Analyse
13:20 Uhr, 14.01.2021

Damoklesschwert Regulierung: Gefahr für Kryptoanleger?

Immer mehr Regulierungsbehörden warnen vor Geldanlagen im Kryptobereich. Gestern forderte auch EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine globale Regulierung von Kryptowährungen. Worauf müssen sich Anleger und Trader einstellen?

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Die Einschläge kommen immer näher: Zu Beginn der Woche warnte die britische Finanzaufsicht FCA davor, dass Anleger in Kryptowährungen sich darauf einstellen müssten, ihr gesamtes investiertes Geld zu verlieren.

Gestern forderte dann EZB-Präsidentin Christine Lagarde eine globale Regulierung von Kryptowährungen. "Es muss eine Regulierung geben", sagte Lagarde auf dem Onlineforum "Reuters Next". Um Schlupflöcher zu vermeiden, die mit Sicherheit ausgenutzt würden, müsse eine Regulierung von Kryptowährungen auf globaler Ebene etabliert werden, sagte Lagarde.

Die Forderung nach einer Regulierung von Kryptowährungen ist nicht neu, gewinnt aber angesichts des jüngsten Krypto-Booms an Brisanz. Der Wert des Bitcoins etwa hat sich seit Anfang Oktober fast vervierfacht.

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Die starke Wertentwicklung der Kryptowährungen bereitet Regulierern und den Notenbanken verständlicherweise Sorgen. Die Kryptowährungen entwickeln sich immer mehr zur Fluchtwährung für Anleger, die der hemmungslosen Geldmengenausweitung durch die Zentralbanken entgehen wollen. Die EZB etwa hat ihre Bilanzsumme seit Anfang 2020 um rund 50 Prozent ausgeweitet. Beim Bitcoin hingegen ist die "Geldmenge" bis in alle Ewigkeit auf 21 Millionen Einheiten begrenzt und kann nicht willkürlich durch eine zentrale Instanz wie eine Notenbank verwässert werden.

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Der Vorteil von Kryptowährungen wie Bitcoin und Ethereum besteht gerade darin, dass sie ohne eine zentrale Kontrollinstanz auskommen und auf einem dezentralen Netzwerk basieren. Kryptowährungen wie Bitcoin & Co. können nicht von einer zentralen Stelle gesteuert werden, sondern beruhen auf einem Peer-to-Peer-Netzwerk, also einem offenen Netzwerk von Rechnern, dem jeder beitreten kann und das jeder wieder verlassen kann. Das macht eine globale Regulierung, wie von Lagarde gefordert, schwierig bis unmöglich.

Die offene Architektur von Bitcoin und Co. abseits des staatlich kontrollierten Finanzsystems führt dazu, dass die Kryptowährungen auch für kriminelle Zwecke missbraucht werden. Darauf spielte auch Lagarde an, als sie am Mittwoch sagte, bei Bitcoin habe es "einige komische Geschäfte und einige interessante und total verwerfliche Geldwäscheaktivitäten" gegeben. Allerdings betrifft dieses Problem keineswegs nur den Bitcoin. Auch Fiat-Währungen wie Euro und Dollar werden für Geldwäscheaktivitäten missbraucht, vermutlich sogar noch weitaus stärker als Kryptowährungen.

Wie realistisch ist eine globale Regulierung von Kryptowährungen? Da die Kryptowährungen auf Peer-to-Peer-Netzwerken ohne zentrale Kontrollinstanz beruhen, ist eine Regulierung der Kryptowährungen selbst schwierig bis unmöglich. Was allerdings reguliert werden kann, sind die Punkte, an denen sich Kryptowährungen und das traditionelle Finanzsystem berühren. So könnten etwa Kryptobörsen, an denen Bitcoin und andere Kryptowährungen gekauft und wieder verkauft werden, strenger kontrolliert werden. Hier könnten etwa strengere Vorschriften erlassen werden, um Geldwäsche mit Kryptowährungen besser zu verhindern. (Allerdings gibt es inzwischen auch sogenannte "Decentralized Exchanges", an denen Kryptowährungen gegen andere Kryptowährungen ebenfalls über ein Peer-to-Peer-Netzwerk ohne zentrale Instanz gehandelt werden können.) Auch die kommerziellen Anbieter von Wallets (Software-Programme, in denen Kryptowährungen verwahrt werden), könnten von einer Regulierung betroffen sein.

Gleichwohl ist derzeit kaum absehbar, wie eine globale Regulierung tatsächlich aussehen könnte und funktionieren soll. Das macht es schwierig, zu beurteilen, welchen Einfluss Regulierungsmaßnahmen wohl auf die künftige Wertentwicklung von Bitcoin & Co. haben. Denkbar sind durchaus auch paradoxe Effekte: Als etwa die Bundesregierung die Grenze für den anonymen Goldkauf senkte, führte das nicht etwa zu einer sinkenden, sondern zunächst zu einer steigenden Nachfrage nach dem Edelmetall. Viele Anleger kauften noch schnell, bevor die niedrigere Grenze für den anonymen Goldkauf in Kraft trat. In früheren Zeiten hatten Verbote des privaten Goldbesitzes zudem häufig den Effekt, dass der Preis für das Edelmetall nicht etwa sank, sondern sogar anstieg. Das galt gleichwohl nur für den Schwarzmarkt, wo Gold nicht zu staatlich festgesetzten Preisen gehandelt wurde. Ähnliche paradoxe Effekte könnten auch auftreten, sollte der Besitz von Kryptowährungen kriminalisiert werden.

Fazit: In einer Welt mit einer immer strengeren Überwachung und Kontrolle haben Kryptowährungen, die sich dieser Kontrolle und Überwachung schon konstruktionsbedingt ein Stück weit entziehen, auf jeden Fall eine Existenzberechtigung. Gleichwohl könnten Regulierungsbemühungen eine ernsthafte Gefahr für die Wertentwicklung von Bitcoin & Co. bedeuten. Wie diese Gefahr konkret aussieht, lässt sich aber kaum abschätzen, solange nicht klar ist, welche Regulierungsmaßnahmen tatsächlich geplant sind.


Offenlegung wegen möglicher Interessenkonflikte: Der Autor ist in den folgenden besprochenen Wertpapieren bzw. Basiswerten zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Analyse investiert: Bitcoin BTC/USD (long)

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10 Kommentare

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  • vespa
    vespa

    Und unser normales Bankensystem braucht kein Geld oder?
    Nur weil sich der Stromverbrauch der Bankensysteme nicht so einfach beziffern lässt wie das von Kryptos heisst es nicht, dass hier ebenfalls Unmengen an Strom für eine teilw. veraltete und ineffiziente und unsichere Infrastruktur verbraten wird.

    Ich habe gute Kontakte in die Cybersecurity-Abteilungen von Banken und was dort so an Hardware und Software betrieben wird ist ineffizient, veraltet und unsicher. Das hat auch die ehemalige IT-Chefin der deutschen Bank gesagt. Und wurde dafür geschasst.

    Bitcoin mit dem Argument des erhöhten Stromverbrauchs abzutun ist einfach zu kurz gegriffen.

    20:35 Uhr, 15.01. 2021
    1 Antwort anzeigen
  • vespa
    vespa

    @Sascha Huber

    Deine Geduld möcht ich haben. Respekt dafür.

    Du bist für mich der verdammte ZEN-Meister! ;-)

    Viele Grüße und weiterhin viel Erfolg!

    13:12 Uhr, 15.01. 2021
  • vespa
    vespa

    immer das Gleiche.

    Ganz ehrlich wenn ich mir die bisher meine REALISIERTEN und auf dem Konto eingegangenen Gewinne anschaue, dann ist mir egal ob BTC auf 0 oder auf 1.000.000 geht. Ich bin so oder so im Plus.

    Und amüsiere mich über alle, die sich jetzt das Maul zerreissen bzgl. Regulierung, Schneeballsystem oder sonstigem Schwachsinn. :-D

    13:12 Uhr, 15.01. 2021
  • Indiana Jones
    Indiana Jones

    1. Ist schon mal die Bezeichung Währung irreführend, weil kein Krypto ist ein gesetzliches Zahlungsmittel.

    2. Werden Staaten ihr größtes und wichtigstes Werzeug niemals aus der Hand geben. Die Leute sollen sich mal an Kryptogeld gewöhnen, es als positiv sehen (klings doch cool, wenn alle plötzlich Bitcoin Millionäre sind, also muss es doch gut sein)

    3. franz7 ... sehe ich leider ähnlich wie sie

    4. Werden staatliche Kryptowährungen kommen

    5. Ist dann auch dieser Traum von unabhängigem Geld ausgeträumt ... leider

    16:13 Uhr, 14.01. 2021
  • franz7
    franz7

    Hallo: wenn z.B. die EZB und andere, einen Tausch von Kryptowährungen in Euro verbietet oder mit hoher Steuer belegt was möglich ist, sind Kryptowährungen nicht interesannt. igendwann will man dafür was beschaffen, wer tauscht gegen etwas was illegal ist ,strafbar zB. mit Einzug aller Transaktionen, Geldes, Waren. Gruß FW

    13:52 Uhr, 14.01. 2021
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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