Corporate Bonds drohen keine weiteren Herabstufungen auf breiter Front
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Seit dem ersten Quartal und dem bisherigen Höhepunkt der Corona-Pandemie im Frühjahr habe das Tempo der Herabstufungen von Unternehmensanleihen spürbar nachgelassen. „Wir führen dies auf die vielen bonitätsverbessernden Entscheidungen der Geschäftsleitungen zurück, darunter Dividendenkürzungen, weniger Aktienrückkäufe, zurückgestellte Investitionen und Kostensenkungen“, schreibt Gene Tannuzzo, stellvertretender globaler Leiter Fixed Income bei Columbia Threadneedle Investments, in einem aktuellen Kommentar. Anleger sollten sich jedoch des nach wie vor bestehenden Risikos weiterer Herabstufungen bewusst sein.
Unter anderem sollen die Spreads von Unternehmensanleihen Investoren für das Risiko einer Herabstufung entschädigen. Während zu Beginn des Jahres die Märkte für Corporate Bonds auf den Corona-Schock mit starken Spread-Ausweitungen reagierten, scheine es aktuell auf den ersten Blick so, als hätten sich die „engeren Unternehmensanleihe-Spreads von der nach wie vor schwachen, aber sich verbessernden Wirtschaftslage abgekoppelt“, schreibt Gene Tannuzzo.
Ende Juni lag die Ausfallquote von US-Hochzinsanleihen bei 6,19 Prozent – dem höchsten Stand seit zehn Jahren. Für die kommenden zwölf Monate erwartet Columbia Threadneedle, dass sich dieser Wert auf 8,5 Prozent verschlechtert. Als Grund hierfür nennt Tannuzzo die steigende Belastung der am höchsten verschuldeten Unternehmen durch den von Corona ausgelösten kräftigen Nachfragerückgang. Der Markt, so Tannuzzo, preise sogar eine Ausfallwahrscheinlichkeit von 8,7 Prozent ein.
Daraus schließen die Experten von Columbia Threadneedle, dass Anleger sowohl eine erhöhte Ausfallquote als auch eine anhaltende Unterstützung durch die US-Notenbank Federal Reserve im nächsten Jahr in die Preise einkalkulieren. „Wir teilen die Einschätzung des Marktes im Prinzip. Angesichts des dünneren Spread-Polsters bedeutet das aber, dass die Anleihen-Auswahl zur Minderung des Ausfallrisikos jetzt wichtiger geworden ist“, so Tannuzzo.
Angesichts der zunehmenden wirtschaftlichen Unsicherheit habe sich zudem die Streuung der Kredit-Spreads deutlich verstärkt. Per Ende Juni hätten diese Spreads zum Beispiel innerhalb des Bloomberg Barclays Global Aggregate Corporate Investment Grade Index und des Bloomberg Barclays Global High Yield Index im Durchschnitt 156 bzw. 646 Basispunkte betragen. „Diese Spread-Verteilung veranschaulicht die Differenzierung des Marktes innerhalb des Universums auf der Basis potenzieller Risiken, sei es das Herabstufungs- oder Ausfallrisiko oder irgendein anderes Risiko“, schreibt Tannuzzo. Diejenigen Anleihen, deren Spread maximal 100 Basispunkte vom Durchschnitt abweicht (Spanne zwischen 560 und 760 Basispunkte) machen weniger als 25 Prozent des Hochzinsindex aus.
Insgesamt zeigten sich an den Finanzmärkten zurzeit wegen der Corona-Krise höhere und breiter verteilte Risikoprämien als im vergangenen Jahr. Daraus ergeben sich gerade für den aktiven Asset Manager auch Chancen, ist sich Tannuzzo sicher: Denn eine breitere Verteilung könne die Konstruktion eines Portfolios ermöglichen, das ganz andere Risiko- und Ertragseigenschaften aufweist als ein breiter Index. „Da die risikolosen Zinssätze auf absehbare Zeit niedrig bleiben dürften, ist die Gelegenheit, mit einer risikokontrollierten Allokation in Unternehmensanleihen Erträge zu erwirtschaften, nach wie vor überzeugend.“
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.