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10:35 Uhr, 23.09.2002

Das war die Biotechwoche

Wochen News Wrap Up - Biotech-Experte.de

Flashback - W38 - 09.09.2002 bis 20.09.2002

Nasdaq Biotech: 16.09.02: 483,14; 20.09.02: 459,33; (-4,9%)

Amex Biotech: 16.09.02: 333,79; 20.09.02: 320,61; (-4,0%)

Nemax Biotech: 16.09.02: 29,95; 20.09.02: 27,97; (-6,6%)

Ein wichtiges Testziel in einer Studie an Patienten mit der entzündlichen Darmerkrankung Crohn Disease hatte am Montag ein experimenteller Wirkstoff des Unternehmens Millennium Pharmaceuticals verfehlt und damit nicht nur für einen satten Abschlag von 13% bei Millennium gesorgt, sondern auch den gesamten Sektor in die Verlustzone gezogen. 1,3% Abschlag gab es für den Amex Biotechindex, der Nasdaq Biotechindex konnte mit einem Verlust von 1,1% noch etwas besser abschneiden. Besser als Millennium erging es hingegen Partner Genentech, das Unternehmen entwickelt das genannte Produkt, das unter der Bezeichnung MLN02 bekannt ist, gemeinsam mit Millennium und konnte trotz der schlechten Nachricht, dass MLN02 in Patienten mit Crohn Disease keine eindeutige Verbesserung der Symptomatik erzielen konnte, um 40 cents auf $30,83 zulegen. Auch Biogens Aktie wurde nach dem herben Verlust von 4% am Freitag am Montag erneut um 21 cents erleichtert. Grund höchstwahrscheinlich noch die Nachwirkungen, dass das so wichtige Medikament gegen Psoriasis jetzt entgegen der ursprünglichen Planung nun doch erst Anfang 2003 die Zulassung erhalten wird. Dem Abwärtstrend entziehen konnte sich trotz Gewinn- und Umsatzwarnung, auf Grund gesunkener Nachfrage nach dem Dialysemedikament Renagel, das Unternehmen Genzyme. Um ganze 8% zog Genzyme an nachdem bekannt geworden war, dass die FDA den Zulassungsantrag für das Gemeinschaftsprodukt mit BioMarin gegen die seltene genetische Erkrankung MPS-1 akzeptiert habe. Im Pharmasektor, dessen Index im Gegensatz zu den Biotechindizes um 0,4% zulegen konnte, war Eli Lilly im Gespräch, dass wegen einer bedingten FDA-Zulassung von Cymbalta, einem neuen Antidepressivum, mit 68 cents im positiven Terrain lag. Nach Lösung kleinerer Probleme bezüglich Etikettierung und Qualitätskontrolle während der Herstellung soll laut Lilly einer Vermarktung nichts mehr im Wege stehen. An den deutschen Märkten machte erneut die Nervosität bezüglich Konjunktur und einem anstehenden Irak-Krieg den Anlegern einen Strich durch die Rechnung. Gekennzeichnet durch ein dauerndes Auf und Ab fiel der Biotechindex mit minus 0,8% knapp unter die 30 Punkte-Marke. Am untersten Ende der Indexliste wieder einmal Rhein Biotech mit einem satten Abschlag von 17,4%, es folgten die November AG mit einem Minus von 9,7% sowie Co.don mit einem Verlust von 9%. Kaum erwähnenswert die Gewinner der Branche, Eurofins Scientific mit plus 3% sowie Genescan und Qiagen mit 2,4% und 1,7% im grünen Bereich.

Auf ein Allzeittief fielen am Dienstag die Aktien des ehemaligen HighFlyers EntreMed, nachdem ein Analyst am Vortag Bedenken bezüglich der Cash-Position des Unternehmens geäußert hatte. Zum Handelsschluss konnte EntreMed sich zwar wieder etwas erholen, lag aber dennoch mit 8% im Minus, nachdem das Unternehmen am Vortag bereits rasante 26% abgegeben hatte. Schuld die Investmentfirma Gerard Klauer Mattison, die den Wert am Montag von "neutral" auf "verkaufen" abgestuft hatte. Die US-Biotechindizes verloren mit 0,8% (Amex Biotechindex) und 1,0% (Nasdaq Biotechindex) zwar nur leicht, doch die Stimmung in der Branche war, vor allem wegen der gesamten wirtschaftlichen Situation, sehr gedrückt. Trotz der düsteren Stimmung im Sektor, der sich die meisten Unternehmen nicht entziehen konnten, schafften es Genentech und Xoma, wegen positiver Testergebnisse ihres experimentellen Psoriasis-Wirkstoffes Raptiva, dem Ganzen zu entkommen. Genentech gewann immerhin 4% an Wert, Xoma konnte sogar einen Gewinn von 8% erzielen. Nach den guten Ergebnissen von Raptiva in Phase III will man noch Ende des Jahres den Zulassungsantrag für den Wirkstoff an die US-Gesundheitsbehörde überstellen. Zu den Verlierern gehörte am Dienstag auch die Nummer 1 der Pharmaunternehmen Pfizer und das trotz der positiven Neuigkeiten, des Abschluss der Pharmacia Übernahme noch in diesem Jahr sowie der Bekräftigung der Geschäftszahlen für das Jahr 2002. Pfizer verlor 69 cents sein Übernahmekandidat Pharmacia erleichterte sich um 95 cents. Leider konnte der Biotechindex des Neuen Marktes die anfänglichen Gewinne nicht halten und ging mit einem kleinen Minus von 0,7% aus dem Handel. Die Skeptiker waren, auch wegen erneut enttäuschender Zahlen von Seiten der US-Konjunktur, wieder einmal in der Überzahl und ließen vor allem die Werte von Medigene mit einem Abschlag von 12,2% und Rhein Biotech mit minus 10% unter die Räder kommen. Größte Gewinner waren neben Genescan mit plus 7,1%, die Firmen Lion Bioscience und November mit einem Zugewinn von 7,1% bzw. 5%.

Am Mittwoch führten vor allem Mitglieder des Pharmasektors zum erhofften Aufschwung der Branchenindizes in den USA. Abbott Laboratories hieß einer der Gewinner, das Unternehmen legte um 5% zu, nachdem ein Analyst eine Meldung veröffentlicht hatte, derzufolge das Arthritismedikament des Unternehmens, D2E7, wohl bereits im ersten Quartal 2003 und damit drei bis sechs Monate früher als erwartet eine Zulassung erhalten werde. Der Analyst, Daniel Lemaitre von Merrill Lynch stufte Abbott anschließend von "neutral" auf "kaufen" auf und sorgte so für den Anstieg des Aktienkurses um $1,83 auf $40,42. Obwohl D2E7 ein ernstzunehmender Konkurrent eines bereits vermarkteten Produkts der Unternehmen Johnson & Johnson und Amgen ist, konnte diese Meldung den Aktienkursen der Letzteren nichts anhaben. Johnson & Johnson legte um 26 cents, Amgen sogar um 31 cents zu. Im Biotechsektor konnte mit Sonus Pharmaceuticals ein in unserem Lande wohl eher unbekannter Kandidat um 10% an Wert zulegen. Grund, der experimentelle Krebswirkstoff des Unternehmens hatte in einer klinischen Studie exzellente Sicherheits- und Wirksamkeitsdaten demonstriert. Sollten sich diese ausgezeichneten Daten auch in der letzten Phase der klinischen Entwicklung bestätigen, will man bei Sonus schon bald den Antrag auf Vermarktung in den USA stellen. Doch nicht nur Einzelwerte, sondern auch die Indizes überraschten mit grünen Vorzeichen, der Amex Biotechindex legte im 1,7% zu, der Nasdaq Biotechindex kletterte um 1,3%. Leider konnte der Nemax Biotechindex nicht von der optimistischen Stimmung der US-Indizes profitieren. Neue Tiefs an den deutschen Märkten zogen auch den Biotechindex weiter nach unten, mit einem gigantische Abschlag von 5,1% mussten sich die Anleger hierzulande abfinden. Unter den Einzelwerten verloren zweistellig Curasan (-14%), Evotec (-11,3%) und Lion Bioscience (-11,1%). Selbst gute Nachrichten schützten vor dem Absturz nicht, dies musste am Mittwoch Sanochemia am eigenen Leib erfahren. Das Unternehmen hatte am Mittwoch mitgeteilt, dass die neu gegründete Tochter Sanochemia Diagnostics International GmbH, wesentliche Fortschritte beim Ausbau ihrer Marktposition im Bereich der Diagnostik erzielen konnte, doch der Kurs des Unternehmens stürzte um 14,4% und bildete das Schlusslicht im Index.

Ein schwarzer Tag war für die Biotechnologiebranche auch der Donnerstag, sowohl der Amex als auch der Nasdaq Biotechnologie Index gaben um je 5,4% nach. Unter den größten prozentualen Verlierern das Unternehmen Biomira, dass nach enttäuschenden Ergebnissen für ein experimentelles Krebstherapeutikum um sagenhafte 41% abgestürzt war. Das kleine kanadische Unternehmen entwickelt das potenzielle Brustkrebsmedikament, dass sein Ziel in Phase III leider nicht erreichen konnte, in Gemeinschaft mit der deutschen Merck KgaA. Der Absturz von Biomira ist nichts besonderes, denn schließlich sind seit Beginn des Jahres schon mehrere oftmals renommiertere Unternehmen der Branche wegen ähnlicher Niederlagen bei der Entwicklung von Wirkstoffen abgestürzt. Dies ist eine Gefahr die alle Biotechinvestoren immer treffen kann, da der Erfolg eines Präparates in der klinischen Entwicklung leider nicht vorhersehbar ist. Doch die mit Niederlagen in der Entwicklung verbunden Kursabschläge sind wohl übertrieben und beruhen vor allem darauf, dass Investoren in volatilen Zeiten das Risiko scheuen und deshalb auf schlechte Nachrichten häufig mit Panikverkäufen überreagieren. Doch selbst positive Nachrichten, so gesehen bei Celgene, dass trotz Aufstufung von Salomon Smith Barney auf "Outperformer" unter Druck geriet und 2% leichter aus dem Handel ging, konnten am Donnerstag keinen Investoren hinter dem Offen hervor locken. Doch die Erholung könnte bereits kurz bevor stehen, denn Anfang nächsten Jahres dürften, neben der Zulassung des von ICOS entwickelten Anti-Impotenzmedikamentes Cialis, auch starke Umsätze mit dem neuen Amgen Medikament Aranesp dem Sektor erneut Auftrieb verleihen. Amgen könnte also, nachdem die Nummer 1 der Branche am Donnerstag erneut 8% an Wert verlor, zum gegewärtigen Zeitpunkt ein echtes Schnäppchen sein, vorausgesetzt man sieht eine Investition in das Unternehmen eher langfristig. Auch der Pharmasektor blieb nicht von der düsteren Stimmung verschont, die Aktien von Merck & Co. fielen um 4%, nachdem die Verantwortlichen des Unternehmens auf einer Investorenkonferenz des Investmenthauses Bear Stearns mitgeteilt hatten, man werde die Tochter Medco wie geplant im nächsten Jahr an die Börse bringen. Leider gab auch Abbott einiges von seinen Vortagesgewinnen wieder ab, mit einem Verlust von 32 cents schloss Abbott am Donnerstag bei $40,10. Der Pharmaindex schloss mit einem Verlust von 3,4% ebenfalls im negativen Terrain. Kaum zu glauben aber wahr, trotz der massiven Verluste der US-Biotechbranche schaffte es der Biotechindex des Neuen Marktes mit einem Plus von 0,32% aus dem Handel zu gehen. Vor allem die Zugewinne von 11,3% bei Lion Bioscience, 5,8% bei Morphosys und 1,2% bei Indexschwergewicht Qiagen sorgten für einen positiven Abschluss.

Wieder etwas erfreulicher gestalteten sich die Indexstände der US-Biotechs zum Wochenausklang am Freitag, zwar waren die Gewinne mit 0,2% im Nasdaq und 0,7% im Amex Biotechindex nur marginal, aber für die Psychologie der Anleger äußerst heilsam. Die Einzelwerte zeigten sich eher gemischt, während Amylin auf Grund eines $325 Mio. Deals zur Vermarktung seines in der letzten Phase der klinischen Entwicklung steckenden Diabetesmedikamentes AC 2993 mit Eli Lilly mit 12% plus zu den Gewinnern zählte, gab Transkaryotic wegen eines regulatorischen Rückschlages um 8% nach. Nach Bekanntgabe der FDA, man müsse das für den 27. September geplante Treffen, dessen Schwerpunkt die Diskussion der Zulassung eines Wirkstoffes gegen Fabry Disease gewesen wäre, auf einen noch nicht bekannten Zeitpunkt verschieben, ging der Aktienkurs erst einmal auf Tauchstation. Auch Genzyme, dass ein Konkurrenzprodukt entwickelt hat dessen Zulassung ebenfalls diskutiert werden sollte, verlor nach dieser Meldung um 23 cents. Unter den Gewinnern dagegen Dendreon, das Unternehmen legte ermutigende Testergebnisse einer Phase III Studie mit Provenge, einer Impfung gegen hormonresistenten Prostatakrebs, vor und zog daraufhin um 9% an. In einer Achterbahnfahrt ging es am Freitag mit dem Branchenindex des Neuen Marktes um 1,2% nach unten. Zwar hielten sich Minus- und Pluszeichen einigermaßen die Waage, doch einige der Großen sorgten mit bedenklichen Verlusten für das schlechte Abschneiden des Index. So mussten Evotec, Medigene, GPC Biotech, BB Biotech und Morphosys Verluste von 12%, 11,2%, 10,2%, 8,7% und 6,1% verbuchen. Dies konnte selbst der stattliche Gewinn von 13,8% des Schwergewichtes Qiagen nicht ausgleichen.

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