Kommentar
08:00 Uhr, 21.07.2008

DAX endlich mit temporärem Boden - Öl endlich mit Top - Bald Stimmungsaufhellung bei Börsianern ?

Erwähnte Instrumente

Pikanterweise wurde in der zurückliegenden Woche der Aktienmarkt ohne den eigentlich von vielen Beobachtern erwarteten finalen Sell Off gedreht. Neben nicht ganz so schlechten Quartalszahlenberichten einer Reihe von US Investmentbanken, sorgte die Ankündigung der US Bankenaufsicht SEC, Leerverkäufe von Bankaktien einschränken zu wollen, für einen plötzlich einsetzenden (allerdings künstlichen) Kaufrausch bei Bankaktien. Dies wiederum kam dem breiten Aktienmarkt zugute.

Dem breiten Aktienmarkt kam außerdem zugute, dass der Rohstoffsektor zeitgleich begann, zu korrigieren. Der Ölpreis kam deutlich zurück und bildete endlich eine Signallage aus, die für eine relevante Korrektur sprechen dürfte.

Die Vorzeichen für die kommenden Wochen sehen so aus, dass wir am Aktienmarkt eine deutlich Erholung und bei Öl eine deutliche Korrektur erwarten. Die erwartete Erholung im DAX, sofern sie zustandekommt, wäre als eine Bärenmarktrallye zu klassifizieren. Also eine Erholung im Kontext eines nach wie vor intakten Bärenmarkts. Die Korrektur bei Öl wäre im Sinne einer Korrektur zu werten, aber nicht im Sinne einer ganz großen Trendwende. Und Vorsicht. Es liegt in der Natur des Rohstoffsektors, das er ziemlich inhomogen aufgebaut ist. Nicht alle Subsektoren dürften nachgeben!

Im Rahmen meines großen Marktausblicks bin ich zu folgendem Ergebnis gekommen :

1.) Mindestens auf Sicht einiger Wochen dürften wir eine Bärenmarktrallye an den Aktienmärkten sehen. Eine solche Bärenmarktrallye könnte den DAX in Richtung 6.650 Punkte, anschließend sogar 6.950 Punkte tragen.

2.) Der US Markt wird seit vergangenem Jahr aus 2 Richtungen in die Zange genommen. Auf der einen Seite hohe Energiepreise, hohe Rohstoffpreise, Inflation und der anderen Seite der crashende Bankensektor, der im breiten Aktienmarkt hoch gewichtet ist. Was den Druck dieser Zange anbelangt, dürfte es kurz- bis mittelfristig Druckentlastung geben! US Banken dürften vor einer weiteren Stabilisierung stehen und Öl befindet sich in einer Korrektur.

3.) Die SEC beginnt die Shortsellingmöglichkeiten am US Aktienmarkt einzuschränken. Das könnte interessant werden. Mitte 2007 wurde die so genannte Uptick-Regel für das Shortselling von Aktien des breiten Marktes eingeführt. Dies stellte eine Erleichterung des Shortsellings dar. Ab Mitte 2007 war es bei S&P 500 Aktien also nicht mehr nötig auf ein Uptick zu warten, also auf temporären Kaufdruck zu warten. Stattdessen konnte man und kann mach nach wie vor direkt in bestehenden Verkaufsdruck leerverkaufen. In den USA gab es hitzige Diskussionen darüber, ob dies zu einer Verschärfung der Korrektur geführt haben könnte. Man darf gespannt sein. Vielleicht ist an der These etwas dran. Immerhin bildete der US Aktienmarkt Mitte 2007 sein Top aus und begann zu korrigieren. Wenn mit der jetzigen Regelverschärfung der Boden kommen sollte, dann wäre der Zusammenhang nicht zu verleugnen.

4.) Experten haben immer wieder darauf verwiesen, dass der Ölpreis erst dann wieder zurückkommen kann, wenn die Nachfrage fällt. Es gibt Anzeichen, die für eine nachlassende nachfrage sprechen. In den USA wird durch eine Behörde, die das Transportwesen regelt, ein Index veröffentlicht, der im Durchschnitt die gefahrenen Meilen quantifiziert und darstellt. Hier ist klar ersichtlich, dass mit den stark steigenden Spritpreisen immer weniger Auto gefahren wurde. Außerdem ist der PKW Absatz in den USA eingebrochen.

5.) Zu bevorzugen innerhalb des Aktienmarkts ist "alles" außer Versorger-, Energie- und Ölaktien, die seit Wochen stark korrigieren und diese Korrektur noch fortsetzen dürften. Da Solaraktien positiv mit Öl korrelieren, bietet es sich an, vorsichtig die Momentumaktien aus dem Solarsektor zu behandeln. Zu bevorzugen, sind meines Erachtens Aktien aus dem Biotech- und Pharmasektor, aber auch ausgewählte Titel aus dem Technologiesektor.

6.) Zu dem Techsektor habe ich noch keine eindeutige Meinung. Teilweise sieht man bei Tech-Aktien die temporäre Böden, teilweise aber auch direkte Abverkäufe. Im Technologiesektor geht es insofern sehr selektiv vorzugehen.

7.) Um es nochmals herauszustreichen. Zunächst einmal reden wir hier von der Möglichkeit einer Bärenmarktrallye. Eine Bärenmarktrallye ist eine umfassende Kurserholung des breiten Aktienmarkts, die aber nicht die übergeordnete Korrekturbewegung aufhebt. Eine Bärenmarktrallye kann Teil eines Bodenbildungsprozesses sein, muß es aber nicht!

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Zu diesem Kommentar gibt es einen zweiten Teil, der heute noch veröffentlicht wird.

Nun aber zum aktuellen Bericht ...

Zunächst eine kurze Zusammenfassung eines institutionellen Researchberichts der Landesbank Baden-Würtemberg mit statistischen Auswertungen bisheriger Bärenmärkte im DOW Jones, dann ein Blick auf US Banken und Öl und abschließend der Teil, der die meisten von Ihnen interessiert, der DAX ...

Kurze Zusammenfassung interessanter Ergebnisse statistischer Auswertungen bisheriger Bärenmärkte im DOW Jones durch die Landesbank Baden-Würtemberg.

" 5 von 8 Bärenmärkten des Dow Jones sind durch eine Rezession in den Vereinigten Staaten begleitet worden. In diesen 5 Perioden endete der Bärenmarkt mit einem durchschnittlichen Verlust von 33,5 % gegenüber dem zyklischen Hoch. Die durchschnittliche Perioden-Länge betrug 23 Monate."

http://www.lbbw.de/

"Im Durchschnitt war der anfängliche Verlust von 20 % (Eintritt in den Bärenmarkt) in der Regel ein Ausgangspunkt für mindestens eine kurzfristige Erholung am Aktienmarkt. ...."

Anmerkung am Rande.

Vom Hoch im August 2007 bis zum Tief vergangener Woche hatte der DOW Jones ca. 23% verloren.

Intermarketgesichtspunkte sind wichtiger Teil der (chart)technischen Analyse.

Merken Sie sich folgende Intermarketregel :

1.) Ein steigender Ölpreis ist in den vergangenen Jahren über weite Strecken mit einem gleichzeitig steigenden Aktienmarkt einhergegangen. Es besteht übergeordnet auf Sicht einer Jahre also keine gegenläufige Korrelation.

2.) Ein fallender Ölpreis geht oft einher mit einem steigenden Aktienmarkt. Ein fallender Ölpreis entlastet den Aktienmarkt.

Schauen Sie sich den Kursverlauf von Öl und dem US Bankenindex im Vergleich an.

Betrachtet man die Kursentwicklungen seit 2007, so stellt man fest, dass der Ölpreis Anfang 2007 bei 50 $ pro Barrel sein Tief ausbildete und dann steil anstieg. Im ersten Quartal 2007 bildeten die Banken zeitgleich ihr Allzeithoch aus, um zunächst moderat, dann immer steiler zu korrigieren.

Letzte Woche gab es das durch Shortcovering getriebene gewaltige Reversal im US Bankindex ($BKX), gleichzeitig deutliche Abgaben im Ölpreis. Dies unterstreicht die These, dass sie die Trends zeitgleich drehen könnten.

Gleichzeitig drehende Trends in unterschiedlichen Finanzmärkten. Hier zeigt sich sehr gut, dass Diversifizierung in korrelierende Märkte Risiken bergen kann. Sie sind mit 3 % Risiko short auf Aktien und mit 3 % long auf Öl ? Sie sind der Ansicht gut diversifiziert zu sein ?

Werden entsprechend der Annahme temporär (!) die Trends bei Aktien und Öl gedreht, bedeutet dies, dass Sie mit 6% in korrelierenden Märkten positioniert sind. Es bedeutet, dass Sie mit 6% aus dem Markt ausgestopt werden könnten.

DAX : 6.382 Punkte

Schauen Sie mal. Das März-Tief 2008 wurde bereits auf der Unterstützung bei 6.160 Punkten ausgebildet und in der vergangenen Woche nun ein bullisches Reversal wieder im Bereich dieser Unterstützung.

Der lange untere Schatten der letzten Wochenkerze zeigt Ihnen an, dass der DAX innerhalb der Woche die 6.160er Unterstützung brach, - Stops wurden abgeholt, eigentlich eines neues Verkaufssignal ausgelöst - , dann aber zum Ende der Woche wieder zurückkehren konnte.

Solche "Fake outs", solche "Failures" sind oft Basis für eine deutliche Kursbewegung in Gegenrichtung des Fakes, also im vorliegenden Fall nach oben.

Es gilt festzuhalten, dass die Wahrscheinlichkeit für eine mögliche Bärenmarktrallye auf Sicht einiger Wochen, möglicherweise sogar weniger Monate, außerordentlich hoch ist. Eine solche Bärenmarktrallye könnte den Index in Richtung 6.650 Punkte, anschließend sogar 6.950 Punkte tragen.

Fällt der DAX unter das Tief der Vorwoche von 5.999 Punkte, wäre dies kritisch zu sehen. Unter 5.999 Punkte wäre schlagartig die Wahrscheinlichkeit zugunsten einer direkten Korrekturausdehnung in Richtung 5.730 Punkte erhöht.

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand - Head of Trading bei GodmodeTrader.de

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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