Kommentar
09:48 Uhr, 09.03.2020

DAX erlebt Lehman-Moment – Ölpreis-Crash ist der nächste schwarze Schwan

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Saudi-Arabien hat nach wochenlangen Streitigkeiten mit Russland nun beschlossen, die eigenen Fördermengen wieder hochzufahren und sich nicht mehr an Mengenabsprachen zu halten. Ein höheres Angebot trifft also auf jetzt auf eine durch die Corona-Krise potenziell fallende Nachfrage – im Ergebnis brachen die Ölpreise heute Nacht in der Spitze um rund 30 Prozent ein.

Das Coronavirus ist plötzlich zum kleineren Problem für die Finanzmärkte geworden. Das letzte Mal, als sich die OPEC dazu entschloss, den Markt den Ölpreis regeln zu lassen, dauerte es Monate, bis ein Preisniveau von 30 US-Dollar erreicht wurde. Dieses Mal hat es nur einen Tag gedauert. Immer wenn es zu abrupten Preisanpassungen kommt, droht ein Kreditrisiko, da sich niemand auf so etwas vorbereiten konnte. Es bleibt nur die Hoffnung, dass die Geldpolitik Schlimmeres verhindern wird. Anleger flüchten weiter in amerikanische Staatsanleihen. Über alle Laufzeiten hinweg fallen die Zinsen, was die Erwartung an eine weitere Leitzinssenkung in den USA ausdrückt – dieses Mal möglicherweise gepaart mit einem neuen geldpolitischen QE-Lockerungsprogramm.

Die Börsenaufsicht der Terminbörse CME hat den Handel mit US-Aktienfutures gestoppt, nachdem diese in der Nacht über fünf Prozent gefallen sind. Der Handel findet zwar weiterhin statt, der Kurs des S&P Futures ist aber bei 2.821 Punkten eingefroren. Wer darüber kaufen möchte, kann das tun. Darunter findet kein Handel statt. Das dient dem Ziel, die blank liegenden Nerven der Anleger zu beruhigen. Es hat aber auch den unschönen Nebeneffekt, dass die Marktteilnehmer in Frankfurt und weltweit erst einmal im Blindflug unterwegs sind.

Der Deutsche Aktienindex erlebt einen Lehman-Moment und bricht zum Handelsstart noch einmal um über 1.000 Punkte ein. Technische Unterstützung besteht nun bei 10.486 Zählern. Darunter ist theoretisch eine Fortsetzung des Ausverkaufs möglich. Hält die Marke, könnte es zu einer technisch bedingten Gegenbewegung kommen. In diesem Markt wäre eine Seitwärtsbewegung schon ein Fortschritt. Sie wäre jetzt willkommen, da Investoren dann etwas mehr Klarheit über die Kursbereiche bekämen, an denen sie sich zur Verwaltung ihrer Risiken orientieren können.

Bislang haben die Anleger ein Szenario nur kurzfristiger temporärer wirtschaftlicher Folgen der Corona-Krise gegen die Möglichkeit einer Pandemie mit der Folge einer Rezession abgewogen. Mit dem Zusammenbruch des Ölpreises trifft nun der zweite schwarze Schwan in Form von potenziellen Kreditrisiken an den Märkten ein. In den USA sehen wir jetzt eine klare Invertierung der Anleihekurve. Die Mehrheit der Anleger rechnet also mit einer baldigen Rezession.

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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