Kommentar
14:42 Uhr, 03.04.2006

Das Zinsgespenst geht um

Trotz weiterhin guter Konjunkturdaten ließen sich die Aktienmärkte in der letzten Woche von Zinsängsten anstecken und konsolidierten überwiegend. Dabei traf es Europa mit -1% am stärksten, während die USA sich eher unentschlossen zeigten. Lediglich die Technologiebörse Nasdaq profitierte von Heraufstufungen von Google, eBay und Apple und legte 1,2% zu. Trotz überragendem ifo-Geschäftsklimaindex tendierte der DAX insgesamt unverändert und konnte die 6000er Marke erneut nicht überschreiten. Japan brach erfolgreich aus einer mehrmonatigen Konsolidierungsphase aus und beendete das Fiskaljahr mit einem Wochenplus von 2,3%. Auf STOXX-Branchenebene profitierten die Rohstoffwerte mit +1,2% von den gestiegenen Rohstoffpreisen. Gleich zu Wochenbeginn beherrschte das Zinsthema die Märkte. Wie erwartet hat die FED den Leitzins zum 15. Mal in Folge um 25 Basispunkte auf nunmehr 4,75% erhöht. Gleichzeitig schloss sie weitere Erhöhungsschritte nicht aus. Dabei dürfte es die EZB nach den jüngsten Konjunkturindikationen schwer haben, den Blick von stärker als bislang erwarteten Zinserhöhungen im Euroraum abzulenken.

Das Konjunkturumfeld präsentiert sich für die Aktienmärkte unverändert konstruktiv. Zugleich wird jedoch das Zinsgespenst die Euphorie an den Märkten im Zaum halten, beispielsweise die in dieser Woche positiv erwarteten Einkaufsmanagerindizes. Die beobachtete schwächere Anstiegsdynamik deutet allerdings darauf hin, dass ein Großteil des Konjunkturoptimismus bereits in den zuletzt stark gestiegenen Aktienkursen enthalten ist. Diese Frühindikationen müssen nunmehr durch hohe Unternehmensgewinne bestätigt werden. Die Voraussetzungen dafür stehen allerdings nicht schlecht: Die Gewinnrevisionen im Vorfeld der Gewinnberichterstattung für das 1. Quartal sind in Europa positiv. In den USA sind marktbelastende Gewinnwarnungen bisher weitestgehend ausgeblieben. Beherrschendes Thema bleiben Unternehmensübernahmen. Mit Alcatel und Lucent scheint sich ein erfolgreiches Zusammengehen abzuzeichnen. Zudem werden die jüngsten IPOs positiv von den Märkten aufgenommen.

Bei aller Euphorie bleibt anzumerken, dass die jüngsten Kursanstiege nach wie vor aus einer überkauften Situation heraus erzielt werden. Zudem tendiert der Ölpreis in Richtung Jahreshoch. Bei den US-Indizes steht die Bestätigung eines nachhaltigen Ausbruchs aus dem Konsolidierungsband noch aus.

Dem Rentenmarkt steht eine ereignisreiche Woche bevor. Der ISM-Index, der wichtigste Indikator des Verarbeitenden Gewerbes in den USA, wird seine jüngste Entwicklung fortführen und ein erneut positives Bild der US-Wirtschaft zeichnen. Am Donnerstag und Freitag werden die US-Arbeitsmarktdaten mit besonderer Aufmerksamkeit verfolgt. Da die Arbeitsmarktkomponenten der Frühindikatoren in der letzten Zeit sehr freundlich ausfielen, wurden hier Erwartungen geschaffen, die es nun zu Erfüllen gilt. Sollte dies nicht gelingen, wird sich dies auf den schwächer tendierenden Rentenmarkt zunächst einmal stützend auswirken. In Euroland stehen die Sitzung der EZB und die Einkaufmanager-Indizes auf der Agenda. Cominvest geht nicht davon aus, dass die Notenbank schon in dieser Woche einen weiteren Zinsschritt plant. Wahrscheinlicher ist, dass ein Anziehen der Zinspolitik vorbereitet wird. In diesem Zusammenhang sind auch die Einkaufsmanager-Indizes aus Euroland und Deutschland zu beachten. Sie dürften sich erneut stark entwickeln und besitzen positives Überraschungspotenzial. Insgesamt wird der Rentenmarkt von beiden Seiten des Atlantiks durch Zinserhöhungsängste belastet. Somit sollte der Bund Future gerade in der ersten Wochenhälfte weiter leicht unter Druck stehen – sich in der zweiten Hälfte jedoch wieder ein wenig Luft verschaffen können.

Quelle: ADIG

Die ADIG Allgemeine Deutsche Investment-Gesellschaft mbH, Fondstochter der Commerzbank, wurde 1949 gegründet. Das verwaltete Fondsvermögen beträgt mehr als 22,6 Mrd. Euro in 90 Publikumsfonds. Die Aktivitäten der ADIG werden unter dem Dach der COMINVEST Asset Management GmbH geführt.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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