Corona: Schwere Rezession, keine Depression
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Das neue Coronavirus Sars-CoV-2 II hat die Welt in solch einer Geschwindigkeit erfasst und lahmgelegt, dass auf kurze Sicht selbst Vergleiche mit Fukushima, dem 11. Sep-tember oder der Finanzkrise zu kurz greifen. Um der expo-nentiellen Ausbreitung des Virus Herr zu werden, haben alle Industriestaaten den Betrieb stark heruntergefahren. Wie groß der wirtschaftliche Schaden ausfallen wird, lässt sich schwer ermessen, aber er wird erheblich sein. Die "Schockfrostung" der Gesellschaft und Wirtschaft lässt die globale Konjunktur in Rekordzeit in eine scharfe Rezession stürzen.
Auch wenn sich aufgrund der dynamischen Situation die Rahmenbedingungen ständig ändern, wollen wir hier einen Versuch unternehmen, zu quantifizieren, wie groß der wirt-schaftliche Schaden ausfallen könnte, den die ergriffenen Präventionsmaßnahmen verursachen, mit welchen Mitteln gegengesteuert kann und wird und wie groß fiskalische Rettungspakete ausfallen müssten. Dabei geht es weniger um die exakte Quantifizierung als um eine Einschätzung der Größenordnung und um Daumenregeln, die bei der Ab-schätzung der Folgen helfen, wenn sich die Rahmenbedin-gungen ändern.
Der wirtschaftliche Schaden entsteht in erster Linie dadurch, dass zur Verhinderung einer großen Anzahl von Erkrankungen (genauer: zur zeitlichen Streckung ihres Auf-tretens) die (wirtschaftlichen) Interaktionen eines großen Teils der Gesellschaft deutlich reduziert werden. Zahlreiche Länder befinden sich in einem Lockdown: Ausgangssperren wurden mittlerweile unter anderem in weiten Teilen der USA, in Italien, Frankreich, Spaniens, Großbritannien und zuletzt in Indien verhängt. In Deutschland sind alle öffentli-chen Veranstaltungen untersagt, sämtliche nicht „systemrelevante“ Geschäfte haben geschlossen. Der inter-nationale Flugverkehr ist weitgehend zum Erliegen gekom-men, der freie Warenverkehr stark eingeschränkt.
Zahlreiche dieser Maßnahmen mögen gesundheitspolitisch geboten sein, solange die Erfahrung, die Methoden und die Instrumente fehlen, um das Virus effektiver einzuhegen. Der Krise könnte man sicherlich mit einem geringeren wirt-schaftlichen und gesellschaftlichen Kollateralschaden Herr werden, wenn gesundheitspolitische Maßnahmen und Ein-schränkungen im internationalen Reiseverkehr, sowie die nun notwendigen fiskalischen und geldpolitischen Rettungs-maßnahmen auf G7-oder besser noch auf G20-Ebene ab-gestimmt worden wären bzw. noch würden. Doch leider trifft die Krise die Welt zu einem Zeitpunkt, in dem aktionistische, populistische und protektionistische Maßnahmen auf frucht-baren Boden fallen. Hinzu kommt, dass –global betrachtet –das Pendel zwischen „Freiheit“ und „Sicherheit“ heute sehr weit in Richtung „Sicherheit“ ausgeschlagen ist. Auch das führt tendenziell zu Maßnahmen, die gravierende Aus-wirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft haben.
REALWIRTSCHAFT: SCHWERE GLOBALE REZESSION
Die Auswirkungen der zahllosen Maßnahmen zu quantifizie-ren fällt schwer, zumal sich diese der dynamischen Situati-on geschuldet auch fortlaufend ändern. Eine erste Indikati-on, wie die Maßnahmen auf die verschiedenen Sektoren wirken, dürfte China bieten. Es ist nicht nur das produzie-rende Gewerbe, das leidet, sondern auch der Dienstleis-tungssektor. Insgesamt zeichnen die Zahlen aus China ein beängstigendes Bild: so ging beispielsweise der Handel mit Pkw im Februar um rund 80 Prozent gegenüber dem Vor-jahr zurück. Die Industrieproduktion sank um 13 Prozent, der Umsatz im Handel um 22 Prozent.
Die einzelnen Sektoren dürften unterscheidlich stark getroffen werden. Einige Bereiche dürften–zumindest vorübergehend –kaum mit nennenswerten Ausfällen zu rechnen haben. Einige könnten sogar profitieren, wie etwa die Hersteller von medizinischen Geräten und Ausrüstung, so denn ihre Lieferketten verschont bleiben. Andere Bereiche sind jedoch extrem getroffen: allen voran der Tourismus und der gesamte Kunst-und Kulturbereich, der faktischüber Nacht seinen Betrieb einstellen musste. Aber auch der Handel und die Industrie sind in einem ganz erheblichen Umfang getroffen. Aggregiert man diese Ausfälle unter Berücksichtigung des Gewichts der einzelnen Sektoren, so kommt man für die Eurozone auf einen Ausfall von gut 17 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) oder als Faustformel rund 1,5Prozent des jährlichen Bruttoinlands-produkts pro Monat des Lockdowns. Dabei sind die einzel-nen EU-Mitgliedsstaaten unterschiedlich stark getroffen. Deutschland beispielsweise härter, weil das Verarbeitende Gewerbe einen größeren Anteil an der gesamten Wert-schöpfung hat. Italien und Spanien wiederum leiden stärker wegen des zum Erliegen kommenden Tourismus, der dort einen größeren Anteil am Bruttoinlandsprodukt ausmacht.
Generell kann man feststellen, dass die wirtschaftliche Ent-wicklung der drei großen Regionen (China, USA und Euro-pa) aufgrund ihrer unterschiedlichen Struktur, der getroffe-nen Maßnahmen und des zeitlichen Auftretens des Virus einen jeweils unterschiedlichen Verlauf nimmt. So kann China seine Produktion bereits wieder langsam hochfah-ren, trifft dabei aber auf eine gedrosselte Nachfrage aus dem Rest der Welt, während in Europa und den USA der Lockdown gerade erst begonnen hat. Das Ausmaß der Beeinträchtigung liegt jedoch für alle Regionen in der glei-chen Größenordnung. Man kann rund 1,5 Prozent vom jährlichen Bruttoinlandsprodukt pro Monat Lockdown abzie-hen.
DAS VERLAUFSBILD
Die entscheidende Frage ist also, wie lange die jetzt be-schlossenen Maßnahmen, die sich sogar noch verschärfen könnten, anhalten werden. Wir gehen davon aus, dass diese in Europa höchstens bis in den Mai hinein durchge-halten werden können. Im dritten Quartal sollte somit eine gewisse Normalisierung der Umstände einsetzen. Dafür sind verschiedene Gründe denkbar:Die Infektionszahlen könnten zu sinken beginnen, nicht zuletzt aufgrund der ergriffenen Maßnahmen.
Ein Impfstoff müsste, bevor er Abermillionen von Menschen verabreicht wird, ausreichend getestet sein. Das wird si-cherlich mindestens ein Jahr dauern. Ein Medikament, das der Krankheit ihren Schrecken nimmt, ist zwar noch nicht in Sicht, könnte aber mit einem beschleunigten Zulassungs-verfahren rechnen. Kurzfristig am wichtigsten wären jedoch breiter verfügbare Tests, damit größere Teile der Gesellschaft getestet werden können und Virenträger, sowie ihre Kontakte, schneller isoliert werden können. Dies war einer der wichtigsten Bausteine, mit denen Singapur und Taiwan die Pandemie in den Griff bekommen haben. Auf einen gewissen Sommereffekt –wie bei der Grippewelle –kann man, sollte man aber nicht, hoffen. Denn spätestens im Herbst, oder wenn die wirtschaftliche Aktivität wieder auf-genommen wird, könnte es zu einem neuerlichen Anstieg der Infektionszahlen kommen.
Da die medizinischen Fortschritte nicht garantiert sind, dürf-ten die bestehenden außergewöhnlichen Maßnahmen noch eine Zeitlang Bestand haben. Allerdings auch nicht ewig: In einer liberalen Gesellschaft ist das Außerkraftsetzen fast aller politischer und bürgerlicher Grundrechte (Freizügigkeit, Versammlungsfreiheit, Recht auf Bildung, auf ungestörte Religionsausübung und freie Berufsaus-übung, Unverletzlichkeit der Wohnung) für einen langen Zeitraum nur schwer durchhaltbar. Der Ahnherr der deut-schen Hygiene-Forschung, Max von Pettenkofer, meinte sinngemäß, dass keine Epidemie so schlimm sein könne, dass man den „bürgerlichen Verkehr“ unterbrechen dürfe.
Hinzu kommt, dass der wirtschaftliche Schaden einer aus-schließlich auf die Virenbekämpfung ausgerichteten Politik gesellschaftlich ab einem gewissen Zeitpunkt nicht mehr zu tragen wäre. Würde der Lockdown in der Eurozone für ein ganzes Jahr fortgesetzt, so müsste mit einem Rückgang der wirtschaftlichen Leistung um 17 Prozent gegenüber dem Vorjahr gerechnet werden, unter Berücksichtigung von Zweitrundeneffekten käme man sicherlich auch problemlos zu einem weit größeren Einbruch. Die Arbeitslosigkeit wür-de massiv ansteigen, eine Banken-und auch Staatsschul-denkrise wären garantiert.
Es gibt jedoch einen tieferen Grund, warum wir derzeit er-warten, dass die strengeren Eindämmungsmaßnahmen maximal zwei Monate in Kraft bleiben und danach allmäh-lich gelockert werden: Not macht bekanntlich erfinderisch. In vergangenen Krisen haben sich demokratische, markt-wirtschaftlich orientierte, offene Gesellschaften häufig als erstaunlich widerstandsfähig erwiesen. Bürger, Unterneh-men, Regierung und Behörden lernen mit der Zeit, auch am Beispiel anderer Länder. Zu den wirkungsvollsten Maßnah-men gehören derzeit nicht nur Tests, die Ermittlung aller Kontaktpersonen und die anschließende Quarantäne, son-dern auch die eher plumpen Ausgangs-und Kontaktsper-ren. Im Laufe der Zeit werden sich wahrscheinlich präzise-re, mildere und wirtschaftlich weniger kostspielige Formen der sozialen Distanzierung durchsetzen. In diesem Kampf "Mensch gegen Virus" setzen wir fest auf menschliche In-novation und Widerstandsfähigkeit.
In der Zwischenzeit bieten die derzeitigen strengen Maß-nahmen wertvolle Zeit für den Ausbau der Gesundheitsinf-rastruktur. Verbessern sich beispielsweise die Behand-lungsmöglichkeiten und gibt es eine hinreichend große Anzahl von Tests, dann könnten die Maßnahmen auf jene Personen, die tatsächlich infiziert sind, und ihr näheres Umfeld, beschränkt werden.
Daraus ergibt sich ein Wachstumsbild, das moderater aus-fällt als viele andere, deutlich pessimistischere Szenarien, die derzeit zirkulieren. Man muss von einer scharfen Re-zession im ersten Quartal in China ausgehen, diese Rezes-sion wandert quasi mit dem Virus um die Welt. Der Beginn der Rezession liegt in Europa am Ende des ersten Quartals und dürfte auch in den USA mit ähnlichem Verzug einset-zen.
Insgesamt sollte das erste Quartal in den westlichen In-dustriestaaten nur geringfügig in Mitleidenschaft gezogen worden sein. Die Wirkung der „Schockfrostung“ der Wirt-schaft wird man erst im zweiten Quartal vollumfänglich se-hen. Wir gehen davon aus, dass der Lockdown in den meisten Industriestaaten insgesamt zwei Monate anhält und die sich daran anschließende Auftauphase sich über rund drei Monate erstreckt. Für diese Zeit nach der Aufhe-bung der strengeren Maßnahmen erwarten wir nur recht moderate Wachstumsraten. Es wird seine Zeit dauern, bis die Produktion hochgefahren werden kann –hinzu kommt die schwache Nachfrage aus den Partnerregionen. Die Jahreswachstumsraten, die sich in so einem Szenario für die drei Regionen ergeben, sind deutlich negativ. Wir er-warten, dass die Wirtschaftsleistung in der Eurozone im Jahr 2020 um rund 5 Prozent zurückgeht.
Für die USA rechnen wir mit einem Rückgang um rund 3,5 Prozent. Hier dürfte der Anstieg der Arbeitslosigkeit wegen des sehr schwachen Kündigungsschutzes ausgeprägter sein. Das wird den Konsum dort möglicherweise stärker belasten als in europäischen Ländern. Die Konsumfreude dürfte auch durch den Verfall der Aktienkurse belastet wer-den (der sogenannte Vermögenseffekt, der ebenfalls in den USA stärker ausgeprägt ist). Allerdings könnte der nachfol-gende Aufschwung in den USA umso dynamischer ausfal-len, da sie eines der flexibelsten Wirtschaftssysteme der Welt aufweisen.
In China dürfte das erste Quartal komplett von der Corona-Krise getroffen sein. Allerdings erwarten wir, dass die Erho-lung bereits im zweiten Quartal einsetzt. Aufs Jahr gerech-net dürfte die chinesische Wirtschaft um rund 2 % wachsen.
In diesem Szenario rutscht die Weltwirtschaft sehr zügig in eine Rezession, aus der sie sich im Laufe des zweiten Halbjahrs herausbewegt, so dass sie in keiner langwierigen Depression mündet. Unser Szenario, obwohl nach aktuel-lem Stand der Dinge durchaus plausibel, könnte sich natür-lich als zu optimistisch, aber auch als zu pessimistisch, erweisen. Insbesondere, weil die Staaten und Zentralban-ken der Wirtschaft mit riesigen Rettungspaketen zur Seite stehen. Die staatlichen Institutionen werden zurzeit sicher-lich einem außerordentlichen Stresstest unterzogen, und die Voraussetzungen für international koordinierte Zusam-menarbeit waren schon einmal besser. Gleichwohl haben sich die westlichen Demokratien in der Vergangenheit im-mer wieder als handlungsfähig erwiesen. Wenn auch nicht immer in dem Tempo, in dem die Kapitalmärkte dies einge-preist hatten.
FISKALPOLITIK: STARKER ANSTIEG DER STAATSVERSCHULDUNG
Der Lockdown dürfte in vielen Ländern unmittelbar zu ei-nem massiven Anstieg der Arbeitslosigkeit führen. Und die wiederum zu einem weiteren starken Rückgang des priva-ten Konsums. Nachfolgende Firmenpleiten könnten Banken und sogar Staaten in den Abgrund reißen. Obwohl die Coronakrise letztendlich zeitlich befristet sein sollte, stellt sich die Frage, wie viele Unternehmen den erzwungenen Dornröschenschlaf überstehen können. Den wirtschaftli-chen Schaden begrenzen kann aus unserer Sicht nur die Fiskalpolitik.
Die Frage, die sich unmittelbar stellt, ist: Wieviel Geld muss der Staat aufwenden, um die Krise einzuhegen? Man kann mit einfachen Mitteln überschlägig das Volumen der not-wendigen wirtschaftlichen Stützungsmaßnahmen ermitteln. Der wirtschaftliche Schaden ließe sich faktisch auf null re-duzieren, wenn der Staat die Kosten jeder wegen Corona ausgefallenen Aktivität übernähme. Also die Rechnungen aller ausgefallenen Essen und Hotelbuchungen zahlte, die leeren Flugzeuge buchte und alle Plätze im Theater. Das ist natürlich unrealistisch, bietet aber eine grobe Vorstel-lung von der notwendigen Größenordnung dieser Program-me: Es müsste in etwa dem ausgefallenen BIP entspre-chen. Nach unserer Schätzung schrumpft die Wirtschaft in der Eurozone in diesem Jahr um rund 5 Prozent. In etwa diese Lücke müssten die Rettungspakete füllen, also ein ebenso hohes Volumen aufweisen. Dies würde die Staats-verschuldung in der Eurozone als Ganzes um rund 5 Pro-zent des Bruttoinlandsproduktes ansteigen lassen –und zwar über die bereits geplante Neuverschuldung hinaus. Berechnungen für die USA belaufen sich auf eine ähnliche Größenordnung.
Hinzu kommt, dass das Bruttoinlandsprodukt real dennoch sinken würde, sodass die Staatsschuldenquote durchaus in einer Größenordnung von 10 oder mehr Prozentpunkten ansteigen könnte. Dies liegt darin begründet, dass bei der Berechnung der Staatsschuldenquote nicht nur die höhere Neuverschuldung im Zähler zum Tragen kommt, sondern zusätzlich das gesunkene Bruttoinlandsprodukt im Nenner.
Die bisher auf den Weg gebrachten Rettungspakete gehen durchaus in die richtige Richtung: Kurzarbeitergeld, Steuer-stundungen, Überbrückungskredite für kleinere und mittlere Unternehmen. Das sind sozusagen die Ersatzmaßnahmen, derer es jetzt bedarf. Die Rettungspakete in den USA ha-ben ein Fördervolumen von rund 5 Prozent des BIP und dürften damit eine erfolgsversprechende Größenordnung haben.2Die entsprechenden Pakete in Europa scheinen –insbesondere in Italien und Frankreich –noch nicht die nötige Größe aufzuweisen. Hier wird sicherlich in den kommenden Wochen nachgebessert werden (müssen).
Bei den danach anstehenden Aufräumarbeiten könnte sich als hilfreich erweisen, dass es sich diesmal um eine wirk-lich globale Krise handelt, die von einem externen Schock ausgelöst wurde und keinen Schuldigen kennt. Das dürfte langfristig für eine solidarische Krisenbewältigung hilfreich sein. In Europa wird sich früher oder später die Frage nach der Schuldentragfähigkeit –insbesondere für Italien –stel-len. Dabei dürfte die Forderung nach einer gemeinsamen Lösung Raum gewinnen, beispielsweise durch die Emissi-on von Corona-Anleihen. Die Vorstellung ist durchaus plau-sibel: Angesichts der Größe der ohnehin anstehenden Probleme kann die Politik nicht auch noch eine zusätzliche Eurokrise gebrauchen.
GELDPOLITIK: NULLZINSEN, ANLEIHEKÄUFE UND LIQUIDITÄT OHNEENDE
Die Geldpolitik kann in dieser Krise weder an der Ursache ansetzen, noch die unmittelbaren Folgen bekämpfen. Sie kann aber die Fiskalpolitik unterstützen, indem sie die Kre-ditmärkte flüssig hält und dafür sorgt, dass die Unterneh-men diese Krise „überwintern“ können. Mittlerweile haben alle großen Zentralbanken sämtliche geldpolitischen Regis-ter gezogen. Die Zinsen sind faktisch bei null, die Zentral-banken stellen den Banken im Grunde unbegrenzt Liquidi-tät zur Verfügung, und sie kaufen wieder im großen Stil Anleihen und zwar insbesondere auch Unternehmensanlei-hen, was für die Beruhigung der Kreditmärkte hilfreich ist. Diese Programme dürften über einen langen Zeitraum in Kraft bleiben. Zum einen aufgrund der Dauer der anstehen-den Aufräumarbeiten, zum anderen, weil derzeit keinerlei Preisdruck absehbar ist: Auf kurze und mittlere Sicht ist die Pandemie sicherlich deflationär, weil die Nachfrage zu-nächst einmal stärker betroffen ist als die Angebotsseite. Zwar kann man nicht ausschließen, oder muss sogar an-nehmen, dass auch das Produktionspotential durch die Krise in Mitleidenschaft gezogen wird. Doch bis das in der Produktion spürbar wird und sich in entsprechendem Preis-druck entlädt, dürfte noch einige Zeit vergehen.
ZUSAMMENGEFASST
Auch wenn es momentan sehr schwer abzusehen ist, wie sich das Virus weiterverbreitet und welche Maßnahmen die Regierungen dagegen ergreifen werden: Bei dem Kampf „Mensch versus Virus“ würden wir immer auf den Men-schen setzen. Dabei kann die Lösung von besseren Be-handlungsmöglichkeiten für Patienten ausgehen, von ei-nem Impfstoff oder –das aktuell erfolgversprechendste –von verbesserten Testmöglichkeiten, die es ermöglichen, die wirtschaftlich schädlichen Präventionsmaßnahmen auf nur wenige Betroffene oder zumindest räumlich kleinere Regionen zu beschränken.
Natürlich kann heute niemand mit Sicherheit sagen, wie die Welt nach der Covid-19-Krise aussehen wird. Aber wir se-hen, dass die Regierungen überall mit riesigem Aufwand alles daran setzen, die Wirtschaft am Leben zu halten. Das könnte durchaus gelingen. Daher bleiben wir angemessen zuversichtlich, dass die Menschheit in einem Jahr wieder positiver in die Zukunft blicken wird als heute.
Völlig daneben dieser Artikel. Wir sind erst am Anfang der schwersten Krise überhaupt. Corona war der Auslöser, aber auf keinen Fall der Grund. Der wahre Grund der Krise ist ein marodes Finanz und Politiksystem. Die dreiphasige Auflösung des ganzen hat begonnen und wird sich zügig fortsetzen, egal welche Tricks sich die Politik noch einfallen lässt. Die Schlussfolgerungen der Herren Otte, Krall und Dirk Müller sind absolut verständlich und nachvollziehbar. Alles eine Sache von Wahrscheinlichkeiten.