Kommentar
14:09 Uhr, 11.07.2018

DAX: Diese Kennzahl verrät, wohin die Reise geht

Wird der DAX in den kommenden Monaten steigen oder fallen? Eine wenig beachtete Kennzahl könnte es verraten.

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Unzählige Anleger, Händler und Kapitalmarktexperten beschäftigen sich täglich mit der Frage, ob der DAX in den kommenden Monaten wohl eher steigen oder fallen wird. Natürlich hat keiner der Experten eine sprichwörtliche Glaskugel und so kann niemand genau wissen, wohin die Reise im DAX letztlich geht. Aber der Markt als Ganzes hat oft eine überraschend genaue Einschätzung, wie sich der Markt entwickeln dürfte.

Was viele Anleger nicht wissen: Der Markt verrät nicht nur, wo der DAX aktuell steht, sondern er erlaubt auch einen Blick in die Zukunft. Denn am Terminmarkt werden letztlich auch Erwartungen gehandelt, ob der DAX in Zukunft eher steigen oder fallen wird.

Eine Kennzahl von Optionen und Optionsscheinen erlaubt dabei sogar auf einen Blick eine Einschätzung, wie die Wahrscheinlichkeit für steigende oder fallende Kurse vom Markt aktuell eingeschätzt wird. Bei der "magischen" Kennzahl handelt sich um das sogenannte Delta.

Das Delta gehört zu den sogenannten "Griechen". Das sind nach griechischen Buchstaben benannte Kennzahlen für Optionen und Optionsscheine. Das Delta gibt an, wie stark sich der Preis einer Option oder eines Optionsscheines ändert, wenn der zugrundeliegende Basiswert um eine Einheit verändert. Bei Call-Optionen liegt das Delta zwischen 0 und 1, bei Put-Optionen zwischen -1 und 0. Beträgt das Delta eines Optionsscheines auf eine Aktie zum Beispiel 0,5, so steigt der Optionsschein um 50 Cent, wenn der Kurs der Aktie um einen Euro zulegt.

Was viele Anleger nicht wissen: Das Delta gibt zusätzlich an, mit welcher Wahrscheinlichkeit eine Option oder eine Optionsschein am Ende der Laufzeit "im Geld" steht, also einen inneren Wert hat. "Im Geld" bedeutet dabei, dass der Kurs des zugrundeliegenden Finanzinstruments über dem Basispreis der jeweiligen Option bzw. des Optionsscheins steht.

Hat ein DAX-Optionsschein zum Beispiel ein Delta von 0,65, so beträgt die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX-Kurs am Ende der Laufzeit über dem Basispreis der Option steht 65 Prozent. Beträgt das Delta nur 0,33 so entspricht das einer Wahrscheinlichkeit von nur 33 Prozent, dass der DAX am Ende der Laufzeit über dem Basispreis steht.

Analysiert man Optionsscheine unterschiedlicher Basispreise und Laufzeiten, so kann man ein recht genaues Bild davon bekommen, wie sich der DAX nach Einschätzung des Marktes in den kommenden Monaten entwickeln dürfte. Für die folgende Auswertung wurden ausschließlich Optionsscheine des Emittenten Commerzbank verwendet. Dies hat einfach den Grund, dass dieser Emittent eine Vielzahl an Optionsscheinen mit unterschiedlichen Basispreisen und Laufzeiten anbietet, ist aber nicht als Empfehlung für diesen Emittenten zu verstehen.

Zunächst werden ausschließlich Call-Optionsscheine auf den DAX mit einem Basispreis von 12.450 Punkten (was zum Zeitpunkt der Erstellung der Auswertung ziemlich genau dem aktuellen DAX-Stand entsprach) und unterschiedlichen Laufzeiten betrachtet. Das Delta der Optionsscheine mit unterschiedlichen Laufzeiten gibt direkt an, mit welcher Wahrscheinlichkeit die Optionsscheine am Ende der jeweiligen Laufzeit "im Geld" notieren werden.

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Die Auswertung zeigt, dass der Markt aktuell eine Wahrscheinlichkeit von über 50 Prozent sieht, dass der DAX bis Ende der kommenden Woche über dem aktuellen Niveau steht. Danach wird die Wahrscheinlichkeit für steigende Kurse aber deutlich pessimistischer eingeschätzt. Für das Jahresende wird die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 12.450 Punkten steht, nur noch auf 47 Prozent taxiert. Im September 2019 erreicht die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX über 12.450 Punkten steht, einen Tiefpunkt. Für den 20. September 2019 wird die Wahrscheinlichkeit vom Markt nur noch auf 45 Prozent eingeschätzt. Mit längeren Laufzeiten steigen die Wahrscheinlichkeiten wieder etwas, bleiben aber unter 50 Prozent.

In einem zweiten Schritt betrachten wir, wo der DAX nach Einschätzung des Marktes am 21. Dezember 2018 stehen dürfte. Auch hier zeigt sich, dass der Markt aktuell nur geringe Chancen für einen steigenden DAX sieht.

So wird die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX am 21. Dezember 2018 bei über 13.000 Punkten steht, nur auf 30 Prozent und die Wahrscheinlichkeit für einen DAX-Stand von über 14.000 Punkten sogar nur auf 8 Prozent taxiert. Andererseits wird die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX bei unter 12.000 Punkten steht auf immerhin 42 Prozent und die Wahrscheinlichkeit für einen DAX-Stand unter 10.000 Punkten auf immerhin 14 Prozent geschätzt.

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Fazit: Der Markt sieht aktuell nur relativ geringe Wahrscheinlichkeiten für weiter steigende DAX-Kurse. So wird die Wahrscheinlichkeit, dass der DAX im September 2019 bei über 12.450 Punkten steht, aktuell nur auf rund 45 Prozent taxiert - eine Zahl, die zwar nicht sehr gering ist, die aber doch deutlich unter den eigentlich zu erwartenden 50 Prozent liegt. Die Wahrscheinlichkeit für einen DAX-Stand unter 12.450 Punkten wird entsprechend bei 55 Prozent gesehen - obwohl der DAX seit seinem Bestehen im Mittel um rund 7,8 Prozent pro Jahr zulegen konnte. Allerdings gibt es natürlich keine Garantie dafür, dass der Markt mit seiner Einschätzung richtigliegt. Ganz im Gegenteil hat der Markt in der Vergangenheit immer wieder gezeigt, dass er mit seinen Einschätzungen auch gehörig danebenliegen kann.


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  • Marco Soda
    Marco Soda

    Damit ist für mich das Thema durch , Entschuldigung wenn ich gestört habe.

    11:46 Uhr, 12.07. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Marco Soda
    Marco Soda

    Wenn man nur OS der Coba untersucht ist die Aussage " der Markt " auch ungewöhnlich. Hier müßte man doch OS ( gleicher Basispreis und gleiche Laufzeit ) verschiedener Emis untersuchen ?

    10:36 Uhr, 12.07. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Marco Soda
    Marco Soda

    fehlt " 50ziger Delta "

    10:29 Uhr, 12.07. 2018
  • Marco Soda
    Marco Soda

    ich bin NICHT einverstanden mit einem ziger Delta = Erwartung das der Basiswert dann zu 50 % zur Fälligkeit " Im Geld " steht.

    Unter den Griechen ist das Delta die wichtigste und bekannteste Kennzahl. Das Delta wird verwendet, um

    die Preisänderung einer Option im Verhältnis zu einer Preisänderung des Basiswertes anzugebendie Deltaposition zu errechnen, d.h. die Aktienanzahl, die durch eine Optionsposition abgebildet wird

    Beide Bedeutungen werden wir für Sie im Folgenden näher betrachten.

    Die Preisänderung einer Option im Verhältnis zu einer Preisänderung des Basiswertes

    Delta ist Preiskomponente die sich der Emi bezahlen läßt um sein RISIKO ( erreichen des Optionpreises ) zu minimieren.

    10:26 Uhr, 12.07. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • Wurzel-Sepp
    Wurzel-Sepp

    Interessanter Beitrag, ich mache ähnliche Auswertungen mit Einzeltiteln (der DAX interessiert mich nicht), statt der vom Emittenten gewürfelten Optionsscheinkurse nehme ich aber nur die Fälligkeitstermine der Optionen.

    09:50 Uhr, 12.07. 2018
  • Elchness
    Elchness

    "und die Wahrscheinlichkeit für einen DAX-Stand unter 10.000 Punkten auf immerhin 86 Prozent"

    Also laut der Grafik ist die Wahrscheinlichkeit von 86% dass der DAX ÜBER 10.000 Punkten steht, oder versteh ich das falsch?

    15:50 Uhr, 11.07. 2018
    1 Antwort anzeigen
  • zoul
    zoul

    Da kommt bei mir die Frage auf was man unter "der Markt " versteht.?

    14:28 Uhr, 11.07. 2018
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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