Colonia Real Estate Optionsschein: Vom Kapitalmarkt ignoriert
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Wie gut, dass es bei Zertfikaten und Optionsscheinen das „Market-Making“ der Emittenten gibt – zwar kann es bei der Vielzahl von Produkten zwangsläufig immer mal wieder das eine oder andere Fehlpricing geben, aber so etwas wie beim Colonia Real Estate-Optionsschein kann einem nicht passieren. Der vom Unternehmen selbst begebene Warrant ist schon seit Wochen viel zu billig. Dies liegt auch an falschen Fakten, die in vielen öffentlich zugänglichen Datenbanken oder selbst auf der Homepage der Börse Stuttgart nicht korrekt sind. Doch was macht das Unternehmen eigentlich? Im März 2003 übernahm die SwissReal Estate die Aktienmehrheit an der damals noch als Küppersbusch AG firmierenden Gesellschaft. Es handelte sich um eine klassische Manteltransaktion, da sich der ehemals hochgeschätzte Kühlschrank-Hersteller schon einige Jahre in Konkurs befand.
In der Folgezeit wurde die Gesellschaft umbenannt. Gleichzeitig wurde frisches Geld zugeführt und Colonia Real zu einem klassischen Immobilienunternehmen umgebaut. Zahlreiche Transaktionen wurden dann umgesetzt, was der Markt mit kontinuierlich steigenden Kursen honorierte. So kostete die Aktie vor Jahresfrist splittbereinigte 6,50 Euro, aktuell sind es 28,83 Euro. Zuletzt kaufte man beispielsweise 2.487 Wohnungen aus einer Insolvenz in Berlin für 83,2 Mio. Euro. Colonia verfügt inzwischen über ein recht breites Portfolio an Wohn- und Geschäftsimmobilien. So stieg das Unternehmen, welches der Markt mit rund 452 Mio. Euro bewertet, inzwischen sogar in den S-DAX auf.
Im Zuge der Kapitalmaßnahmen gewährte Colonia Real im Jahr 2004 Aktienoptionen. Daraus entstand auch der Optionsschein. Damals berechtigten sechs dieser Warrants zum Bezug einer Aktie zu 12,00 Euro im Juni 2009. Diese Daten sind auch jetzt noch in zahlreichen Datenbanken zu finden. Dabei wurde aber der jüngste Aktiensplit vom Ende Juni im Verhältnis „vier zu eins“ nicht berücksichtigt. Also kann man jetzt schon mit eineinhalb Optionsscheinen eine Aktie zu 3,00 Euro erhalten. Wäre heute Verfall, könnte man die Aktie für 19,35 Euro (1,5 * 10,90 Euro + 3,00 Euro) beziehen. Bei einem Aktienkurs von 28,83 Euro entspricht dies einem Abschlag zum inneren Wert bei ca. 17,22 Euro von stolzen 36,7 Prozent. Wer jetzt denkt, er kann ein Schnäppchen machen, muss allerdings vorsichtig sein. Der Handel in dem Papier ist illiquide, Kauforders sind daher unbedingt zu limitieren. Im Gegensatz zu von Banken begebenen „Covered Warrants“ werden hier aber nicht fortlaufend Geld/Brief-Kurse gestellt. Dies zeigt sich auch beim Spread, der enorme elf Prozent beträgt.
ZJ-Fazit: Aktuell ist der Optionsschein, der nur am Laufzeitende auszuüben ist, eher als Aktie mit Discount anzusehen. Engagements sind allerdings keinesfalls risikolos. So kann der Titel deutlich fallen, wovon wir mit Blick auf die Immobilien- und REITs-Phantasie in Deutschland derzeit nicht ausgehen. Kurz- bis mittelfristig sollte sich das Fehlpricing der Warrants zumindest reduzieren. Risikofreudige Naturen können daher einige Stücke ins Depot packen und darauf spekulieren, dass sich der Optionsschein-Kurs seinem inneren Wert etwas annähert.
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