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12:50 Uhr, 20.11.2018

Darum sollten Unternehmen auf ältere Arbeitnehmer setzen

Eine generationenübergreifende Belegschaft kann AXA-Analystin Marie Fromaget zufolge ein solider Wachstumstreiber sein, ebenso wie Gender Diversity und kulturelle Vielfalt.

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Paris (GodmodeTrader.de) - Die Gesellschaft wird immer älter – schon heute beträgt die Lebenserwartung der Hälfte aller Kinder, die 2007 geboren wurden, mehr als 100 Jahre. Gleichzeitig sinkt die Geburtenrate in vielen Ländern. Der Anteil der Über-60-Jährigen steigt entsprechend: Bereits 2017 betrug er weltweit 13 Prozent, bis 2050 wird er vermutlich auf 25 Prozent gewachsen sein, wie Marie Fromaget, Human Capital und Diversity Analyst bei AXA Investment Managers, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Eine höhere Lebenserwartung in Kombination mit einer sinkenden Bevölkerung im erwerbstätigen Alter stellt eine ernstzunehmende Herausforderung für das bestehende Arbeits- und Rentensystem dar“, so Fromaget. Denn: Die Zahl der Arbeitnehmer pro Rentner nehme ab. Der Altenquotient – also das Verhältnis der Personen im Rentenalter zu Personen im erwerbsfähigen Alter – werde im Jahr 2050 weltweit auf 4:1 geschätzt, heißt es weiter.

Eine höhere Lebenserwartung habe einen längeren Ruhestand zur Folge. „Das setzt die staatlich finanzierten Rentensysteme unter Druck. Viele Menschen werden außerdem nicht in der Lage sein, während ihres Arbeitslebens genug zu sparen, um sich für wahrscheinlich mehr als 30 Jahre im Ruhestand zu versorgen. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass die Weltbevölkerung länger arbeiten muss, um ihre gestiegene Lebensdauer finanzieren zu können“, schlussfolgert Fromaget.

Unternehmen könnten die Folgen des Demografiewandels abmildern, indem sie den Markt für reifere Arbeitnehmer erschließen. „Einerseits entlastet dies die Rentensysteme, andererseits bietet dieser zusätzliche Pool von Arbeitskräften den Unternehmen die Möglichkeit, die Produktivität und das Wachstum in hart umkämpften Märkten aufrecht zu erhalten, die insbesondere durch den Mangel an Nachwuchskräften in wissensintensiven Berufen und schwer zu haltende Millennials belastet sind“, so Fromaget.

Angesichts des technologischen und kulturellen Wandels sei es für ältere Arbeitnehmer allerdings zunehmend schwieriger, die Erwartungen der Unternehmen zu erfüllen. Einige Länder hätten dies bereits erkannt und Strategien entwickelt, um Arbeitnehmer länger am Arbeitsplatz zu halten. Das Vereinigte Königreich beispielsweise ermutige Arbeitgeber mittels der „Fuller Working Lives“-Strategie, ältere Arbeitnehmer zu halten, umzuschulen und einzustellen, heißt es weiter.

„Ein ähnliches Angebot gibt es in Deutschland: Die ‚Initiative 50 Plus‘ ermöglicht älteren Arbeitnehmern die Teilnahme an Fortbildungen und Schulungen, um den Ruhestand hinauszuzögern. Ein großzügiger Rabatt auf Studiengebühren an der Hanazono Universität soll Über-50-Jährige in Japan ermuntern, sich auch im höheren Alter fortzubilden. Daneben helfen Silver Center Workshops Rentnern dabei, Nebenjobs zu finden“, so Fromaget.

Bislang sei die Mehrheit der Großunternehmen allerdings nicht bereit, sich mit einer alternden Belegschaft auseinander zusetzen, da neue Generationen typischerweise flexibler, technisch versierter und kostengünstiger seien. „Die Bedeutung des Pools an älteren Arbeitnehmern darf angesichts des Wettbewerbsvorteils für Unternehmen, den diese Generation mit sich bringen kann, jedoch nicht unterschätzt werden. Die ‚One Size fits all‘- Personalpolitik gehört der Vergangenheit an, und wir sehen bereits Anzeichen dafür, dass neuere Generationen die Verantwortung für den Wandel der Gesellschaft übernehmen“, so die Expertin.

Zukunftsorientierte Unternehmen sollten die Gelegenheit nutzen, um ihr gesamtes Humankapitalmanagement und ihre Prozesse zu überarbeiten, um eine altersgerechte Personalpolitik zu schaffen, die sowohl ältere als auch jüngere Generationen nicht vernachlässigt. Unternehmen wie Barclays, Westpac, Mercedes, SAP und Michelin gingen bereits mit gutem Beispiel voran, ältere Arbeitnehmer einzustellen, fortzubilden und zu halten. „Unserer Meinung nach kann eine generationenübergreifende Belegschaft ein solider Wachstumstreiber sein, ebenso wie Gender Diversity und kulturelle Vielfalt“, schließt die Expertin.

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