„Danke, Putin“: Frühjahrsrallye in Moskau!
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Das war ein Amtsantritt und Auftakt nach Maß: Dimitrij Medwedew wurde am 7. Mai hollywoodreif mit viel Prunk in das Präsidentenamt eingeführt. Ein Tag danach wurde der Ex-Präsident Putin von der Duma als neuer Primier gewählt. Putin ist jetzt auch Vorsitzender der Partei „Einheitliches Russland“, die die Zwei-Drittel-Mehrheit in der Duma hat. Medwedew hielt es für angebrachter, parteilos zu bleiben, obwohl er nicht verhehlt, der Partei „Einheitliches Russland“ sehr nahe zu stehen. Eine Tag später durfte das neue Dreamteam“ Medwedew/Putin auch den Tag des Sieges über Deutschland mit viel militärischer Präsenz bei bestem Wetter auf dem „Roten Platz“ feiern. Gleichzeitig erreichte der Ölpreis fast wie auf Befehl von Putin ein neues Rekordhoch von 125 USD/Barrel. Besser und symbolträchtiger hätte der Start für den neuen Präsidenten nicht sein können.
Dennoch wird es ihm schwer fallen, eine Kursverachtfachung (!) des russischen Aktienmarktes während seiner Präsidentenjahre zu erreichen, was Putin in den letzten 8 Jahren aber geschafft hat, wobei ihm auch die Verachtfachung des Ölpreises von 15 auf 120 USD/Barrel geholfen hat. Auch wird es Medwedew schwer fallen, den Rekord an Auslandsdirektinvestitonen zu brechen, den Putin erreicht hat. Putin konnte während seiner Amtszeit 198 Mrd. USD an Auslandsdirektinvestitionen ins Land holen, was mit 20% zum BSP sogar reklativ mehr sind als China mit seinen 293 Mrd. USD, da dies „nur“ 11% des BSP betragen. Durch das neue Auslandsinvestitionsgesetz, das für 42 Branchen – den so genannten strategischen Bereichen des Kremls - nur den beschränkten Einstieg von ausländischen Investoren zulässt, dürfte der Kapitalzufluss auch beschränkt werden.
Dennoch rechne ich mit neuen Rekordinvestitionen vor allem aufgrund der enormen Infrastrukturinvestitionen, die bevorstehen. So sollen bis 2020 800 Mrd. USD in Russland für Infrastrukturinvestitionen aufgewendet werden. Schon jetzt boomt daher die Stahl- und Bauindustrie. Hinzukommt das Projekt „Sotschi“ für die Austragung der olympischen Winterspiele im Jahr 2014, was ein Auftragsvolumen von über 12 Mrd. USD bedeutet. Zudem gibt es neu Mega-Bauprojekte in Moskau wie die „Moskau City“ mit mehren Wolkenkratzern mit einer Höhe von über 500 Metern. Auch das soll offensichtlich das neue Selbstbewußtsein von der Größe Russlands symbolisieren. Auch erwarte ich neue Privatisierungen (Svyasinvest, Rosneft) , Merger (RuSal/Norilsk Nickel, Gazprom/TNK-BP) und neue Mega-IPOs. Das nächste große IPO wird das von RussHydro, dem zweitgrößten Wasserkraftwerksunternehmen der Welt an der Londoner Börse im Juli werden. RussHydro kann man schon jetzt in Moskau als Pre-IPO im OTC-Markt erwerben. Auf der anderen Seite wird der Energie-Gigant UES am 1. Juli zerschlagen Mittelfristig soll der Energiemarkt liberalisiert werden, was zu steigenden Tarifen führen wird. EON und RWE haben sich in Russland bereits mit Mrd-Investitionen engagiert und wollen ihr Engagement ausbauen.
Die Moskauer Börse erreichte zuletzt auch eine Rekordmarktkapitalisierung von 1,5 Billionen USD-Dollar. Im Jahr 1998 betrug sie im Tief nur 10 Mrd. US-Dollar. Groß, größer, Gazprom: der russische Gasgigant Gazprom ist das beherrschende Unternehmen Russland mit eine Marktkapitalisierung von etwa 400 Mrd. US-Dollar. Damit zählt Gazprom auch zu den Top 5 der Welt, will aber die No 1 werden! Der Aktienkurs konnte sich unter Medwedew als Aufsichtsratschef bereits mehr als verzehnfachen. Einige Aktienkurse wie bei dem Düngemittelhersteller Uralkali konnten sich seit der Krise im Jahr 1998 mehr als verhundertfachen! Im Sinne aller Langfrist-Anleger darf ich daher trotz aller bekannten Demokratiedefizite formulieren: „Danke, Putin!“ und der Appell an Medwedew lautet: „Please, do it again!“
Die Anleger begrüßten aber auch den neuen Präsidenten mit einem wahren Kursfeuerwerk bei Ölaktien. Die Kurse der Öl- und Gasgiganten Gazprom, LUKoil und Rosneft schnellten seit Amtsübernahme am 7. Mai um über 10% in die Höhe, was ein positives Signal ist. Der enrgielastige RTX-Index stieg am 9. Mai auf US-Dollarbasis um 4,95% auf 3361 Indexpunkte, was gleichzeitig ein neues Jahreshoch und sogar neuen historischen Höchtskurs bedeutet. Im RTX-Index, ein Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Blue Chips, sind Gazprom mit einem Anteil von 24% und LUKoil mit einem Anteil von 19,5% besonders hoch gewichtet. Gerade diese beiden Standardwerte konnten in den letzten Maitagen im Kurs deutlich zulegen. So stieg der Gasgigant Gazprom, den ich am 7. Mai noch in N24 (ww.n24.de) zum Kauf empfohlen hatte, in zwei Tagen rasant um 15% von 34 auf 39,5 € an. Da Gazprom in allen Russland-Indices am höchsten gewichtet ist, zogen auch alle Russlandindices in den leiten beiden Tagen um über 5% an, wobei der RTS noch kein neues Allzeithoch erreicht hat.
Freilich entstanden dem Russland-Anleger durch den schwachen US-Dollar erhebliche Währungsverluste in den letzten Jahren, da die Aktien im RTS auf US-Dollarbasis gehandelt werden. Aber auch hier empfahl ich schon seit einigen Jahren immer wieder Kurssicherungsgeschäfte durchzuführen, was sich jetzt auch schon ausgezahlt hat, denn der US-Dollar verlor über 40% an Wert. Da aber auch der Dollar in den letzten Wochen sich von 1,60 auf 1,54 EUR/USD deutlich erholen konnte, erzielte auch der auf EuroBasis berechnete RDX-Index mit 2202 Indexpunkten ein neues Jahreshoch und notierte damit nahe dem Allzeit-Hoch von 2213 Indexpunkten. Auch im RDX-Index, ein weiteres Kunstprodukt der Wiener Börse für russische Blue Chips, sind Gazprom mit 24% und Lukoil mit 19,7% am höchsten gewichtet.
Damit schneidet die Moskau Börse in diesem schwierigen Börsenjahr bisher ähnlich gut ab wie die brasilianische Börse, die ebenfalls ein neues Allzeit-Hoch erklomm. Leider gibt es nur wenige „mutige“ Anleger, die diese großen Kurschancen genutzt haben. Die meisten sitzen lieber vor dem Fernseher und genießen die mal mehr, mall weniger prunkvollen Bilder aus Moskau anstatt dort zu investieren, was sicherlich ein Fehler ist. Diese Kursrallye ist in Anbetracht der guten Fundamentaldaten vor allem aufgrund der Rekordölpreise aber auch berechtigt, ist also keine Blase. Schon im letzten Jahr erreichte LUKoil einen neuen Rekordgewinn von 9,5 Mrd. USD. Auch für das 1. Quartal wird mit einem neuen Rekordgewinn von über 3 Mrd. USD und für das Gesamtjahr von über 10 Mrd. USD gerechnet. Auch Rosneft und Gazprom dürften in diesem Jahr einen neuen Rekordgewinn von über 10 bzw. über 30 Mrd. US-Dollar einfahren.
Die Aktien sind damit trotz der Kursrallye noch nicht zu teuer. Auch russische Stahl- und Kohleunternehmen konnten Anfang Mai neue historische Höchstkurse erreichen, obwohl die Kurse schon im letzten Jahr mit über 70% überdurchschnittlich zulegen konnten. Ich hatte Ihnen schon im letzten Jahr im EAST STOCK TRENDS den Einstieg bei Stahl- und Kohle Unternehmen nahe gelegt. Aber auch Düngemittelhersteller wie Uralkali und Akron konnten den Kurs seit Jahresbeginn schon verdoppeln. Die auf russische Nebenwerte spezialisierte KREMLIN AG (WKN 513350) setzt vor allem auf kleinere Düngemittelhersteller wie Dorogobuzh, einer Tochter von Akron, und Anmofos, deren Kurse sich seit Jahresbeginn Im RTS auch schon mehr als verdoppeln konnten. Die KREMLIN AG will am 27. Juni auf der Hauptversammlung in Hamburg eine Dividende von 0,4 € vorschlagen, was einer Dividendenrendite von über 10% wie schon im Vorjahr bedeutet. Die KREMLIN AG konnte im letzten Jahr den Jahresüberschuss mit 2,18 Mio. € in etwa verdoppeln. Damit zählt die KREMLIN AG zwei Jahre in Folge zu den dividenden- und ertragsstärksten Beteiligungsgesellschaften in Deutschland, was sich im Kurs aber noch nicht gebührend niedergeschlagen hat. Der Discount zum Netto-Vermögenswert (Net Asset Value, kurz NAV) beträgt immer noch über 25%.
So konnte der Anleger durch geschicktes Stock Picking an der Moskauer Börse eine bemerkenswerte Outperformance erzielen. Die Moskauer Börse bietet aber auch hervorragende Trading-Chancen, die ich immer wieder von Neuem auf der Ostbörsen-Hotline 09001-861400-1 (1,86 €/Min) ausloten werden. So empfahl ich die Aktie von LUKoil im Januar bei 44-46 € zum Kauf und der Kurs ist bis jetzt schon um über 50% gestiegen, nachdem Sie zuvor bei 65 € vor dem Kursverfall erfolgreich ausgestoppt wurde. Auch bei Stahlaktien gibt es immer wieder gewaltige Kurssprünge um 20% nach unter und dann über 30% nach oben, die der Trader ausnutzen kann. Auch in Zukunft rechne ich mit volatilen Zeiten- vor allem durch externe Schocks an den Weltbörsen.
An den Weltbörsen scheint sich die These einer Bärmarktrallye durchzusetzen, nachdem dort zuletzt kein neuen Höchstkurse, sonder kräftige Kurseinbussen am Freitag zu verzeichnen waren. Der Rekordverlust von über 7 Mrd. USD bei der größten Versicherung der Welt AIG macht deutlich, dass die Subprimekrise noch nicht überwunden ist. Auch der Hilferuf von Bernanke an den Staat bei den jetzt erst so richtig in Gang kommenden US-Zwangsversteigerungen sollte klar machen, dass wir die Krise noch nicht überstanden, sondern im Kern noch vor uns haben. Auch die Markttechnik deutet auf fallende Kurse hin. Auch der hohe Ölpreis von 125 USD/Barrel ist zwar für Russland positiv, für die Weltbörsen aber negativ zu sehen. Die russischen Ölunternehmen haben übrigens im 1. Quartal weniger produziert, so das hier das Schreckgespenst „Peak Oil“ schneller zum Realität werden könnte als erwartet. Auch dies könnte übrigens ein Grund für den starken Kursanstieg beim Brent-Ölpreis sein, neben vielen spekulativen Momenten
Fazit: Insofern bin ich zwar für russische und auch anderen Ostbörsen weiterhin bullish gestimmt, glaube aber an weitere kräftige Korrekturen an den Weltbörsen, so dass schnelle Teilgewinnmitnahmen und knappe Stopp-loss-Marken nach den schönen Tradinggewinnen der letzten Wochen weiterhin ratsam sind. Das Spiel könnte sich wiederholen: falls der Dow Jones nachhaltig unter 12.700 Indexpunkte fällt (und der DAX unter 7000), könnte es wieder zu scharfen Korrekturen in den nächsten Wochen kommen. In diesem Fall empfehle ich auch an den Ostbörsen vermehrt in Liquidität zu gehen, um neuen Tradingchanceen ausnutzen zu können. Ein Problem für alle Weltbörsen ist die steigende Inflationsrate, die durch das Rekordhoch bei den Ölpreisen weiter angeheizt wird. In Ländern wie der Ukraine betragen die Inflationsraten schon fast 30%, was zum sozialen Pulverfass wird. Auch diesem Problem muss sich der neu gekürte Präsident Medwedew stellen, da er ansonsten demnächst andere Bevölkerungsschichten vor seiner „Haustür“ auf dem „Roten Platz“ sein werden, die ihm nicht mehr so wohlgesonnen sind wie die bestellten Gäste vom 7.-9 Mai bei den prunkvollen Paraden.
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