Kommentar
16:36 Uhr, 31.05.2022

Das fehlt für eine nachhaltige Trendwende am Aktienmarkt

Eine Bärenmarktrally ist keine Trendwende. Dafür gibt es einen guten Grund, denn ihr fehlt ein wichtiger und entscheidender Bestandteil.

An Anlegern ist die Korrektur keineswegs spurlos vorübergegangen. Trotz der jüngsten Gegenbewegung sind die Kurse seit Jahresbeginn immer noch tief im Minus. Das Minus der meisten Indizes liegt knapp im zweistelligen Bereich. In Europa sind die Minuszeichen trotz des nahen Krieges kleiner als in den USA. Die vergleichsweise gute Performance in Europa hängt mit der Bewertung zusammen. Europäische Märkte waren nicht überbewertet. In den USA war das anders, was sich nun rächt. Das gilt insbesondere für Technologieaktien. Der Nasdaq 100 hat fast doppelt so viel verloren wie der S&P 500. Privatanleger hatten eine hohe Anlage-Konzentration im Technologiebereich. Das führt dazu, dass Privatanleger in diesem Jahr ein Minus von ca. 30 % zu verzeichnen haben. Während sich der Gesamtmarkt knapp im zweistelligen Bereich im Minus befindet, sind viele Depots von Privatanlegern in gravierender Schieflage. Trotzdem ist das Interesse am Aktienmarkt nach wie vor groß. Die Korrektur hat, wie frühere auch, zu einem Anstieg der Suchfrequenz geführt. Die Suchfrequenz nach dem Thema Bärenmarkt korreliert stark mit den Kursen. Je höher das Interesse, desto eher befindet sich der Markt in der Nähe eines Tiefs.

Aktuell ist das Interesse groß, allerdings weniger ausgeprägt als im März 2020 und nur unwesentlich höher als zum Jahreswechsel 2018/19 (Grafik 1). Ein großer Ausschlag nach oben kann ein Signal für ein Tief sein, wenn sich der Markt in einer kurzen und schmerzhaften Korrektur befindet.


Die Finanzkrise war anders. So gab es mehrere Spitzen. Das Tief wurde erst erreicht, als Anleger das Interesse verloren. Das unterscheidet einen Crash bzw. eine kurzlebige Korrektur von einem zeitlich ausgedehnten Bärenmarkt.

Wir wissen leider erst im Nachhinein, ob es sich aktuell um einen Trend wie 2008 handelt oder um eine zeitlich begrenzte Korrektur. Es macht jedoch stutzig, dass die Google-Suche nach einem Bärenmarkttief noch verhalten ist (Grafik 2). Selbst 2008 war das Suchaufkommen höher, obwohl Google vor 14 Jahren deutlich weniger stark genutzt wurde.


Wirklich bedenklich ist allerdings ein anderer Umstand. Das Kaufinteresse steigt nicht, es fällt (Grafik 3). Es gibt zwei Fälle, in denen das Kaufinteresse steigt. Zum einen geschieht dies in Korrekturen, wenn die Kurse gefallen sind. Zum anderen steigt das Interesse, wenn zu große Euphorie herrscht. Das war etwa Anfang 2021 der Fall, als Technologiewerte, Hype-Aktien und Blankoscheckunternehmen hoch im Kurs waren.

Obwohl die Kurse deutlich zurückgekommen sind, fällt das Interesse am Kauf von Aktien weiter. So sieht der Beginn eines neuen Aufwärtstrends nicht aus. Es ist eher ein Zeichen von Ratlosigkeit und Ernüchterung. Von der Korrektur ernüchtert und großen Verlusten in den Depots von Privatanlegern dürften viele den Rebound eher nutzen, um zu verkaufen und die Verluste zu begrenzen. Es ist genau dieses Verhalten, bei dem man versucht noch mit einem blauen Auge davonzukommen, welches den Abwärtstrend über längere Zeit nährt.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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