Kommentar
13:16 Uhr, 25.10.2018

Das Jobwunder in den USA!

Die US-Wirtschaft läuft nicht nur gut, sie zaubert ein wahres Beschäftigungswunder hervor, egal, was viele andere sagen.

Die Arbeitslosenrate in den USA ist so niedrig wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Das ist schön, erntet aber auch viel Kritik. Die Berechnungsmethode hat sich mit der Zeit geändert. Es gibt zwar Rückrechnung mit der aktuellen Methode, allerdings sind die Daten etwas wackelig. Selbst unter Berücksichtigung unterschiedlicher Berechnungsmethoden ist die Arbeitslosenrate niedrig. Die wenigsten wollen das den USA gönnen. So hört man immer wieder, dass die Lage nicht so gut sein kann wie von den Daten impliziert. Das wichtigste Argument: die Partizipationsrate.

Die Partizipationsrate misst den Anteil der Bevölkerung, der arbeitet. Hier zeigte sich zwischen 2000 und 2014 ein Abwärtstrend. Seither stagniert die Rate. Wie gut kann es der Wirtschaft gehen, wenn immer weniger Menschen arbeiten (relativ zur Bevölkerungszahl)?


Dazu muss man wissen, wie die Rate berechnet wird. Es handelt sich um die Anzahl an Beschäftigten relativ zur Bevölkerung, die 16 Jahre und älter ist. Davon ausgenommen sind Menschen, die in Institutionen sind. Als Institution gelten etwa Gefängnisse und Psychiatrien. Diese Menschen können nicht am Arbeitsmarkt teilnehmen und sind daher ausgenommen.

Da die Bevölkerung der über 16-Jährigen zur Berechnung herangezogen wird, ergibt sich ein demographisches Phänomen. Im Normalfall gehen Arbeitnehmer irgendwann in Rente. Nun steigt der Anteil der Rentner, da die Bevölkerung im Durchschnitt immer älter wird. Die Partizipationsrate kann mit dem demographischen Wandel hin zu einer älteren Bevölkerung kaum steigen.

Es macht daher Sinn, andere Partizipationsraten zu betrachten (Grafik 2). Ein Blick auf die Rate der 25-54-Jährigen zeigt eine sehr viel höhere Partizipation als die erste. Sie ist nicht auf Rekordniveau, aber nahe daran.


Das Beschäftigungswunder lässt sich durchaus anzweifeln, aber nicht so wie es meist getan wird. Die Gesamtpartizipationsrate ist schlichtweg nicht aussagekräftig, wenn man den Menschen nicht unterstellen will, dass sie bis zum Ableben gefälligst zu arbeiten haben und niemals in Rente gehen dürfen. Das macht bei einer älter werdenden Bevölkerung einfach keinen Sinn.

Gemessen am Anteil der 25-54-Jährigen an der Gesamtbevölkerung ist die stabile Partizipationsrate sogar extrem bemerkenswert (Grafik 3). Sie müsste eigentlich deutlicher sinken. Das tut sie allerdings nicht. Das ist ein Zeichen für einen robusten Arbeitsmarkt und für Rekordbeschäftigung.

Wie hoch die Qualität der Beschäftigung ist und ob man davon überhaupt leben kann, steht auf einem anderen Blatt. Das Reallohnwachstum ist dünn und als Kofferträger im Hotel wird man nicht reich. Das war allerdings niemals anders und ist eine vollkommen neue Thematik.

Nüchtern betrachtet steuern die USA auf Rekordbeschäftigung zu. Sie sind noch nicht ganz dort angekommen. Die Arbeitslosenrate impliziert das zwar, doch die Partizipationsrate der 25-54-Jährigen zeigt, dass es noch Luft nach oben gibt.

Autor: Clemens Schmale

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