Analyse
08:17 Uhr, 22.10.2016

DAX - Die Leiden des jungen Werthers, ähhh die des aktiven Anlegers

Einerseits möchte man sich wegen der erwarteten Jahresendrally positionieren, andererseits möchte man vermeiden in einen möglichen Sell Off hineinzulaufen, der im Falle des erwarteten US Zinsschritts zustandekommen könnte ...

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Kursstand: 10.710,73 Pkt (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 18.145,71 Pkt (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
  • DAX - WKN: 846900 - ISIN: DE0008469008 - Kurs: 10.710,73 Pkt (XETRA)
  • Dow Jones - WKN: 969420 - ISIN: US2605661048 - Kurs: 18.145,71 Pkt (NYSE)
  • S&P 500 - WKN: A0AET0 - ISIN: US78378X1072 - Kurs: 2.141,16 Pkt (Chicago Mercantile Exchange)
  • MDAX - WKN: 846741 - ISIN: DE0008467416 - Kurs: 21.341,39 Pkt (XETRA)
  • SMI - WKN: 969000 - ISIN: CH0009980894 - Kurs: 8.034,86 Pkt (Schweizer Börse (SIX))
  • Nasdaq-100 - WKN: A0AE1X - ISIN: US6311011026 - Kurs: 4.851,86 Pkt (NASDAQ)

Als die Federal Reserve Ende 2015 den US Leitzins marginal anhob, kam es an den Märkten zu Sell Offs. Nicht sehr ausgeprägt, aber kurzfristig brachen die Märkte ein. Zudem gelang anschließend keine Jahresendrally mehr.

Anbei der 7-Jahreszyklus im marktbreiten S&P 500 Index.

Im zeitlichen Abstand von rund 7 Jahren kommt es zu Korrekturen an den Märkten. 2000 platzte die Internetblase, 2007 die US Immobilienblase, die zur Banken- und Finanzkrise führte. Wieder 7 Jahre später 2014 beendete die US Notenbank das Quantitative Easing, die milliardenschweren monatlichen Anleihekäufe wurden eingestellt. Seit 2014 befinden sich Dow Jones und S&P 500 Index tatsächlich in ausgeprägten volatilen Seitwärtskorrekturen. Geht es nach dem 7-Jahreszyklus läßt sich festhalten, dass viele US Indizes tatsächlich ab 2014 korrigiert sind. Der Zyklus besagt, dass alle 7 Jahre Korrekturen einsetzen können. Er sagt aber nichts über das Ausmaß der Korrektur aus. Es können durchaus auch nur überschaubare Korrekturen zustande kommen.

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Der folgende Chart zeigt eine Gegenüberstellung der US Arbeitslosenquote und der Aktienmarktentwicklung. Wenn nach einem mehrjährigen Fall der US Arbeitslosenzahlen diese beginnen wieder anzuziehen, bedeutete dies in der Vergangenheit größere Korrekturen an den Aktienmärkten. Die Unemployment Rate ist ein sehr träger Indikator, aber es ist einer. Geht es nach diesem Indikator sollten wir Anleger auf der Hut sein. Von der Seite könnte Ungemach für die Märkte drohen.

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Kommen wir nun aber zum Kursgeschehen im kurz- und mittelfristigen Zeitfenster.

Das Saisonalitätsmuster läßt einen Boden des US Aktienmarkts Mitte Oktober erwarten und anschließend den Beginn einer ausgeprägten Jahresendrally. Zwar sind die Korrekturen in den meisten US Indizes nicht ausgeprägt verlaufen, bisher fehlt es ihnen aber an Dynamik nach oben.

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Auf was wartet der Markt ?

Wenn man die Einschätzungen der Analysten großer Investmentbanken und US Hedgefonds sichtet, wird immer wieder auf den Ausgang der US Präsidentschaftswahlen am 08. November hingewiesen. Für den Markt sei wichtig, wer neuer US Präsident wird. Das habe durchaus Auswirkungen auf die Aktienmarktentwicklung. Außerdem wird immer wieder kritisiert, dass die US Notenbank den Leitzins noch Ende dieses Jahres anheben wolle. Der gegenwärtige Zustand der US Konjunktur lasse dies eigentlich nicht zu.

Tja. Was soll man dazu schreiben ?

Das Rennen zwischen Clinton und Trump ist noch offen. Trump sollte man m.E. noch nicht abschreiben. Dafür, dass die US Medien mit wenigen Ausnahmen eindeutig Partei gegen Trump ergriffen haben und dementsprechend berichten und selbst der Videomitschnitt Marke "Grab them by the pussy" zu keinem größeren Stimmungsumschwung geführt hat, ist für Trump noch alles drinnen. In der technischen Analyse sprechen wir von relativer Stärke, wenn ein Basiswert sich trotz negativer Nachrichtenlage erstaunlich fest halten kann.

Ergo: Die Anlegerschaft scheint derzeit noch hin- und hergerissen zu sein. Einerseits möchte man sich für eine mögliche Jahresendrally positionieren, andererseits möchte man einen möglichen wie auch immer ausgeprägten Sell Off bei Bekanntgabe eines US Zinsschrittes vermeiden. Was auch sein könnte, dass der Markt einen möglichen US Präsidenten Donald Trump nicht kaufen wird. Der verspricht ein Wirtschaftswachstum wie das von China derzeit, viele seiner Äußerungen lassen auf Protektionismus schließen, die Federal Reserve kritisiert er wegen der Politik des billigen Geldes scharf. Wir wissen, dass sich die Märkte seit 2009 in einer Liquiditätshausse befinden. Sie steigen wegen der expansiven Geldpolitik der großen Notenbanken. Unter Clinton würde die Verschuldungsorgie wahrscheinlich weitergehen, die Märkte also weiter steigen.

Wir werden sehen, was tatsächlich passieren wird.


Ich hatte unlängst eine Umfrage bei uns auf dem Portal gestartet mit der Fragestellung "Welcher von beiden Kandidaten ist Ihnen aus deutscher Sicht (!) lieber als US Präsident ?". 45,9 % gaben an, dass Trump aus deutscher Sicht besser sei und 47,3 % gaben an, dass Clinton aus deutscher Sicht besser sei. Das Stimmungsbild ähnelt dem in den USA. Der zu erwartende Protektionismus der US-amerikanischen Politik unter einem US Präsidenten Trump sehen 45,9 % also als ein nicht ganz so großes Problem für die exportlastige deutsche Volkswirtschaft. Dass Trump von Deutschland, Süd-Korea, Japan, Saudi Arabien höhere Beiträge einfordern wird, dafür dass die USA für sie militärische Aufgaben als Schutzmacht übernehmen, auch nicht. Das ist bemerkenswert. Vielleicht übersehe ich etwas bei meinen Interpretationsversuchen. Sie können im Kommentarbereich unterhalb dieses Kommentares gerne Stellung beziehen und diskutieren.


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Laut der Fondsmanagerumfrage von BofA/ Merrill Lynch befinden sich derzeit die Cashbestände institutioneller Großanleger auf einem hohen Niveau, Tendenz weiter steigend. Die Kursanstiege am US Aktienmarkt sind bekanntermaßen hauptsächlich getrieben durch Aktienrückkaufprogramme von US Unternehmen. Hier könnte man natürlich argumentieren, dass diese Cashbestände irgendwann auch wieder angelegt werden müssen. Und das könnte die Märkte dann wieder treiben.

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Werfen Sie einen Blick auf die Prognoseskizzen von DAX, MDAX, SMI, DowJones, S&P 500 Index und Nasdaq100.

Solange die Indizes unterhalb ihrer Buy Triggermarken notieren, sind sie noch im Korrekturmodus! Die Triggermarken erkennen Sie in den Charts am waagrechten Beginn der blauen Prognosepfeile. Erst wenn diese Kursniveaus überschritten werden, dürfte eine Jahresendrally starten. Im DAX habe ich den Buy Trigger von bisher 10.700 auf 10.800 Punkte angehoben.

Was die Indizes anbelangt, darf man nichts erzwingen. Wenn sie noch korrigieren, dann ist das so und wir haben es zu akzeptieren!

Wir müssen für alle Richtungen offen sein. Auch in die, dass eine Jahresendrally erst erheblich später startet oder gar ganz ausfällt.

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17 Kommentare

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  • Kahroba
    Kahroba

    Ob Deutsche oder Amerikaner, ich kann es nur für vorübergehende oder permanente geistige Umnachtung sehen wenn jemand Trump für gut oder in etwa gleich gut hält. Sie haben aber recht wenn Sie sagen bei deutschen ist es noch unverständlicher.

    Da wird über Email-Affäre von Clinton geredet als ob die Leute verstehen was da passiert ist (passiert ist freilich nichts, sagt sogar FBI). Ich bin ganz sicher, keiner der Trump-versteher könnte es erklären ohne von Google Copy Paste zu machen

    10:20 Uhr, 24.10.2016
    1 Antwort anzeigen
  • Heulsuse
    Heulsuse

    Es geht m. E. um den Anlagehorizont. Als langfristiger Anleger hat man wenig zu befürchten, nämlich nur einen "sytemrelevanten" globalen Zusammenbruch. Und der wird wird weder durch eine Zinserhöhung, noch durch einen Trump als World-CEO und oder durch einen Zerfall der EU ausgelöst. Im Falle eines echten, nachhaltigen Kapitalismus-Crash sieht es natürlich recht düster für alle Asset-Klassen aus. Aber der wird nicht durch die aktuellen Peanuts ausgelöst.

    07:44 Uhr, 24.10.2016
  • Dax-Martin
    Dax-Martin

    Egal wer die US Wahl gewinnt, ein Fear Kauf danach steht bevor.

    01:24 Uhr, 24.10.2016
  • immo2018
    immo2018

    Ich vermute sehr stark das nun eine Jahresendrally kommt.

    1) Clinton scheint zu gewinnen was allen ausser der Biotech Sparte Freude bereiten wird.

    2) Yellen hat nochmal deutlich auf das Bremspedal getreten genauso wie Draghi auch.QE in EU wird deutlich über 2018 hinausgehen.
    3) Immopreise steigen ins unermessliche da bleibt vom Anlagenotstand eigentlch fast nur noch Aktien übrig.
    4) Brexit scheint ja seinen Schrecken verloren zu habe.

    Banken scheinen momentan Potential zu haben insbesondere meine Pfandbriefbank weil der Markt völlig übersehen hat das zum 14.11 den Q3 ein Sondergewinn von 132M bekannt gegeben wird (HETA) da werden wohl einige noch hektisch den buy Knopf drücken um 10% Dividende abzustauben.

    12:43 Uhr, 23.10.2016
    1 Antwort anzeigen
  • immo2018
    immo2018

    Huch hat Harry da freiwillig das Wort "Jahresendrally" in den Mund genommen. Roco der Bär ist ja in den Urlaub dann kann die Party ja losgehen!

    12:32 Uhr, 23.10.2016
  • Chronos
    Chronos

    Sers Criss,

    Deine Argumente sind logisch und sachlich aufgeführt, beleuchten die Sache aber mAn zu transatlantisch.

    1) a. Als Ami würde ich generell nur in gewissen europäischen Branchen investieren, zB automotive, Frankreich mit Bauindustrie, oder Pharma (generell auch CH) sicher nicht nicht in SW, Banken + EURO Risk. Selbst in Rüstung nur bedingt. Bringt mir im Index also wenig bis nix.

    1) b. Als Beispiel sei mal die Thematik Supermarkt ((WalMart, Konsum (selbst Dominos) aber auch Pharma, selbst automotive mit Chrysler) genannt.

    2) Primär würde ich als Yankee mir Rohstoffe raussuchen, die sind günstig wie nie und der starke Dollar ist die Hauskapelle. Hier sitzt noch der Dirigent.

    Rohstoffe werden meist in USD gerechnet.

    3) Hat gerade der Ami ein derartiges patriotisches Empfinden, da kommt nicht einmal die AfD mit. Der Homebias sticht dort einfach (gerade auch politisch in der Thematik Steuern, die von unseren führenden Politikern nur eines ausweisen=RISK)

    4) a. Wer investiert? Der private, der hat schon selbst in USA aktuell etwas andere Probleme und dabei ist der Privatanleger viel aufgeschlossener als der dt. Michel.

    4) b. Wenn einer investiert ist es blackrock und zwar direkt. Selbst Warran Buffett traut sich ja an vieles nicht mehr ran.

    5) Der Dax ist (unqualifiziert geschätzt) zu über 60% von ausländischen Kapitalgebern "durchsetzt". Die dt. Bevölkerung die investiert, im Sinne von Investor, hat selbst einen homebias der auch Sinn macht.

    Man halte mal eine J&J gegen eine Henkel und zwar longterm mit buy&hold aber eben auf € gerechnet.

    Fazit: Wenn ein Markt durch einen starken USD und eine schwache Fremdwährung "sticht" würde ich mir das British Pound raussuchen und die Aktien dazu.

    Himmel, warum immer DAX? Nicht einmal MDAX

    Was an Fremdkapital geholfen hatte, die arabs, die Russen (ja genau die), selbst die Schweizer dürfte aktuell dem DAX nicht helfen können.

    PS: rry für den Zensurtest.

    00:37 Uhr, 23.10.2016
  • Elchness
    Elchness

    Ich denke, ein Grund als Deutscher/Europäer pro Trump zu sein, ist, dass er eher den Dialog mit Russland suchen will, während sich Clinton klar gegen Russland positioniert. Man könnte sich mit Trump also ein wenig sicherer fühlen, was einen neuen kalten Krieg angeht.

    Ich halte beide für die jeweils schlechtesten Kandidaten, die die beiden großen Parteien in den letzten Jahrzehnten zu bieten hatten.

    12:26 Uhr, 22.10.2016
  • Fredo Escalade
    Fredo Escalade

    Welch ein wilder Ritt...

    11:26 Uhr, 22.10.2016
  • Bärentango
    Bärentango

    .....US Hedgefonds verkaufenu.a wg. starkem Dollar US-market gegen Europa. Starker orderflow gen Europa.- wird leider von allen godmode-trader Anaöysten nicht gesehen da keinen EInblick in orderflow

    10:20 Uhr, 22.10.2016
    2 Antworten anzeigen
  • Harald Weygand
    Harald Weygand Head of Trading

    Wieder so ein bärischer Fraktalchart

    Kontraindikator ?

    Wir werden sehen ...

    09:46 Uhr, 22.10.2016

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Über den Experten

Harald Weygand
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Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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