Kommentar
14:51 Uhr, 02.05.2016

DAX-Ampel: Droht jetzt der totale Crash?

Der Gebert-Indikator liefert das erste Verkaufssignal seit vielen Jahren. Sollten Anleger jetzt alle ihre Aktien verkaufen?

Erwähnte Instrumente

  • DAX
    ISIN: DE0008469008Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (XETRA)

Einer der zuverlässigsten Indikatoren für den deutschen Aktienmarkt liefert am Montag ein frisches Verkaufssignal. Der vom Physiker Thomas Gebert bereits in den 90er Jahren entwickelte "Börsenindikator Deutschland", heute meist als "Gebert-Indikator" bezeichnet, hat in den vergangenen Jahrzehnten die Entwicklung des DAX treffsicher prognostiziert.

Seit Anfang 2008 hätten Anleger mit der Strategie eine Performance von 137 % erzielt, wie ein von Merril Lynch emittiertes Strategiezertifikat zeigt. Der DAX selbst brachte es im gleichen Zeitraum nur auf ein Plus von rund 25 %. Hätte man bereits im Jahr 1962 angefangen, auf Basis des Börsenindikators zu handeln, hätte sich das Depot bis zum Jahr 2013 um den unglaublichen Faktor 545 vermehrt, während sich der zurückgerechnete DAX nur verdreizehnfachte.

Der Gebert-Indikator basiert auf drei fundamentalen und einem saisonalen Kriterium. Dabei kann der Gebert-Indikator zwischen null und vier Punkten schwanken. Steht der Indikator auf vier oder auf drei Punkten, ist der Anleger im DAX investiert (zum Beispiel über einen ETF oder ein Indexzertifikat). Steht der Indikator auf null oder einem Punkt, ist der Anleger nur im Geldmarkt investiert bzw. parkt das Geld auf dem Girokonto. Bei zwei Punkten wird die bisherige Positionierung beibehalten.

Wir werden die einzelnen Punkte nun berechnet? Um die Punkte zu vergeben oder nicht zu vergeben muss der Anleger nur vier einfache Fragen beantworten:

  • Ist die von Eurostat ermittelte Inflationsrate für die Eurozone (HCPI, harmonisierter Verbraucherpreisindex) tiefer als im entsprechenden Monat des Vorjahres? (Ja: 1 Punkt, Nein: 0 Punkte)
  • War die letzte Leitzinsänderung der EZB eine Zinssenkung? (Zinssenkung: 1 Punkt, Zinserhöhung: 0 Punkte). Hinweis: Es zählt die letzte beim Hauptrefinanzierungssatz, egal wie lange diese zurück liegt. Ändert die EZB den Leitzins nicht, hat dies keinen Einfluss auf den Indikator.
  • Steht der Euro/Dollar-Kurs heute tiefer als vor einem Jahr? (Ja: 1 Punkt, Nein: 0 Punkte)
  • Befinden wir uns aktuell im Zeitraum zwischen 1. November und 30. April? (Ja: 1 Punkt, Nein: 0 Punkte)

Anfang Mai ist der Gebert-Indikator nun auf einen Punkt gesunken. Das bedeutet, dass Anleger, die dem Indikator folgen, heute aus dem DAX aussteigen würden.

Buchtipp: Wie der Gebert-Indikator genau funktioniert, erfahren Sie im Buch "Der große Gebert" von Thomas Gebert.

Verantwortlich für den Rückgang des Gebert-Indikators ist die wohlbekannte Saisonalität, nach der Anleger von Mai bis Oktober besser nicht in den Aktienmarkt investiert sein sollten. Der einzige verbliebene Punkt stammt vom zweiten Kriterium, dem EZB-Leitzins, der erst im März gesenkt wurde.

Der Euro notiert höher als vor einem Jahr (ergibt keinen Punkt) und die für März gemeldete Inflationsrate lag ebenfalls höher als vor einem Jahr (ebenfalls kein Punkt).

Bezüglich der Inflationsrate gilt es allerdings einen wichtigen Punkt zu beachten: Am Freitag hat die europäische Statistikbehörde Eurostat bereits vorläufige Inflationsdaten für April 2016 veröffentlicht. Demnach lag die Inflationsrate bei -0,2 %. Vor einem Jahr lag die Inflationsrate noch bei 0,0 %. Würde man die vorläufigen Daten zur Inflation berücksichtigen, wäre der Gebert-Indikator weiter bei zwei Punkten, was bedeuten würde, dass man die Positionierung (investiert im DAX) nicht verändern würde.

Nach dem offiziellen Gebert-Indikator fließen die vorläufigen Daten allerdings nicht in die Berechnung mit ein, weil bei der Entwicklung des Börsenindikators 1992 das Statistische Bundesamt die Inflationszahlen immer erst zu Anfang des übernächsten Monats bekannt gegeben hat. Es werden beim "offiziellen" Gebert-Indikator deshalb nur endgültige Inflationsdaten und diese auch nur mit 24-tägiger Verzögerung verwendet. Allerdings werden inzwischen die Daten für die Eurozone und nicht allein für Deutschland verwendet.

Man kann also festhalten, dass der Gebert-Indikator offiziell auf „rot“ (ein Punkt) gedreht hat. Würde man allerdings auch die vorläufigen Inflationsdaten berücksichtigen, wäre der Gebert-Indikator weiter auf "gelb" (zwei Punkte). Dann würden Anleger ihre bisherige Positionierung („investiert im DAX“) beibehalten.

Was denken Sie? Drohen dem DAX weitere deutliche Kursverluste? Oder liegt der Gebert-Indikator dieses Mal falsch? Diskutieren Sie dieses Thema auch auf meinem Desktop der Investment- und Analyseplattform Guidants.

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12 Kommentare

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  • 1000Bagger
    1000Bagger

    Also mein "Gebert-Indikator" geht Richtung Norden, auf mindestens 8500 Punkte ! http://gebert-trade.weebly.com/forecast.html

    23:32 Uhr, 02.05. 2016
    2 Antworten anzeigen
  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    Das war ein Test..

    Zum Artikel: dafür dass letzte Woche noch aus allen Rohren die "long Attacke" und Ziele gegen 10.700 ausgerufen wurden bestätigt mich wieder den Dax nicht zu traden. Es gleicht einem Drama, ähnlich einem ravenden Börsianern der Dank Nikotin, Alkohol und sonstigen Substanzen sich selbst in gefühlstechnischen Tählern voller Depression oder in extatische Glückshöhen versetzt. Ein wahrer Zombie Markt!

    20:40 Uhr, 02.05. 2016
  • LAMBO_BABY
    LAMBO_BABY

    mOderation übernehmen sie.

    20:36 Uhr, 02.05. 2016
  • Highroller
    Highroller

    Merkur steht auch im 3. Hof und lächelt. Also nix wie raus aus Aktien. :-

    20:09 Uhr, 02.05. 2016
  • Nomsen
    Nomsen

    Zwischen den Jahren 2008 und 2016 gab es allerdings nochmals kurzfrisitg ein Verkaufssignal im Jahr 2011 !!

    Zu 100 % funktioniert der Indikator allerdings nicht , den Anstieg im Jahr 2006 bis 2008 , von damals 6000 Pkt auf 8000 Pkt hat der Indikator als Verkaufssignal ausgegeben.
    Im Jahr 2009 sprang er bei knapp 5000 Pkt wieder auf kaufen, sodaß der Rutsch auf unter 4000 Pkt mitgenommen wurde...

    ebenso stand der Indikator ab Ende 2011 bis heute auf kaufen, dh der Rutsch im DAX von über 12.000 bis heute galt nachwievor als Kaufsignal...

    17:14 Uhr, 02.05. 2016
    1 Antwort anzeigen
  • Reinhard Scholl
    Reinhard Scholl

    Super Hinweis. Wichtiger Artikel.

    Für Langfrist-Anleger ("Rente selbst gebastelt") ein sehr guter Ansatz IMO.

    Da ich einiges dazu zu sagen habe, inklusive Links zur Info und einem Chart. Hier der Hinweis auf mein eigenes Posting dazu:

    Gebert Index - Weitere Infos und Kommentar: http://go.guidants.com/start/?strm1=79117

    Gruss,

    Reinhard Scholl

    15:25 Uhr, 02.05. 2016
  • Fredo Escalade
    Fredo Escalade

    @Herrn Baron,

    haben Sie zum Gebert-Indikator auch ein paar ergänzende Grafiken bzw. weitere statistischen Auswertungen?

    Auch das von ML herausgegebene Zertifikat würde ich mir - mit der WKN - einmal ansehen wollen...

    DANKE.

    Viele Grüße

    15:20 Uhr, 02.05. 2016
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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