Das war das Jahr 2008 - das wird das Jahr 2009: Aktuelle Markteinschätzung
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Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
2008 geht wohl als das Jahr in die Geschichte ein, an das sich die meisten Menschen nicht mehr zurückerinnern wollen. Freilich gab es Ausnahmen, wie die Eröffnung der Olympischen Spiele in China oder die Wahl Barack Obamas zum ersten schwarzen Präsidenten der USA. Aber darüber hinaus bietet das Jahr 2008 vorwiegend negative Nachrichten.
Der Crash des Immobilienmarktes in den USA, tausende Zahlungsausfälle, steigende Arbeitslosigkeit, der Zusammenbruch von Bear Stearns, die Pleite von Lehman Brothers, ein 700 Milliarden US-Dollar schweres Konjunkturpaket der USA, gegen das sich die Mehrheit der US-Bürger aussprach, ein 50 Milliarden US-Dollar schwerer Betrug unter der Aufsicht der US-Börsenaufsicht SEC unter Madoff, die Pleitewelle bei Hypothekenkreditgebern und ein Aktienmarktcrash, der zeitweise Verluste von 51 Prozent und zum Jahresschluss von -38,5 Prozent mit sich brachte.
Das Resultat dessen war und ist eine Eiszeit am Geldmarkt, quasi nicht mehr verfügbare Kredite, sprunghaft ansteigende Renditen bei Unternehmensanleihen, ein Rückgang der US-Staatsanleihenrenditen auf zeitweise unter Null, eine Hausse mit anschließendem Crash bei den Rohstoffpreisen, als Öl erst fast bis auf 150 US-Dollar/Barrel und anschließend bis auf 36 US-Dollar/Barrel fiel, die Verstaatlichung der Hypothekenfinanzierer Fannie Mae und Freddi Mac, die Rettung des Versicherers AIG, die US-Steuerzahler 100 Milliarden US-Dollar kostete, und die Rückkehr der Staatswirtschaft auf Kosten des freien Marktes. Außerdem brachte das Jahr 2008 die größten Rückgänge der Verbraucherpreise in der Geschichte mit sich, und ebenso historisch stark brachen die Autoabsätze, Konsumklimaindizes, Hausverkäufe, Immobilienpreise und Renditen bei Staatsanleihen zusammen. Nur die Große Depression brachte eine ähnlich schlimme Folge von Ereignissen mit sich.
Für Investoren lohnten sich nur Staatsanleihen, Gold oder Bargeld – praktisch alles andere verlor im Zuge der Rückführung von Fremdkapital (Deleveraging) an Wert.
Für 2009 und die Folgejahre sieht sich die Weltwirtschaft einer Phase einer deflationären Depression gegenüber. Deflation ist der Vorläufer einer Depression, weil fallende Preise eine Abwärtsspirale von wirtschaftlichen Verlusten, Produktionskürzungen, Massenentlassungen und geringerer Nachfrage erzeugen. Kurz nach seiner Amtseinführung will Barack Obama ein weiteres Konjunkturpaket von 850 Milliarden US-Dollar auflegen, 300 Milliarden US-Dollar davon sollen für Steuersenkungen vorgesehen sein. Das entspricht, wenn die Steuersenkungen gleichmäßig auf alle Bevölkerungsschichten angewandt werden, der Freisetzung von Kaufkraft von 19 Dollar pro Woche. Viele Amerikaner werden diese zusätzlichen Mittel aber vorwiegend dafür benutzen, um Schulden abzubauen, als neue Dinge zu kaufen. Der Konsum wird dadurch wahrscheinlich nur geringfügig gestützt werden. Ergo: Eine Maßnahme zur Begrenzung der „Downside“ – des Abwärtspotenzials. Der Arbeitsmarkt wird weiter schwach bleiben und alleine in der ersten Jahreshälfte dürfte es in den USA zwei bis drei Millionen neue Arbeitslose geben. Auch wenn Barack Obama die Schaffung neuer Arbeitsplätze in Aussicht stellt: Es wird ihm nicht gelingen, diese rapide Eintrübung am Arbeitsmarkt auszugleichen. Das Jahr 2009 wird vermutlich geprägt sein von einer neuen Pleitewelle bei Banken. Das Fed wird versuchen, so viele Pleiten wie möglich durch Fusionen abzuwenden. Das negative Umfeld am Geldmarkt und in der Gesamtwirtschaft lässt die Aktienkurse bereits wieder sehr hoch erscheinen.
Meiner Meinung nach befinden wir uns aktuell am Aktienmarkt (und auch beim Öl, siehe heutiges Leitthema) in einer rein technischen Gegenbewegung, der neue Tiefs folgen werden. Die erste Jahreshälfte wird vorwiegend ein Tradingmarkt sein, in dem man sehr gut kurzfristig Geld verdienen kann. Gerade mit der Charttechnik vertraute Anleger können hier sehr gut Geld verdienen (wir bieten auf www.godmode-trader.de fortlaufendes charttechnisches Coverage aller Märkte kostenlos an). Die Stärke des US-Dollars wird sehr stark davon abhängen, wie die Zentralbanken außerhalb der USA über ihre Politik entscheiden werden. Zinssenkungen der Bank of England, der EZB oder in China helfen dem Dollar. Da es weitere Zinssenkungen geben wird, dürfte der Dollar wieder fester werden. Derzeit gibt es keinen Anlass dafür zu glauben, dass die Deflation, in der wir uns befinden, zu einem abrupten Ende kommen wird, auch wenn die Spekulationen über das Greifen der massiven Zentralbank- und Staatsgelder überall „herumspuken“. In einem solchen Umfeld dürfte sich Gold als interessantes Absicherungsgut erweisen.
Der physische Goldkauf ist meiner Meinung eine der besten Anlagen für das Jahr 2009 und darüber hinaus. Physisches Gold mit dem Motiv des Werterhalts. Der Kauf von Papiergold (Zertifikate, ETFs, ETCs etc.) mit dem Motiv der Wertsteigerung könnte jedoch enttäuscht werden, da, wie ich wiederholt schrieb, die maximale Zahlungsbereitschaft von zwei Dritteln des Goldmarktes (Schmuckmarkt) bei 900-950 US-Dollar/Unze liegt. Steigt der Preis auf dieses Niveau an, bricht die Nachfrage ein. Delikates Detail daran: Inmitten der berüchtigten Hochzeitsaison in Indien gehen die indischen Goldimporte um teilweise 80 Prozent zurück. Die in 2007 und bis zur Jahresmitte 2008 gültige Spanne von 900-950 US-Dollar/Unze dürfte also angesichts der miesen wirtschaftlichen Lage in 2009 eher zu hoch sein. Bleibt zu hoffen, dass ein handlungsfähiger Barack Obama den kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Israel und der Hamas und den Streitigkeiten mit Iran durch eine freundliche Offerte ein Ende setzen wird.
Ich wünsche allen Lesern des Rohstoff-Reports und den Publikationen meiner Kollegen sowie und Besuchern unserer Webseiten ein frohes und von Glück gekröntes Jahr 2009. Vergessen Sie nicht: Eine Krise bietet immer auch große Chancen.
In diesem Sinne, viel Spaß beim Lesen des aktuellen Reports
Ihr Jochen Stanzl
Chefredakteur Rohstoff-Report.de
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