COP27: Ein historischer Durchbruch und viele Wiedervorlagen
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„Wir sind der Meinung, dass die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden, auch wenn noch viele Details zu klären sind, ein bedeutendes und positives Ergebnis war. – Es ist ein wichtiges Signal, dass wir physischen Klimarisiken gegenüber aufmerksamer sind. Vor allem wenn das Unvermeidliche eintritt und weltweit mehr Wetterextreme zu spüren sind“, schreibt Vicki Bakhshi, Director Responsible Investment bei Columbia Threadneedle in einem aktuellen Bericht über die Ergebnisse von COP27. Bei der Anpassung an den Klimawandel habe es jedoch kaum Fortschritte gegeben. „Die harten Kämpfe sowohl bei der Anpassung als auch beim Thema Schäden und Verluste stehen noch bevor.“
Historische Einigung auf die Einrichtung eines Fonds für Schäden und Verluste
Wie erwartet lag der Schwerpunkt in Sharm El-Sheikh nach einem weiteren Jahr mit Wetterextremen auf den Auswirkungen des Klimawandels. Nach vielen Verhandlungen war das am meisten gefeierte Ergebnis die Einrichtung eines Fonds für Verluste und Schäden für gefährdete Länder. Das UN-Klimasekretariat bezeichnete den Fonds als „Durchbruch“. Doch es sei das Ergebnis eines über ein Jahrzehnt dauernden Dialogs darüber, wie die Auswirkungen der Klimakrise auf die am stärksten gefährdeten Länder angegangen werden können. Woher das Geld genau kommen soll, bleibt jedoch offen. Im Text ist von einer „breiten Palette von Quellen“ die Rede, darunter auch „innovative Quellen“. Ein neu eingerichteter Ausschuss soll Details erarbeiten und auf der COP28 in Dubai im nächsten Jahr über die Ergebnisse berichten. „Wahrscheinlich wird es zu weiteren Auseinandersetzungen darüber kommen, welche Länder für eine Unterstützung in Frage kommen, wer die Kosten trägt, auf welche ‚innovativen Quellen‘ zurückgegriffen wird und wie viel Geld in den Fonds fließen wird“, glaubt Klimaexpertin Bakhshi.
Anpassung an Klimawandel – kaum Fortschritt bei der Finanzierung
Im Vorfeld der Konferenz wurde erwartet, dass die Anpassungsagenda in den Mittelpunkt rücken würde. Doch trotz einiger neuer Zusagen, darunter acht Länder, die etwas mehr als 100 Millionen US-Dollar zusagten, gab es kaum greifbare Ergebnisse für die Anpassungsagenda. Die Länder einigten sich darauf, einen Rahmen für die Anpassung zu schaffen, der sich auf die in Glasgow gemachte Zusage stützt, die Anpassungsfinanzierung bis 2025 auf (mindestens) 40 Milliarden US-Dollar zu verdoppeln. „Allerdings wurde der Schwerpunkt nicht mehr auf die Finanzierung gelegt, sondern die Verhandlungsführer einigten sich darauf, für die COP28 einen Bericht über die Fortschritte bei der Anpassung zu erstellen“, so Bakhshi. Wie das UNEP feststellte, sei die Finanzierungslücke bei der Anpassung nach wie vor groß.
Emissionslücke für 1,5-Grad-Szenario bleibt
In Sharm El-Sheik wurden nur eine Handvoll aktualisierter nationaler Klimazusagen bekanntgegeben. Die Türkei verpflichtete sich, ihre Emissionen bis 2030 auf 41 % und bis 2053 auf null zu reduzieren. Mexiko will seine Emissionen nun bis 2030 um 30 % und nicht mehr um 22 % senken. „Die neuen Zusagen bringen uns nicht auf den Weg, die Emissionslücke von 1,5°C zu schließen“, konstatiert die Expertin von Columbia Threadneedle. Um das 1,5-Grad-Ziel zu erreichen, müssten die Emissionen bis 2030 weltweit um 50 % sinken. Einem neuen Bericht zufolge erreichten die weltweiten Emissionen aus fossilen Brennstoffen in diesem Jahr jedoch Rekordhöhen.
Weiterer Druck auf nichtstaatliche Akteure
Während die Beteiligung des Privatsektors auf der COP27 weniger ausgeprägt war als in Glasgow, werfe der mangelnde Fortschritt auf Regierungsebene ein Schlaglicht auf die Bedeutung nichtstaatlicher Akteure, die ihre Zusagen in die Tat umsetzen – und diejenigen, die ihren Versprechen keine Taten folgen lassen, würden eindeutig stärker unter die Lupe genommen. „Aus Investorensicht glauben wir auch, dass die Betonung glaubwürdiger Maßnahmen durch nichtstaatliche Akteure von Bedeutung ist und wahrscheinlich ein wichtiges Thema des kommenden Jahres sein wird. Wir haben zu viele ‚Netto-Null“-Ziele gesehen, denen es an Biss mangelt; Bemühungen, Greenwashing zu durchbrechen und Standards festzulegen, sind sowohl willkommen als auch notwendig“, heißt es von Columbia Threadneedle.
Entscheidungen für globalen CO2-Handel vertagt
Bei den Verhandlungen zur Etablierung eines globalen Handels von CO2-Emissionsrechten gab es einige Fortschritte, es bestehen aber Bedenken wegen Schlupflöchern für „Greenwashing“. Insgesamt habe sich in diesem Themenbereich eine geringere Dynamik als erwartet entwickelt und wichtige Entscheidungen seien auf die COP28 verschoben worden.
Ausblick: Wie sind die Aussichten für die COP28 in Dubai?
In Dubai werde nächstes Jahr viel vom geopolitischen Kontext abhängen. Ein weiteres Gerangel darüber, wer für die Verpflichtungen in Bezug auf Verluste und Schäden sowie die Klimafinanzierung aufkommen wird, scheine unvermeidlich. „Die weltweiten Emissionen steigen weiter. Die Aussicht auf eine Begrenzung des globalen Temperaturanstiegs auf 1,5 Grad nimmt rapide ab. Deshalb ist es wichtig, dass die COP28 nicht von ihrem eigentlichen Ziel ablenkt: den Druck auf die Regierungen aufrechtzuerhalten, ehrgeizigere Maßnahmen zu ergreifen, um die Klimalücke zu schließen“, so Bakhshi.
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