Kommentar
22:05 Uhr, 01.10.2019

US-Industrie spürt den Handelskrieg immer stärker - Euro-Schwäche hält an

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  • Euro-Industrie schlittert immer tiefer in die Krise
  • London: Johnson weist Berichte über Brexit-Pläne zurück
  • Eurozone: Inflation auf tiefstem Stand seit drei Jahren
  • China demonstriert seine Machtansprüche
  • Führende Wirtschaftsinstitute senken Konjunkturprognose
  • Japan: Stimmungsindex Tankan fällt auf tiefstes Niveau seit 6 Jahren
  • Deutsche Post stellt Konzernstrategie 2025 vor
  • Massives Sicherheitsleck bei vielen Apple-Produkten
  • Bain gibt sich im Bieterkampf um Osram geschlagen

DAX & Wall Street

  • Schwache Wirtschaftsdaten aus den USA haben auch den deutschen Aktienmarkt am Dienstagnachmittag belastet. Der DAX ging mit einem Minus von 1,32 Prozent bei 12.263,83 Punkten aus dem Handel, nachdem der Leitindex zuvor zeitweise fast bis auf 12.500 Punkte geklettert war. Der ISM-Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe in den USA sank im September überraschend weiter. Damit hat der Handelskonflikt mit China inzwischen offenbar auch deutliche realwirtschaftliche Folgen für die US-Wirtschaft. Auch in der europäischen Industrie hat sich die Stimmung zuletzt weiter eingetrübt. Der finale IHS Markit Eurozone Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe ist auf den tiefsten Wert seit Oktober 2012 gefallen, wie am Vormittag mitgeteilt wurde. Seit acht Monaten notiert der Index bereits ununterbrochen unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird. Die Geschäfte der deutschen Industrie laufen sogar so schlecht wie seit dem Höhepunkt der weltweiten Finanzkrise Mitte 2009 nicht mehr. "Der Abschwung hat sich verschärft", kommentierte Markit-Ökonom Phil Smith.
  • Die Aktien an der Wall Street haben den Handel am Dienstag aufgrund schlechter als erwarteten US-Konjunkturdaten im Minus beendet. Der Dow Jones verlor 1,3 Prozent auf 26.573 Punkte und fiel damit auf den tiefsten Stand seit September, der S&P 500 gab 1,2 Prozent ab und der Nasdaq 100 lief 0,8 Prozent nach unten.

Chartanalysen des Tages

Unternehmensnachrichten

  • Der Börsengang von Wework findet bis auf Weiteres nicht statt. Der Bürovermittler teilte am Montag mit, er wolle sein geplantes Debüt an der Wall Street verschieben und seine Registrierung für den Börsengang bei der Aufsichtsbehörde SEC zurückziehen. Die Ko-Vorstandsvorsitzenden Artie Minson und Sebastian Gunningham sagten, Wework wolle sich auf sein Kerngeschäft konzentrieren. Nach ihren Worten hat das Unternehmen noch immer Pläne, sich „in der Zukunft“ wieder mit einem IPO zu befassen, ein möglicher Zeitpunkt dafür wurde aber nicht genannt.
  • Apple-CEO Tim Cook hat in einem Zeitungsinterview starke iPhone-Absätze in Aussicht gestellt. Das iPhone 11 habe einen guten Verkaufsstart erlebt, so Cook. Der Manager betonte, dass die Firma sich nicht glücklicher schätzen könnte.
  • Experten haben kürzlich eine Schwachstelle entdeckt, die zahlreiche Apple iPhone- und iPad-Generationen betrifft. So gelten die Geräte als gefährdet, wenn die falsche Person sie in die Hand bekommt. Betroffen sind die iPhone-Modelle 4S bis iPhone X, iPads, Apple TVs, iPods und Apple Watch-Modelle. Erst das iPhone XS und neuere Modelle gelten als sicher. Apple selbst kann die Lücke nicht per Update schließen, wie es sonst bei den meisten Schwachstellen möglich ist. wie Spiegel Online berichtete. Sie ist so grundlegend, dass ein Nachbessern ausscheidet. Der Konzern selbst hat sich zu dem Problem bisher noch nicht geäußert. Ein Sicherheitsforscher namens "axi0mx" hat am Wochenende einen sog. iPhone Boot-ROM-Exploit veröffentlicht. Ein Programm, das einen Fehler ausnutzt, der im Startvorgang der betroffenen Geräte steckt, wie der Spiegel erklärt. Dieser Exploit kursiert unter dem Namen „Checkm8“. Für einen Angriff auf ein betroffenes Gerät benötigt man aber einen physischen Zugriff, aus der Ferne soll es also nicht möglich sein. Zudem sei der Gerätecode notwendig, hieß es.
  • Der Streik der Gewerkschaft UAW bei General Motors läuft bereits die dritte Woche. Die Verhandlungen seien am Wochenende und am Montag weiter geführt worden, doch kurzfristig sei eine Einigung wohl nicht in Sicht, hieß es in Detroit.
    Der Stahlkonzern US Steel hat sich nach eigenen Angaben eine fast 50-prozentige Beteiligung an dem Wettbewerber Big River Steel gesichert. Kaufpreis: rund 700 Mio. Dollar.
  • Als Konsequenz der tödlichen Boeing 737-Max-Abstürze fasst der Flugzeugbauer seine Sicherheitsaufsicht in einer neuen Einheit zusammen. Die neue Produkt- und Sicherheitsorganisation werde Aufgaben übernehmen, die derzeit von verschiedenen Teams und Einheiten im Unternehmen verantwortet würden, erklärte der Konzern.
  • Der Autobauer Opel hat für sein Stammwerk Rüsselsheim ein halbes Jahr Kurzarbeit angemeldet. Betroffen ist die große Mehrheit der rund 2.600 Beschäftigten in dem Montagewerk des Standortes, wie ein Unternehmenssprecher am Dienstag mitteilte. In Absprache mit dem Betriebsrat ist geplant, bereits im Oktober die Spätschicht für sechs Monate einzustellen.
  • Die Deutsche Post DHL hat ein Milliardenpaket geschnürt, um in Sachen Digitalisierung voranzukommen. Bis zum Jahr 2025 will man dafür rund zwei Milliarden Euro ausgeben, wie der Konzern in Frankfurt mitteilte. Nach Angaben des Unternehmens werden die Ausgaben in neue Technik und bessere Datenauswertung deutlich erhöht. Zudem will der Konzern verstärkt auf Roboter setzen, wie Konzernchef Frank Appel ankündigte. Das Betriebsergebnis soll dem Strategiepapier zufolge bis 2022 auf Mrd. 5,3 Milliarden Euro steigen. 4,3 Mrd. Euro sollen es in diesem Jahr sein nach 3,2 Mrd. im vergangenen Jahr.
  • Der Energiekonzern E.ON will die Ökostromerzeugung seiner Neuerwerbung Innogy „so schnell wie möglich im kommenden Jahr“ übertragen. Das teilte der Essener Energiekonzern am Dienstag mit. Die Erneuerbaren von E.ON gingen zum 1. Oktober an den Konkurrenten RWE über. Dieser Schritt gehört zur Neuaufteilung der Geschäftsfelder der beiden Konzerne. Von E.ON zu RWE wechselten auch mehr als 1.600 Mitarbeiter. Die RWE-Tochter Innogy wird zerschlagen. E.ON behält das Netz- und das Endkundengeschäft und übergibt RWE die eigenen Erneuerbaren und die von Innogy.
  • Auf die Pauschalurlauber der deutschen Thomas Cook, die vom Reisestopp bis 31. Oktober betroffen sind, gibt es schlechte Nachrichten. Sie können nicht mit einer vollen Erstattung des bereits gezahlten Geldes rechnen. Die Versicherung Zurich Deutschland hatte die Reisen mit der deutschen Thomas Cook bis zu 110 Mio. Euro versichert. „Sie können davon ausgehen, dass dies bei weitem nicht reicht", sagte Zurich-Sprecher Bernd Engelien. Der insolvente Reiseanbieter hatte alle Angebote bis 31. Oktober abgesagt, auch wenn diese schon angezahlt oder voll bezahlt waren.
  • Im Bieterkampf um Osram zeichnet sich ab, dass AMS aus Österreich nach der erhöhten Offerte das Rennen macht. Das Investorenduo der mitbietenden Finanzinvestoren Advent und Bain verzichte demnach auf Gegenmaßnahmen, berichtete die "Börsen-Zeitung" am Dienstag ohne genauere Quellen zu nennen. AMS hat seine Offerte am Freitag von 38,50 auf 41 Euro je Aktie erhöht, was einen Gesamtkaufpreis von über 3,9 Mrd. Euro bedeuten würde. Bain und Advent hatten ihrerseits zuvor angekündigt, das frühere AMS-Angebot deutlich überbieten zu wollen, nannten aber bislang keinen neuen Preis.
  • Siemens weitet sein Geschäft mit Immobilien aus. Bislang war die Immobiliensparte auf die Verwaltung der Gebäude und Grundstücke des Konzerns konzentriert. Vermietung an Externe blieb die Ausnahme. Nun möchte sich Siemens Real Estate mit neuen Projekten und Flächenumnutzungen bestehender Siemens-Areale direkt Dritte ansprechen, wie das „Handelsblatt“ berichtete.

Konjunktur & Politik

  • Die Geschäftsstimmung in der US-Industrie hat sich im September überraschend weiter verschlechtert. Der Einkaufsmanagerindex ISM sank auf 47,8 Punkte, nach zuvor 49,1 Zähler, wie das Institute for Supply Management (ISM) am Dienstag mitteilte. Das ist der tiefste Stand seit Juni 2009. Volkswirte hatten hingegen mit einer leichten Verbesserung gerechnet. Da der Indikator weiter unter die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gesunken ist, deutet er auf eine gesteigerte Schrumpfung des Sektors hin. Die wichtige Produktionskomponente ist auf lediglich 47,3 Punkte gefallen. „Der tatsächlich realisierte Output der Firmen in den USA leidet also offenkundig unter dem aktuell doch eigetrübten globalen ökonomischen Umfeld“, urteilte die NordLB.
  • Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag (DIHK) befürchtet eine zunehmende Belastung der Wirtschaft durch die internationalen Auseinandersetzungen über Handelsfragen. „Die zunehmenden Handelskonflikte in der Welt verursachen einen beispiellosen finanziellen und bürokratischen Aufwand, der das globale Geschäft für deutsche Unternehmen immer schwieriger macht", erklärte die Kammerorganisation bei der Veröffentlichung ihres neuen Außenwirtschaftsreports.
  • Wie unter anderem die "New York Times" und der australische Sender ABC berichten, soll US-Präsident Trump den australischen Premierminister Scott Morrison dazu gedrängt haben, US- Justizminister William Barr bei dessen Untersuchungen zum Ursprung der Russlandaffäre zu unterstützen.
  • Die Inflation in der Eurozone hat im September mit einer Rate von 0,9 Prozent den tiefsten Stand seit fast drei Jahren erreicht. Das ist die niedrigste Inflationsrate im Währungsraum seit November 2016, teilte das Statistikamt Eurostat am Dienstag in Luxemburg mit. Analysten hatten mit einer unveränderten Inflationsrate von 1,0 Prozent gerechnet. Ohne schwankungsanfällige Komponenten wie Lebensmittel und Energie (Kernindex) stiegen die Verbraucherpreise um 1,0 Prozent.
  • Der Eurozone-Industriesektor verzeichnete im September die stärksten Wachstumseinbußen seit knapp sieben Jahren. Dies signalisiert der finale IHS Markit Eurozone Einkaufsmanagerindex, der binnen Monatsfrist um 1,3 auf 45,7 Punkte sank – der tiefste Wert seit Oktober 2012, wie das IHS Markit-Institut mitteilte. Seit acht Monaten notiert der Index bereits ununterbrochen unter der Marke von 50 Punkten, ab der Wachstum angezeigt wird. In sämtlichen drei von der Umfrage erfassten Industriebereichen ging es im Berichtsmonat bergab, allen voran im Investitionsgüterbereich, gefolgt vom Vorleistungsgüterbereich. Im Konsumgüterbereich rutschte der PMI erstmals seit November 2013 wieder unter die 50-er Marke. „Der Eurozone-Industriesektor schlitterte im September immer tiefer in die Krise – es ging so rasant bergab wie zuletzt vor knapp sieben Jahren. Damit verdüstert sich der Ausblick für das vierte Quartal 2019 zunehmend“, kommentierte Chris Williamson, Chef-Ökonom bei IHS Markit. „Der September-PMI deutet darauf hin, dass die Industrieproduktion im schlimmsten Fall mit 1 Prozent auf Quartalsbasis gesunken ist, was das BIP im dritten Quartal 2019 erheblich belasten dürfte. Am schlimmsten hat es Deutschland erwischt, hier sank der PMI auf den tiefsten Wert seit 2009. Doch auch in Italien und Spanien beschleunigte sich die Talfahrt, und in Frankreich stagnierte der Industriesektor.
  • Die britische Regierung will laut Medienberichten Vorschläge für eine Alternative zur umstrittenen Backstop-Regelung im Brexit-Vertrag unterbreiten. Das Konzept sieht Warenkontrollen abseits der irisch-nordirischen Grenze vor. Zollpflichtige Waren sollen in Kontrollzentren einige Kilometer vor der Grenze angemeldet und per GPS verfolgt werden, bis sie auf der anderen Seite eingetroffen sind. Der britische Premierminister Boris Johnson hat den Bericht mittlerweile dementiert. Die Verhandlungen mit Brüssel seien in einer „entscheidenden Phase“, sagte Johnson am Dienstag in einem BBC-Interview. Man werde jetzt nicht das hervorholen, was man der EU vorlegen wolle. Johnson besteht weiterhin darauf, dass die Garantieklausel (Backstop) für eine offene Grenze zwischen dem britischen Nordirland und dem EU-Mitglied Irland gestrichen wird. Sonst droht er mit einem ungeregelten EU-Austritt am 31. Oktober.
  • Nordkorea und die USA wollen noch in der laufende Woche neue Gespräche über das nordkoreanische Atomwaffenprogramm führen. Beide Seiten hätten vereinbart, am 5. Oktober mit den Verhandlungen auf Arbeitsebene zu beginnen, berichtete am Dienstag die südkoreanische Nachrichtenagentur Yonhap.
  • Die Quartalsumfrage "Tankan" der Bank von Japan (BoJ) deutet eine desaströse Stimmung in der japanischen Industrie an. Der Index für die großen Produktionsunternehmen für September ist von plus 7 drei Monate zuvor auf plus 5 Punkte gesunken. Ein positiver Index bedeutet, dass die Optimisten weiterhin in der Mehrheit sind. Gleichwohl ist das Niveau auf den tiefsten Stand seit sechs Jahren gefallen. Ökonomen hatten sogar mit einer stärkeren Abkühlung auf nur noch einen Punkt gerechnet. Hintergrund ist unter anderem der schwelende Handelskonflikt zwischen den beiden größten Volkswirtschaften der Welt, USA und China. Der Index für große, nicht produzierende Unternehmen sank ebenfalls um zwei auf plus 21 Punkte.
  • China hat den 70. Jahrestag der Gründung der Volksrepublik mit der bisher größten Militärparade begangen. Auf dem Platz des Himmlischen Friedens wurden 15.000 Soldaten, 580 Panzer, Interkontinentalraketen, Flugzeuge und andere Waffen zur Schau gestellt. „Es gibt keine Macht, die das Fundament dieser großartigen Nation erschüttern kann", so der chinesische Präsident Xi Jinping in einer Ansprache. „Lasst uns dem Sozialismus chinesischer Art treu bleiben“, so Xi weiter. Mit Blick auf die seit fünf Monaten anhaltenden Proteste in Hongkong fordert er „langfristige Stabilität“ in der chinesischen Sonderverwaltungsregion. Der Platz des Himmlischen Friedens war weiträumig abgeriegelt, U-Bahnlinien durften nicht fahren, Flughäfen waren gesperrt, überall herrschte höchste Sicherheitsstufe. Im Rahmen der Feierlichkeiten hat Xi auch die "Wiedervereinigung des Vaterlandes" beschworen und dabei Taiwan mit einbezogen.
  • Die Ausgaben des Öffentlichen Gesamthaushalts in Deutschland sind im ersten Halbjahr um 6,6 Prozent gegenüber der Vorjahresperiode auf 734,3 Mrd. Euro gestiegen. Die Einnahmen erhöhten sich im gleichen Zeitraum um 4,2 Prozent auf 745,2 Mrd. Euro. Die Angaben beziehen sich auf vorläufige Ergebnisse der Kern- und Extrahaushalte der vierteljährlichen Kassenstatistik, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Hieraus errechnet sich für das erste Halbjahr ein kassenmäßiger Finanzierungsüberschuss von 10,9 Mrd. Euro. Im ersten Halbjahr 2018 hatte der Überschuss noch 26,8 Mrd. Euro betragen.
  • Führende Wirtschaftsforschungsinstitute (DIW, ifo Institut) erwarten für die Deutsche Wirtschaft in diesem Jahr nur noch ein Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,5 Prozent und von 1,1 Prozent im Jahr 2020, wie Medien am Montag berichteten. Die Herbst-Gemeinschaftsprognose der Institute wird am Mittwoch vorgestellt. Im Frühjahr hatten die Institute noch mit einem BIP-Anstieg um 0,8 Prozent für 2019 gerechnet. Für 2020 hatten sie ein Wachstum von 1,8 Prozent erwartet.

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