Kommentar
15:00 Uhr, 15.07.2008

Crash im US Bankensektor und Crash im europäischen Bankensektor

Über 30% Wertverlust im europäischen Bankenindex seit Mai dieses Jahres und das ist nur eine Teilstrecke der gesamten Korrektur seit Juni 2007.

Wann ist der Boden da ?

Sprechen die drastischen Schlagzeilen in den Medien nicht für einen sentimenttechnischen Kontraindikator ?

Die Kanonen donnern, kein Anleger will derzeit Bankaktien haben. Sollte ich jetzt aus antizyklischer Sicht kaufen ?

Fragen über Fragen, die sich Anleger zur Zeit stellen. Dass die Stimmung immer schlechter wird, sieht man auch daran, dass sich einige Anleger die Frage stellen, ob sie nicht ihr Geld von der Bank abheben sollten. Letzteres ist nun wirklich ein Zeichen dafür, dass wir Extremwerte bezgl. der Marktstimmung erreicht haben.

Es lohnt sich den Markt in den kommenden Handelstagen engmaschig zu beobachten. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass wir endlich in einen Sell Off übergehen. Das würde bedeuten, dass in den nächsten Handelstagen oder -wochen die Grundlage für eine relevante Kurserholung der Aktienmärkte geschaffen wird.

Noch ist es aber zu früh!

DOW Jones Stoxx Banks 600 Index aktuell 448 Punkte ( - 4,77%)

Mit dem heutigen Kursverfall durchbricht der Index eine wichtige (abfallende) Unterstützungslinie, die eine mittelfristige Kurserholung hätte einleiten können ... was sie aber nicht tat. Wenn eine wichtige Unterstützung keine Kurserholung einleiten kann, zeigt dies, dass keine Käufer am Markt sind. Verkäufer dominieren, Käufer halten sich komplett zurück.

Durch den Bruch der beschriebenen unterstützenden Trendlinie bei ca. 470 Punkten hat der europäische Bankenindex ein neues charttechnisches Verkaufssignal ausgelöst. Für Anleger angesichts der bisher abgelaufenen Kursabgaben schwierig nachvollziehbar, aber dieses neue Signal ist da. Es spricht für weitere erhebliche Abgaben im Bankensektor.

Der Markt würde sich aus charttechnicher Sicht wirklich einen Gefallen machen, wenn er nun in einen Sell Off unter hohem Volumen übergehen würde. Solche Sell Offs bedeuten eine Marktbereinigung, sie bedeuten ein komplettes Auslöschen des Angebotsüberhangs und sie animieren Shortseller ihre Shortpositionen glattzustellen.

Aus heutiger Sicht hat der DOW Jones Stoxx Banks 600 Index noch ca. 20% Abwärtspotential.

Eine schwierige Situation auch für die Medien. Einerseits gilt es objektiv zu berichten, andererseits gilt es auch angesichts einer sehr ernsten Lage Panikmache zu vermeiden. Gerade Massenmedien wie beispielsweise die Bildzeitung tragen mit ihrer Berichterstattung eine große Verantwortung. Wenn sie Panik schüren würden, würde dies im Sinne einer "self-fulfilling prophecy" wirken.

Der Grat zwischen gut gemeinten Ratschlägen für die Leserschaft und Panikmache, um mehr Leserschaft anzuziehen, ist nicht breit. Wenn ich zweimal das Wort "Crash" im Titel dieses Artikels einfließen lasse, ist dies ebenfalls zugegebermaßen eine forcierte Aussage. Die Begrifflichkeit beschreibt aber sehr gut das, was die Charts zeigen. Solche Marktsituationen kommen und gehen. Wenn diese Situation diesmal "geht", möglicherweise aber mit weniger US-Teilnehmern als bisher.

Deutsche und französische Bankinstitute sind übrigens vergleichsweise gut aufgestellt, was den Einfluß der Kreditkrise anbelangt. Also gilt es die Kirche im Dorf zu belassen. Was allerdings durchaus Sinn macht, Kapital auf mehrere Konten bei verschiedenen Banken und Bokern zu verteilen. Aber das hat schon immer Sinn gemacht.

Aktuelle Kursliste wichtiger Aktien, die im DOW Jones Stoxx Banks 600 Index gelistet sind.

Auch oder gerade was den US Bankensektor anbelangt, kann man das, was sich kurstechnisch seit Wochen abspielt, getrost beim Namen nennen. Es ist ein Crash. Hohe Kursverluste, schnelle Kursverluste, Kursverluste bei zunehmendem Volumen, kaum eingestreute Gegenbewegungen nach oben. Der Sektor wird direkt nach unten durchgereicht.

Anbei der Kursverlauf vom PHLX Bank Index ($BKX) seit September 2007. Eine Kerze repräsentiert den Zeitraum eines Tages. Alleine gestern gab der Index um weitere -8,52% ab.

Eines ist aber auch klar. Sehr lange geht der Kursverfall in dem vorliegenden Muster nicht mehr. Es zeichnet sich der Übergang in einen Sell Off, in einen Selling Climax ab.

Wir halten Sie auf GodmodeTrader selbstverständlich auf dem Laufenden.

Was ist ein Selling Climax ?

Dazu im Folgenden die Links zu 2 erklärenden Artikeln :

Link 1 : Selling Climax - Der finale Ausverkauf als Marktbereinigung

Link 2 : Wo ist der Sell Off im DOW Jones ? Wo ?

Kursliste der Aktien, die im PHLX Bank Index gelistet sind. Die gestrigen Kursverluste sind dargestellt. In der Kurstabelle sind die Aktien nach Marktkapitalisierung angeordnet. Die Aktien mit der geringstens Marktkapitalisierung geben am stärksten ab; nicht nur heute, sondern insgesamt während der Korrektur.

Der Bankensektor korrigiert exzessiv, Nachrichten welcher Natur könnten einen Short Squeeze einleiten ?

Das sind Gedanken, die sich ein Shortseller wie ich macht. Anbei ein Auszug aus meinem [Link "Realdepot" auf www.godmode-trader.de/... nicht mehr verfügbar]. Derzeit bin ich noch short ausgerichtet, mit der Bereitschaft die Shorts zu erhöhen und mit der Bereitschaft jederzeit die Shorts aus Sicherheitsgründen zu verkaufen. Ich halte einen relativ hohen Cashbestand.

Um auf die Frage zurückzukommen. Entweder Citigroup und J.P. Morgan überraschen mit sehr positiven Quartalsberichten oder aber die US Notenbank greift dem Bankensektor mit weiteren massiven Hilfsmaßnahmen unter die Arme. Letzteres ist wahrscheinlich. Allerdings dürfte es vom Markt dahingehend interpretiert werden, dass in dem Sektor absolut Not am Mann ist.

Herzliche Grüße,
Ihr Harald Weygand


Auszug aus dem folgenden Artikel :

DAX und DOW Jones fallen durch, Euro und Gold brechen aus!

Europäische Banken charttechnisch desaströs

DOW Jones Stoxx Banks 600 Index aktuell 466 Punkte
Schauen Sie sich den Chart an. Im Rahmen der Korrektur seit Mai hat der europäische Bankenindex sage und schreibe 30% an Wert eingebüßt. Trotz des maßlos überverkauften Zustands lassen sich keinerlei Entspannungszeichen erkennen. Die Kerze der zurückliegenden Woche ist lang und schwarz, der Index schloß sogar auf Wochentief. Ein klassischer Fall eines fallenden Messers, wobei man hier schon von einem fallenden Schwert sprechen kann. Die relative Schwäche des Bankensektors ist das Damoklesschwert für den breiten Aktienmarkt.

Der US Markt wird von 2 Seiten in die Zange genommen. Auf der einen Seite der explodierende Ölpreis, auf der anderen Seite die regelrecht crashenden Banken. Was dabei herauskommt, sieht man seit geraumer Zeit. Immer mehr Sektoren geraten unter Druck.

Wochenchart : 1 Kerze repräsentiert eine Woche.

Liste wichtiger Aktien, die im DOW Jones Stoxx Banks 600 Index gelistet sind.

Hier eine Chartdarstellung in feinerer zeitlicher Auflösung.

Tageschart : 1 Kerze repräsentiert einen Tag.

In der zurückliegenden Woche wurde zwar versucht auf der abfallenden Unterstützungslinie, die sich über das Januar- und Märztief ziehen läßt, nach oben abzuprallen. Genau 2 Tage hielt diese Kurserholung an, dann wurde wieder verkauft. Das ist sehr negativ zu sehen.

Trotz des kurz- und mittelfristig extrem überverkauften Niveaus bleibe ich bärisch für die Banken. Aber wie ich bereits eingangs schrieb, halte ich die Augen auf. Wenn wir endlich einen echten Sell Off Tag sehen, Abverkauf unter sehr hohem Volumen und Ausbildung von Hammerkerzen oder "Bullish engulfings", melde ich mich sofort zu Wort.

Wie es mit dem DOW Jones Stoxx Banks 600 Index weitergehen könnte, zeigt der Kursverlauf der Deutschen Bank Aktie ...

Deutsche Bank - WKN: 514000 - ISIN: DE0005140008

Börse: Xetra in Euro / Kursstand: 52,27 Euro

Vergleichen Sie einfach diesen Tageschart der Deutschen Bank Aktie mit dem Tageschart des DOW Jones Stoxx Banks 600 Index. Vergleichbare Situation, der Unterschied ist "nur" der, dass die Deutsche Bank ihre analoge abfallende Unterstützungslinie vor 4 Wochen bereits nach unten gebrochen hat.

Auf einer Unterstützung bei 52 Euro zeichnen sich nun die Konturen eines relativ angeordneten Doppeltops ab. Eine Korrekturausdehnung in den Bereich von 47 Euro wird wahrscheinlich. Dann muß man weitersehen. Bei ca. 35 Euro schlummert nämlich eine weitere wichtige Unterstützung in der Tiefe.

Bekanntermaßen haben hochgradige Unterstützungen eine regelrechte Sogwirkung.

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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