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11:24 Uhr, 07.11.2025

Commerzbank: Deutsches BIP steigt 2025 um 0,1% - 2026/27 Strohfeuer

Von Hans Bentzien

DOW JONES--Deutschlands Wirtschaft wird nach Einschätzung der Commerzbank leicht wachsen. Wie Chefvolkswirt Jörg Krämer in seiner jährlichen Konjunkturpressekonferenz mitteilte, ist für 2025 mit einem Anstieg des Bruttoinlandsprodukts (BIP) von 0,1 Prozent zu rechnen. Für 2026 werden 1,2 Prozent Wachstum erwartet und für das Folgejahr 1,3 Prozent. Krämer sprach von einer "anschiebenden Geld- und Fiskalpolitik". Es werde ein großer Schub von den Sondervermögen für Infrastruktur und Verteidigung kommen. Beides dürfte 2026 um einen Betrag zulegten, der 0,6 Prozent des BIP entspricht. Inklusive der Wirkungen von Gesetzesänderungen ergebe sich 2026 sogar ein fiskalischer Impuls von 0,8 Prozent des BIP.

"Wir haben aber an Ausgaben bei weitem nicht so viel eingestellt, wie die Bundesregierung in ihren Haushalt geschrieben hat, sondern uns an den Annahmen der Wirtschaftsforschungsinstitute orientiert", sagte Krämer. Der Multiplikator werde zudem unter 1 liegen, weil sich ein Teil des Fiskalimpulses in höheren Preisen entladen dürfte. Überdies zeigten die Erfahrungen des ersten Sondervermögens der Bundeswehr, dass diese das Geld gar nicht so schnell ausgeben könne.

Zudem liege der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) unterhalb des neutralen Niveaus, das Krämer bei 3 Prozent sieht. Weil die höheren Ausgaben aber nicht mit Reformen einhergingen, trage das höhere Wachstum Züge eines Strohfeuers. "Danach wird das Wachstum wahrscheinlich auf die Trendrate zurückfallen. Die sehe ich irgendwo zwischen 0 und 0,5 Prozent", sagte er.

Für den Euroraum erwartet Krämer für 2026 ein Wachstum von 0,9 Prozent, wobei mit einem "Wechsel der Favoriten" zu rechnen sei. Grund: Die Corona-Wiederaufbauprogramme schöben die Volkswirtschaften Spaniens und Italiens nicht mehr so stark an. Dafür werde Deutschland stärker wachsen. Die Inflation im Euroraum sieht Krämer 2026 bei 2,0 Prozent. Die EZB werde ihre Leitzinsen nicht weiter senken.

Kontakt: hans.bentzien@dowjones.com

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