Kommentar
11:01 Uhr, 29.09.2010

DAX 7.000 - nein danke!

Erwähnte Instrumente

  • Reverse Express bezogen auf
    Aktueller Kursstand:  
    VerkaufenKaufen

Das Börsenjahr 2010 wird nach den fulminanten Kursgewinnen seit März 2009 gerne mit 2004 verglichen. Auch damals mussten die Aktienmärkte nach der starken Aufholbewegung des vorangegangenen „Salami-Crashs" der Jahre 2000 bis 2003 erst einmal „verschnaufen" bevor es fast unvermindert in den darauffolgenden Jahren weiter nach oben ging. Steht uns diese Phase jetzt ebenfalls wieder bevor? Viele „Experten" sind dieser Ansicht und verweisen angesichts möglicher Inflationsrisiken immer wieder auf die Bedeutung der Aktie als Sachkapital, sowie auf die mangelnden Anlagealternativen mit einem historisch niedrigen Zinsniveau bzw. den gleichzeitigen Gefahren an einem überhitzten Rentenmarkt. Doch während alles auf den entscheidenden Trendausbruch wartet, sollte man ohne gleich den abgetakelten Spruch zu verwenden „diesmal ist alles anders" vielleicht auch nicht allzu sehr in der Historie „kramen" und sich in der hochgezüchteten Börsenwelt auch einmal eines André Kostolany entsinnen, der schon früher wusste: „erstens kommt alles immer anders und zweitens anders, als man denkt".

Wer das beherzigt, könnte möglicherweise auch einmal an Produkte denken, mit denen man auf fallende bzw. zumindest stagnierende Kurse setzen kann. Reverse-Bonus-Zertifikate wären hier als erstes zu nennen, aber auch die nur noch sehr selten aufgelegten umgekehrten Express-Papiere. Die Landesbank Berlin hat gerade gestern ein solches Produkt auf den DAX aus der Zeichnungsphase in den Sekundärmarkt entlassen. Dabei wurde der Basiswert nicht zufällig ausgewählt, wären doch z.B. die hohen Dividendenrenditen eines Euro STOXX 50, die bei Long-Produkten zur Finanzierung besonders interessanter Ausstattungen verwendet werden, bei der „Put-Variante" nur hinderlich und würden die ganze Sache nur unnötig verteuern. Das neue „Reverse-Express" verfügt über eine Laufzeit von maximal vier Jahren, kann aber an drei jährlichen Stichtagen vorzeitig gekündigt werden. Dazu notwendig ist ein DAX-Stand, der am Bewertungstermin weniger als zehn Prozent über dem Startniveau liegt. Insofern bietet das Produkt also einen knapp 10-prozentigen Puffer, hier nur im umgekehrten Sinn. Diese Tilgungsschwelle wird bis zum Laufzeitende durchgehalten, d.h. auch bei Endfälligkeit dürfte der Index nicht auf oder über das Niveau von 110 Prozent des Anfangswertes steigen, um den Express-Kupon von sieben Prozent für jedes bis dahin verstrichene Jahr erstatten zu können. So ist maximal nach vier Jahren eine Extra-Zahlung von 28 Euro für jedes auf 10 Euro denominierte Zertifikat fällig. Sollte der Basiswert dann allerdings mindestens zehn Prozent seit Emission gestiegen sein, existiert wie bei klassischen Express-Papieren auch bei der Reverse-Version ein Puffer, dessen Einhaltung wenigstens noch zur Rückzahlung des vollständigen Nennwerts führt. Diese Kursschwelle entspricht bei dem LBB-Produkt 150 Prozent des Ausgangsniveaus. Erst wenn der DAX am letzten Stichtag im September 2014 mehr als die Hälfte seines Anfangswertes zugelegt hätte, müsste der Anleger folglich diese Kursspanne im umgekehrten Sinn als Verlust tragen

Die Landesbank Berlin hat aber auch bereits vor elf Monaten ein nahezu identisches Papier auf den DAX aufgelegt, dessen erster Bewertungstag bereits in vier Wochen am 27. Oktober 2010 ansteht. Die Tilgungsschwelle, die an diesem Tag nicht berührt oder überschritten werden darf, beträgt bei dem Vorgängermodell 6.198,52 Punkte. Da der Index bis dahin nur noch um knapp ein Prozent fallen müsste, könnte dieses Szenario durchaus aufgehen, wenn man bis Ende Oktober noch mit leicht sinkenden Kursen rechnet. Der Lohn dafür wäre bei diesem Papier eine um einen Euro höhere Extrazahlung von acht Euro. Allerdings sollte bei dem knapp unter Emissionsniveau gehandelten Zertifikat beachtet werden, dass der 10-prozentige Puffer hier bereits etwas mehr als ausgereizt ist und eine erfolgreiche Tilgung zu einem späteren Termin dadurch möglicherweise gefährdet wird, während die Reverse-Express-Neuauflage gleich auf einem höheren Level startet.

Der BörseGo Tipp:
Reverse-Express-Produkte eignen sich besonders für Anleger, die die derzeit grassierende Euphorie, was den Aktienmarkt anbelangt, nicht teilen, sondern das erreichte Niveau bereits als ziemlich ambitioniert empfinden. Aufgrund des 10-prozentigen Puffers bei dem neuen Papier würden sogar leichte Zugewinne noch zu einem erfolgreichen Investment führen. Das „alte" Produkt wäre allenfalls eine kurzfristige Spekulationsmöglichkeit auf Kursverluste im Oktober. Wer dagegen zukünftig mit deutlich sinkenden Kursen rechnet, könnte statt zu einem eher seitwärtsgerichteten Express-Papier gleich zu einem klassischen „Reverse-Bonus" oder einem 1:1-Short-Tracker greifen.

DAX Reverse-Express-Zertifikat

Emittent/WKN:

Landesbank Berlin / LBB5JD

Laufzeit:

06.10.2014

Preis:

Ausgabepreis: 100 € (zzgl. 2 € Agio)

DAX Reverse-Express-Zertifikat

Emittent/WKN:

Landesbank Berlin / LBB23U

Laufzeit:

04.11.2013

Preis: (28.09.2010)

Geld / Brief: 97,10 € / 98,10 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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