Das Thema Zinssenkung ist vom Tisch
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Die USA vermeldeten in der Vorwoche erneut eine kräftige Zunahme der Wirtschaftsleistung. In der Eurozone konnten sich die Geschäftsklimaindizes durch die Bank verbessern, was für eine Konjunkturaufhellung spricht. Renditeabstand zwischen den USA und Euroraum hat sich dennoch erneut vergrößert.
USA Konjunktur in robuster Verfassung
In den Vereinigten Staaten gibt es keine Anzeichen für eine Abschwächung der Konjunktur. Vielmehr spricht einiges dafür, dass sich das Wachstumstempo im zweiten Halbjahr sogar noch beschleunigen könnte. Im zweiten Quartal 2005 lag die aufs Jahr hochgerechnete Wachstumsrate bei 3,4 Prozent und damit etwas unter dem Vorquartalswert von 3,8 Prozent. Allerdings ist dies in erster Linie auf einen verstärkten Lagerabbau zurückzuführen. Das bedeutet aber auch, dass im dritten Quartal die Lagerbestände wieder aufgestockt werden müssen, was sich in einer erhöhten Zunahme der Wirtschaftsleistung niederschlagen wird. Eine BIP-Zunahme von vier Prozent in diesem Quartal liegt durchaus im Bereich des Möglichen. Die realwirtschaftlichen Daten spiegeln damit das wieder, was die Frühindikatoren bereits seit einiger Zeit andeuten: Die US-Ökonomie bleibt auch weiterhin das Zugpferd der globalen Wirtschaft.
Für die amerikanische Notenbank besteht damit auch in den kommenden Monate kein Anlass, von ihrem eingeschlagenen geldpolitischen Kurs mit moderaten Zinsanhebungen abzugehen. Eine Zielrate für die Fed Funds von bis zu vier Prozent zum Jahresende ist wahrscheinlich. Dies sollte sich aber auch in den längeren Laufzeiten bemerkbar machen. Gegenwärtig liegt die Zehnjahresrendite mit knapp 4,3 Prozent immer noch auf einem angesichts der robusten Wirtschaftsentwicklung niedrigen Niveau. Zu einem Anstieg der Renditen könnte auch der erhöhte Preisdruck beitragen. Der von der FED als Inflationsmaß favorisierte PCE-Deflator, der die Preisänderungen bei den persönlichen Konsumausgaben erfasst, stieg im zurückliegenden Quartal um 3,3 Prozent. Damit lag die Zunahme spürbar höher als im ersten Quartal (+2,3 Prozent). Eine auf Hochtouren laufende Konjunktur gepaart mit anziehenden Preisen stellt eine Mixtur dar, die üblicherweise an den Anleihemärkten nicht honoriert wird. Vor diesem Hintergrund tendieren wir auch eher zur Vorsicht, was Investments am amerikanischen Bondmarkt anbelangt. Am kurzen Ende ist der US-Markt wegen der höheren Geldmarktzinsen zwar inzwischen attraktiver als der Euro-Markt, allerdings sind hier die Währungsrisiken zu beachten. Jedenfalls scheint die Euro-Talfahrt erst einmal gestoppt.
Eurozone Renditeabstand bei über 100 Basispunkten
Die aus den USA kommenden Signale scheinen an den Rentenmärkten der Eurozone (noch?) nicht gehört zu werden. Der Renditeabstand zwischen zehnjährigen US-Treasuries und Bundesanleihen gleicher Laufzeit hat sich auf über 100 Basispunkte ausgeweitet. Zwar liegt das Wirtschaftswachstum in den Ländern der Währungsunion nach wie vor deutlich unter dem Niveau der Vereinigten Staaten. Immerhin verdichten sich aber jetzt die Anzeichen, dass eine Wende zum Besseren auch auf dem alten Kontinent möglich ist. Die wichtigsten Frühindikatoren der Eurozone geben jedenfalls Anlass zur Hoffnung. Mit dem deutschen Ifo-, dem französischen INSEE-, dem belgischen BNB- und dem italienischen ISAE-Index verbesserten sich im Juli alle bedeutenden Geschäftsklimaindikatoren. Dies spricht dafür, dass es im zweiten Halbjahr 2005 zumindest zu einer leichten Belebung der Geschäftstätigkeit kommen wird. Die Stimmungsaufhellung ist dabei nicht zuletzt durch die im bisherigen Jahresverlauf zu beobachtende Euro-Abschwächung verursacht worden. Dagegen scheinen sich die Märkte an die hohen Ölpreise gewöhnt zu haben.
Das Thema Zinssenkung ist damit endgültig vom Tisch. Dazu passt auch, dass die monetären Indikatoren wieder eher für einen Anstieg der Inflation sprechen. Die für die EZB wichtige Geldmenge M3 ist im Juni um 7,5 Prozent gestiegen und liegt damit weiter deutlich über dem Zielwert. Auch die Verbraucherpreise zeigen in der Tendenz wieder stärker nach oben. Das heißt aber nicht, dass uns eine Zinserhöhung in nächster Zeit ins Haus steht. Vielmehr dürfte die EZB die Leitzinsen bis Jahresende auf dem bisherigen Niveau belassen. Am Rentenmarkt könnten sich die Vorgaben aus den USA zwar bemerkbar machen. Für einen grundlegenden Richtungswechsel gibt es jedoch keine Anzeichen
Ausblick Einkaufsmanagerindizes im Fokus
In der laufenden Woche dürften neben den US-Arbeitsmarktdaten die beiderseits des Atlantiks anstehenden Einkaufsmanagerindizes für den Industrie- und Dienstleistungsbereich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stehen. Dabei erwarten wir eine Bestätigung der jüngsten Konjunkturtrends. In Großbritannien ist eine Leitzinssenkung in Anbetracht der zuletzt unter den Erwartungen gebliebenen Konjunkturzahlen nicht auszuschließen. Mit einem Zinsschritt um 25 Basispunkte nach unten könnte die Bank von England den Märkten ein Signal senden, dass sie dieser Entwicklung entgegentreten wird.
Quelle: Union Investment
Gegründet 1956, zählt Union Investment heute zu den größten deutschen Investmentgesellschaften. Rund 122 Mrd. Euro verwaltet die Gesellschaft per Ende Dezember 2004. Die Produktpalette für private Anleger umfasst Aktien-, Renten- Geldmarkt- und Offene Immobilienfonds sowie gemischte Wertpapier- und Immobilienfonds und Dachfonds. Anleger erhalten diese Produkte bei allen Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und PSD-Banken. Rund 4 Millionen Anleger nutzen überdies die Depotdienstleistungen der Union Investment.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.