Kommentar
11:40 Uhr, 14.04.2021

Coinbase: Börsengang des Jahres?

Coinbase dominiert den Kryptomarkt wie kein anderes Unternehmen. Muss man beim heutigen Börsengang dabei sein?

Coinbase hat sich wie einige andere prominente Unternehmen (Palantir, Spotify) für eine Direktplatzierung an der Börse entschieden. Hierbei verkauft das Unternehmen Aktien direkt an Anleger, ohne Investmentbanken als Intermediäre. Das Resultat ist im Vergleich zu einem herkömmlichen Börsengang das gleiche. Das Unternehmen spart allerdings die Kosten, die durch den Gebrauch von Investmentbanken anfallen. Das ist positiv, hat aber auch eine Kehrseite. Investmentbanken garantieren die Platzierung einer bestimmten Anzahl von Aktien. Diese Garantie hat Coinbase nicht. Das dürfte Coinbase nicht stören, denn den Erlös aus dem Verkauf von Aktien benötigt es nicht unbedingt. Der Umsatz stieg in den letzten Quartalen von durchschnittlich 130 Mio. auf über 600 Mio. Ausschlaggebend für diesen rasanten Anstieg war das erste Quartal 2021. Der Umsatz vervielfachte sich auf 1,8 Mrd. (Grafik 1). Dabei fiel ein stattlicher Gewinn ab. Mit einem Gewinn von 730 bis 800 Mio. im ersten Quartal blieb fast die Hälfte des Umsatzes als Gewinn übrig.

Coinbase ist nicht konsistent profitabel. Die Gewinnschwelle liegt bei einem Quartalsumsatz von ca. 150 Mio. Dollar. Bei dem enormen Wachstum der letzten Quartale befindet sich Coinbase nun aber souverän im profitablen Bereich.


Das liegt an zwei Faktoren. Coinbase hat hohe Gebühren. Das Unternehmen nimmt 0,5 % der Umsätze als Gebühren ein. Das ist enorm. Handeln auf Coinbase ist im Vergleich zu vielen anderen Handelsplätzen kostspielig.

Coinbase kann sich diese hohen Gebühren derzeit noch leisten, da es den Kryptomarkt dominiert. Das Handelsvolumen erreichte zuletzt mehr als 300 Mrd. Dollar (Grafik 2). Mit über 200 Mrd. an Assets auf der Plattform hat es einen Marktanteil von 11 % am Kryptomarkt. 11 % der Gesamtmarktkapitalisierung liegt bei Coinbase.


Coinbase ist mit diesem Marktanteil zwar kein Monopol, aber sehr dominant. Diese einmalige Marktposition erlaubt hohe Gebühren. Wie lange Coinbase diese hohen Gebühren durchhalten kann, ist ungewiss. Tendenziell sinken die Kosten, wenn ein Markt reifer wird.

Das ist das größte Risiko für Anleger. Das Unternehmen wurde in den Wochen vor Börsengang mit 68-100 Mrd. Dollar bewertet. Zum Vergleich: Nasdaq Inc., nicht zuletzt für den Nasdaq 100 bekannt, kam zuletzt auf einen Börsenwert von 25 Mrd. Allein im Nasdaq 100 werden Unternehmen mit einer Marktkapitalisierung von 15 Billionen gehandelt. Die Marktkapitalisierung des Unternehmens entspricht 0,16 % der Kapitalisierung der Aktien, die gehandelt werden.

Bei Coinbase liegt dieser Prozentsatz bei fast 50 % (100 Mrd. Marktkapitalisierung für das Unternehmen vs 223 Mrd. an Assets auf der Plattform). Zugegeben, Coinbase ist wegen der hohen Handelsgebühren profitabler. Man darf sich allerdings fragen, ob bei zunehmender Konkurrenz diese Profitabilität beibehalten werden kann.

Solange das der Fall ist, kann man über die Bewertung im Vergleich zu etablierten Handelsplätzen folgendes sagen: Eine Bewertung unter 50 Mrd. wäre ein Schnäppchen. Eine Bewertung zwischen 50 und 100 Mrd. ist fair. Eine Marktkapitalisierung zwischen 100 und 150 Mrd. ist hoch, aber mit Optimismus vertretbar. Alles, was darüber hinaus geht, macht für eine langfristige Anlage keinen Sinn.

Clemens Schmale


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  • mm1763
    mm1763

    Hallo,

    Ich finde den Artikel sehr interessant.

    Bei der "zunehmender Konkurrenz" sehe ich zum Beispiel eine Voyager Digital ltd

    Wie würden Sie dieses Unternehmen beurteilen?

    mit freundlichen Grüßen

    16:15 Uhr, 12.04. 2021

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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