Kommentar
19:00 Uhr, 13.04.2008

DAX - Die Krise ist beendet, es lebe die Krise ...

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  • DAX
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    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

so könnte man die aktuelle Situation bezeichnen. Immer wieder tauchen in diesen Tagen neue Kaufempfehlungen auf, die suggerieren, dass es nun endlich vorbei sein muss mit der Krise an den Finanzmärkten. Politiker halten Spitzentreffen ab, um alle notwendigen Maßnahmen in die Wege zu leiten, damit die Wirtschaften wieder auf den rechten Weg des Wachstums geführt werden. Gleichzeitig werden sie aber nicht müde, zu betonen, dass sich die Krise noch länger hinziehen könne und keiner weiß, wie lange es noch dauert. Ein G7-Treffen zur Bewältigung der Finanzkrise wurde anberaumt. Ein solches Treffen wird nicht einberufen, wenn die Krise nicht schlimmer wäre, als wir alle vermuten. Die Statements der Politiker klingen zuweilen wie Durchhalteparolen.

Der Markt hat sich an die negativen Nachrichten und die gigantischen Abschreibungszahlen gewöhnt, verlautet es aus den Gängen der großen Analystenhäuser. Ich darf zur Erinnerung noch einmal die Zahl von einer Milliarde ausschreiben: 1.000.000.000 !!! Diese Zahl in Euro und dann nicht nur eine, sondern gleich 10 oder 12 oder, was das vermutete Gesamtvolumen betrifft, über 900. Es ist ja in Ordnung wenn Herr Steinbrück vor überzogenen Horrorzahlen warnt. Nur leider wurden bislang die schlimmsten Befürchtungen immer noch übertroffen. Ich bin wahrlich kein Untergangsprophet, auch wenn sich das Ende der Hausse schon vor einigen Monaten andeutete und ich auf die Risiken hingewiesen hatte. Die Technik deutete es bereits an, als es noch keine handfesten Hinweise auf eine Krise gab.

Ist Ihnen etwas aufgefallen? Bis hier her habe ich 7 Mal den Begriff Krise benutzt. Während ich diesen Text schreibe, läuft nebenher ein Nachrichtensender. Selbst bei geringer Lautstärke hört man ständig in allen möglichen Kommentaren oder Wochenrückblicken den Begriff Krise. Es ist schon auffällig, dass noch vor wenigen Monaten davon gesprochen wurde, dass es keine Krise gäbe und man in den USA knapp an einer Rezession vorbei schrammt. Jetzt wird unumwunden die Dauer der Krise und der Rezession besprochen. Es ist noch lange nicht vorbei und die Märkte sehen eben noch keinen Silberstreif am Horizont!!!

Die Bahnreform schreitet voran. Als Bahnfahrer mag man das zwar nicht so richtig erkennen können, aber im Konzern wird man nicht müde zu beteuern, sich für den Börsengang fit machen zu wollen. Wer sich mit Börsengängen in den letzten Jahren etwas befasst hat, und damit meine ich nicht nur die schnellen Gewinne bei einer Zeichnung einzustreichen, der weiß, dass in schwierigen oder schlechten Börsenphasen Neuemissionen auch schon mal abgesagt werden. Es waren in den letzten 6 Monaten etliche Absagen!!! Wer jetzt an die Börse geht, läuft unweigerlich Gefahr, eine Pleite zu erleben. In fallenden Märkten geraten auch noch so gute neue Unternehmen unter die Räder. Die Bahn kann sich ruhig Zeit lassen, denn gerade sie würde in diesen Tagen kräftig überrollt werden.

Überrollt wurde zum Wochenschluss auch der deutsche Aktienmarkt. Da sah es am Montag noch recht gut aus, als der DAX über die 6.800er Marke nach oben stieg. Auch das anschließende Abbröckeln in den darauf folgenden Tagen verunsicherte zunächst niemanden. Als am Donnerstag die anfänglich kräftigen Tagesverluste fast komplett zum Börsenschluss aufgeholt wurden, dachte sogar ich über ein kurzfristiges Long-Engagement nach. Aber nach dem Trendbruch des kurzfristigen Abwärtstrends hat mich doch irgendetwas gestört, was mich letztendlich daran gehindert hat. Gut so, denn am Freitag kam mit dem Gewinneinbruch um 12% von General Electric der erneute Hammer für die Börsen.

Besonders heftig traf dies die Marktteilnehmer wegen des Umstandes, dass GE keine Warnung abgegeben hat und nahezu zur gleichen Zeit der Michigan Verbrauchervertrauens-Index bekannt gegeben wurde, der auf ein 6-Jahrestief gefallen ist. Mit dem Stimmungsumschwung während des Handelsverlaufes wurde auch der Trendbruch nachhaltig bestätigt.

Damit hat sich die Technik im DAX erneut deutlich verschlechtert. Zum einen konnte die Marke von 7.000 Punkten nicht mehr erreicht oder gar überwunden werden, zum anderen wurde ein neues Verkaufssignal generiert. Die zarten Pflänzchen der Hoffnung auf ein Ende es Abwärtstrends sind damit bereits wieder zertreten worden. Nun wird es ein erneutes Zittern um die Unterstützungen bei 6.400 und 6.200 Punkten geben. Dieses Mal würde ein Bruch fatale Folgen nach sich ziehen.

Ich bin einmal gespannt, wie viele nun wieder ins Bärenlager wechseln (wobei die Stimmung meiner Meinung nach ohnehin nicht so gut ist, wie es uns einige Banker glauben machen wollen). Noch spannender ist es für mich aber, wie viele nun auf Grund von Ertragsdruck ihrer Führungsebenen, trotz der offensichtlichen Warnzeichen in den Charts, zum Kauf blasen werden. Eine spannende Zeit, in der Sie unbedingt am Ball bleiben müssen und auf gar keinen Fall die Sicherung Ihres Vermögens aus den Augen verlieren dürfen.

Ich wünsche Ihnen alles Gute. Bis zur nächsten Woche

Ihr Martin Marquardt

Wer ist Martin Marquardt?

Anmerkung der Redaktion: Bei dem Namen "Martin Marquardt" handelt es sich um ein Pseudonym. Unter diesem Pseudonym schreibt ein charttechnischer Analyst eines größeren Bankhauses, der anonym bleiben möchte

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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