Kommentar
20:07 Uhr, 08.03.2019

Das "Geld an der Seitenlinie": Letzte Hoffnung für den Markt?

Das Geld an der Seitenlinie, also Geld, welches nur darauf wartet investiert zu werden, häuft sich gerade massiv an. Da kann doch nur eine Rallye folgen...

Wenn Analysten nichts mehr einfällt, weshalb der Markt steigen sollte, wird die Seitenlinie bemüht. Es geht um das Geld, welches herumliegt und theoretisch in den Aktienmarkt fließen könnte. In der Theorie ist das sehr viel Geld. Amerikaner haben allein auf ihren Geldkonten Billionen herumliegen. Dieses Geld steht allerdings nur sehr theoretisch zur Verfügung. Es dient vielmehr zur Finanzierung des Konsums. Das Geld auf den Konten deckt ungefähr drei Quartale Konsum ab. Soll die Wirtschaft nicht stillstehen, bleibt dieses Geld nur Theorie für den Aktienmarkt.

Trotzdem gibt es Geld auf der Seitenlinie. Vereinfacht wird dies als Geld in Geldmarktfonds definiert. Das ist Geld, welches sofort verfügbar ist und anderweitig investiert werden kann. Bei Privatpersonen sind das in den USA inzwischen mehr als 800 Mrd. Dollar (Grafik 1).


Das ist eine Menge Geld. Es war aber auch schon einmal mehr, z.B. während des letzten Bärenmarktes. Damals erreichte der Wert mehr als eine Billion Dollar. Generell laufen diese Retail Money Funds dem Aktienmarkt entgegen. Fällt der Markt, steigen die Money Funds und umgekehrt.

Das war nicht immer so. Ende der 90er Jahre stiegen Markt und Funds gleichzeitig an. Seither ist die Korrelation stark negativ (Grafik 2). Privatanleger sind aktiver darin Geld in Geldmarktfonds zu halten, wenn der Markt fällt und es bei günstigen Kursen zu investieren.

Zum Teil liegt das auch an den niedrigen Zinsen. Bringt ein Geldmarktfonds keine Rendite, ist die Attraktivität dieser Anlage begrenzt. Inzwischen ist das nicht mehr so. Persönlich schiebe ich alles Geld, welches nicht in Aktien steckt, in US-Geldmarktfonds und bekomme dafür über 2 % Zinsen.

Aktuell steigt das Geldmarktvermögen rasant an. Das ist typisch für einen endenden Bullenmarkt. Das Signal ist also nicht, dass viel Geld am Seitenrand wartet, um jetzt noch einzusteigen. Vielmehr ist es an der Seitenlinie, weil der Markt nicht attraktiv ist.

Nun gibt es nicht nur Privatanleger, sondern auch institutionelle Anleger. Diese sind nach wie vor kräftig investiert (Grafik 3). Das Geldmarktvermögen hat sich in den letzten Jahren kaum bewegt. Erst in den letzten 12 Monaten stieg es etwas an. Auch hier bringen Anleger ihre Schäfchen ins Trockene.

Es stehen derzeit knapp 3 Billionen Dollar an der Seitenlinie. Das kann den Markt bewegen. Von alleine geschieht das nicht. Dazu muss der Markt erst einmal fallen. Die derzeit immer größeren Geldberge am Seitenrand bringen dem Aktienmarkt nichts. Stattdessen sind sie eher ein Zeichen dafür, dass immer mehr Anleger skeptisch werden.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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