Das Konzert in Moll setzt sich fort - Euro nach Tiefstkursen bei 1.2514
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Das Konzert in Moll setzt sich fort - Euro nach Tiefstkursen bei 1.2514 leicht erholt!
Der Euro eröffnet heute bei 1.2585, nachdem im US-Handel Tiefstkurse bei 1.2514 markiert wurden. Der USD stellte sich gegenüber dem JPY auf 93.45. In der Folge notierte EUR-JPY bei 117.60, während EUR-CHF bei 1.4780 oszillierte.
Das Protokoll des Offenmarktausschusses lieferte ernüchterte Töne. Gleichwohl sind die angepassten Prognosen ansatzweise als optimistisch zu beschreiben. Die vorhergehenden waren offensichtlich nicht haltbar. So wurde die erwartete Bandbreite des BIP per 2009 von +1,1% bis - 0,2% ( Prognose Oktober) auf -0,5% bis -1,3% angepasst. Die Einschätzung der zukünftigen Arbeitslosenquote liegt nun bei 8,5% - 8,8% nach zuvor 7,1% - 7,6% (Oktober).
US-Präsident Obama legt weiterhin eine zügige Gangart in der Krisenbekämpfung vor. Das Programm zum Schutz von Immobilienbesitzern und Finanzmarktteilnehmern, die beide sachlich wenig oder gar nicht verantwortungsbewusst gehandelt hatten, als sie die Immobilien erwarben oder finanzierten, liest sich wie folgt.
Obama beabsichtigt, ein Programm im Volumen von 275 Mrd. USD aufzulegen, um damit 9 Mio. angeschlagenen Hausbesitzern über verringerte Hypothekenzahlungen zu helfen, Zwangsvollstreckungen zu vermeiden. In diesem Programm spielen die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mc eine verstärkte Rolle, die durch ihre angepassten Standards das Problem der Immobilienkrise mit verursachten. Das Finanzministerium wird das Kapital dieser beiden Institutionen um bis zu 200 Mrd. USD erhöhen.
Das private Konkursrecht soll so angepasst werden, dass Richter Hypothekenzahlungen auf Basis eines "Fair Market Value" verringern können, sofern der Schuldner dann diese Belastungen tragen kann. Was genau dieser "Fair Market Value" ist oder wie er berechnet wird, ist unklar.
Die dadurch benachteiligten Gläubiger erhalten aus einem Finanztopf in Höhe von 75 Mrd. USD Ausgleichszahlungen für die verringerten Hypothekenzahlungen. Die Gläubiger sind in diesem Programm verpflichtet, die Hypothekenzahlungen auf maximal 38% des Einkommens der Schuldner zu reduzieren. Die Regierung übernimmt dann die Kosten für eine weitere Reduktion auf 31% des Einkommens.
Fraglos brauchen die USA zur Zeit Programme, um die taumelnde Wirtschaft als auch die taumelnden Wirtschaftssubjekte zu stabilisieren. Es muss die Frage jedoch erlaubt sein, wie die US-Amerikaner sich fühlen, die sich finanziell konservativ und sachlich angemessen in den letzten Jahren verhalten haben. Werden hier nicht einmal mehr "Täter" belohnt und "Anständige" zu "Opfern"? Kann eine Gesellschaft auf dieser Basis nachhaltig funktionieren?
Diese Frage ist nicht nur auf derartige Konstellationen in den USA gemünzt. Der Blick geht hier auch nach Herzogenaurach. Staatshilfe fordern, nachdem das ambitionierte private Bereicherungsprogramm gescheitert ist, ist schon klasse …
Aber der Blick muss weiter gehen, als nur nach Herzogenaurach. Weltbank Präsident Zoellick empfahl der EU mehr zu tun, die Ökonomien in Ost- und in Zentraleuropa zu unterstützen. Ein koordinierter und verstärkter Einsatz sei erforderlich. Auch hier wird gar nicht die Frage gestellt, wer verantwortlich für dieses Chaos von zuviel "Leverage" in diesen Ländern ist! Wer gierig war, ob Bank oder Wirtschaftssubjekt wird im Krisenfall saniert.
In der akuten Phase einer Krise sind derartige Fragen sicherlich nicht erste Priorität. Sie müssen aber im Verlauf gestellt werden, ansonsten begeben sich unsere freiheitlichen Systeme in Abhängigkeiten von Partikularinteressen, die dem Gemeinwohl in höchstem Maße abträglich sind.
Werfen wir einen kurzen und prägnanten Blick auf die Veröffentlichungen aus den USA:
Die Neubaubeginne sanken unerwartet stark per Januar von zuvor 550.000 auf annualisiert 466.000 Objekte (Prognose 520.000) und markierten damit den niedrigsten Stand seit dem 2. Weltkrieg. Im Jahresvergleich entsprach das einem Einbruch um 56,2%. Die Baugenehmigungen fielen von 547.000 auf 521.000 zurück.
Die US-Industrieproduktion sank per Januar um 1,8%. Die Prognose war bei -1,5%n angesiedelt. Der Vormonatswert wurde von -2,0% auf -2,4% revidiert. In der Folge ergab sich ein Rückgang der Kapazitätsauslastung von zuvor 73,3% auf 72,0%.
Die Importpreise per Januar sanken im Monatsvergleich um 1,1% nach zuvor -5,0% per Dezember. Im Jahresvergleich kam es zu einem Rückgang um 12,5% nach zuvor - 10,3%. Noch per Oktober 2008 stellte sich ein Anstieg um 4,9% ein.
Bezüglich der heute anstehenden Daten verweisen wir auf die unten angeführte Datenbox. Morgen folgt der dezidierte Blick!
Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein nachhaltiges Überwinden des Widerstands bei 1.2800-20 dreht den Bias wieder auf positiv.
Viel Erfolg!
© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank
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