem Tief vom September 2013. Hier wäre eine erste tragfähige Unterstützung aus Sicht der Monatskerzen zu erwarten. Welches Szenario ist nun wahrscheinlicher? Wahrscheinlichkeits-Berechnungen beruhen in der Regel auf der Untersuchung einer Vielzahl von ähnlichen Chartmustern. Bei Rechtecken bzw. bei Ausbrüchen aus Sägezahnmärkten ist eine klar signifikante Angabe einer Ausbruchsrichtung allerdings nicht möglich. Zudem die diversen Berechnungen nicht immer eindeutig sind, wenn zum Beispiel der vorangegangene Trend nicht berücksichtigt wird. So bleibt also nur eines: Abwarten, ob und wenn ja in welche Richtung ein Ausbruch erfolgt.

Aktuell interessante Situation

Innerhalb der Range ist allerdings das Niveau um 9.369 Punkte interessant, welches Anfang der letzten Woche getestet und nachfolgend gebrochen wurde. Diese Marke resultiert aus dem Tief der Woche von Ende August in Verbindung mit dem Tief einer Woche von Ende April. Zudem darf in diesem Bereich die Mitte der derzeitigen Range angenommen werden. Der Fall unter ca. 9.369 Punkten per Wochenschlusskurs ist grundsätzlich negativ. Die lange schwarze letzte Wochenkerze mahnt zur Vorsicht.

DAX – Wochenkerzen

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Zwei lange schwarze Wochenkerzen mahnen zur Vorsicht. Ein Fall unter 9.166 wäre negativ – positiv über dem Hoch der letzten Woche.

Mit der jüngsten Abwärtsbewegung wäre somit auch ein nochmaliger Test der unteren Begrenzung der Range bei ca. 9.000/8.900 Punkten grundsätzlich zu erwarten – die aktuell festere Tendenz nach positiven Vorgaben ist noch keine wesentliche Trendwende. Ein Re-Break der Marken bei 9.369 und folgend auch der 9.424 dagegen könnte zu einer Erholung an das Hoch der letzten Woche bei 9.520 führen. Ein derartiges Szenario wäre leicht positiv. Würde zudem das letzte Wochentief in dieser Woche nicht mehr unterschritten, würde sich zudem ein Dreieck im Kursverlauf ausbilden.

Als Fazit darf festgehalten werden: Das Risiko nach unten ist mit den letzten beiden langen schwarzen Wochenkerzen angestiegen – erst ein Anstieg über 9.520 Punkte hellt die Stimmung wieder auf. Eine klare übergeordnete Richtungsprognose ergibt sich erst bei Ausbruch aus der gegenwärtigen Range oder bei Bildung eines Dreiecks bei Ausbruch aus diesem. Kurzfristig besteht zum Wochenauftakt aber die Chance auf einen stabilen Markt.

Ihr Stefan Salomon

Chartanalyse GodmodeTrader.de

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