Kommentar
09:13 Uhr, 18.01.2016

Das Ende des Bullenmarktes!

Die Spekulation auf Kredit ist seit Monaten rückläufig. Es deutet sich eine ganz klare Trendwende an.

Wer noch einen Beweis für das Ende des Bullenmarktes brauchte, findet ihn in der Implosion der Margin Debt.

Die erste Januarwoche war schon schlecht. Die jetzt zu Ende gehende zweite Handelswoche war nicht viel besser. Am Donnerstag gab es eine kurze Verschnaufpause. Die US Indizes sprangen zwischenzeitlich über 2 % nach oben. Das konnte man als Anleger erst gar nicht glauben. Nach tagelangem Abverkauf hätte man eine so hohe Dynamik nicht erwartet. Sollte man aber.

Im Gegensatz zu einem Crash, bei dem die Kurse wenige Tage sehr heftig fallen, ohne von einer positiven Bewegung unterbrochen zu werden, wird ein Abwärtstrend immer wieder von positiven Tagen unterbrochen. Diese können je nach Ausmaß Anleger in die Irre führen. Rein emotional möchte man diesen Zwischenerholungen "glauben" und darin eine Trendwende erkennen. Meistens kommt es nicht dazu.

Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt. Wer sich Hoffnungen auf eine schnelle Trendwende macht, den werden die zwei Grafiken beunruhigen. Grafik 1 zeigt 4 Zeitreihen: Das Bruttoinlandsprodukt, den Dow Jones, die Margin Debt und den Gewinn je Aktie. Während Aktien, Gewinne und BIP im Einklang sind, tanzt die Margin Debt aus der Reihe. Sie hatte im vergangenen Jahr ein absolutes Rekordhoch erreicht. Die Margin Debt erreichte 507 Mrd. USD.

Das letzte Hoch der Margin Debt wurde im Juli 2007 mit 381 Mrd. erreicht. Das Hoch des vergangenen Jahres lag ein Drittel darüber. Gleichzeitig konnte man das weder vom Bruttoinlandsprodukt noch von den Unternehmensgewinnen behaupten. Das BIP hat seit 2007 um 11 % zugelegt, die Unternehmensgewinne liegen nach dem Rückgang 2015 nur noch 2 % darüber.

Schuld an dem Rückgang der Unternehmensgewinne ist vor allem die Misere auf dem Rohstoffmarkt. Sofern diese Unternehmen überhaupt noch Gewinne schreiben sind diese 40 % bis 70 % unter den Vorjahreswerten. Der Rückgang der Gewinn im Rohstoffsektor wird zwangsweise bald ein Ende finden. Die Rohstoffpreise werden ja nicht allesamt auf null fallen...

Mittelfristig ist für den Markt entscheidend, ob das Gewinnwachstum aller anderen Unternehmen gesund bleibt. Der Markt zweifelt derzeit daran. Die Sorgen über die weltweite Konjunktur sind groß. Auch aus zyklischen Gesichtspunkten ist es unwahrscheinlich, dass die Gewinne bald neue Rekordhochs erreichen werden. Betrachten man die Zyklen der Gewinnentwicklung, dann kommt es eigentlich nicht vor, dass nach einem einmal begonnen Rückgang bald eine Trendwende folgt. Die Lage auf dem Rohstoffmarkt mag sich entspannen, dafür geraten dann andere Unternehmen unter Druck.

Die einzige Ausnahme der vergangenen 55 Jahre bildete die Zeit von 1995 bis 2000. Auf eine Wiederholung würde ich mich nicht verlassen. Die gute Nachricht daran: der Markt preist die Entwicklung gerade sehr rasch ein. Einen jahrelangen Bärenmarkt muss man nicht fürchten. Dazu ist die Margin Debt einfach zu hoch.

Die Margin Debt ist im Vergleich zu Unternehmensgewinnen und Wirtschaft überproportional gewachsen. Das zeigt Grafik 2, in der die Margin Debt als Prozentsatz der Wirtschaftsleistung dargestellt ist. Die Margin Debt hat dabei ein neues Rekordhoch erreicht, welches sich nun korrigiert. Je höher die Margin Debt ist, desto höher ist der Anreiz für Marktteilnehmer schnell zu verkaufen, bevor die Verluste das Eigenkapital übersteigen und ein Margin Call ins Haus steht.

Je mehr auf Kredit spekuliert wurde, desto schneller wird liquidiert. Genau das dürften wir gerade sehen. Der Bärenmarkt wird also höchstwahrscheinlich kein besonders langer werden, zumal die wirtschaftlichen Aussichten jenseits des statistischen Rauschens nach wie vor solide sind. Ich kann mir gut vorstellen, dass wir im ersten Quartal das Tief bereits sehen werden. Voraussetzung dafür sind weiterhin solide US Konjunkturdaten. Insbesondere der Arbeitsmarkt wird den Ausschlag geben. Ist hier eine merkliche Abschwächung zu erkennen, dann kann es bis Ende Q3 ungemütlich bleiben.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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