Chinas Rohstoffhunger: Nach Öl und Kupfer nun Milch und Getreide
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Externe Quelle: Deutsche Bank Reseach
Chinas Rohstoffhunger ist seit einigen Jahren das Thema auf den Weltmärkten für Erdöl und hard commodities wie Eisenerz und Kupfer. Spätestens seit dem Sommer 2007 ist Chinas Rohstoffhunger auch in deutschen Kühlschränken angekommen – zumindest wurden steigende Preise für Milchprodukte auf eine gestiegene Nachfrage in China zurückgeführt. Und kurz vor Weihnachten dann die Meldung, dass die Preise für Christbäume ebenfalls aufgrund unerwartet starker chinesischer Nachfrage nach oben klettern würden.
Fakt ist: Dank schneller Industrialisierung und rapidem Wachstum in Sektoren von Stahl bis IT ist China führender Importeur einer ganzen Reihe von Rohstoffen. Mit fast 70% der weltweiten Chrom-Importe liegt China weit vor Russland, das gerade einmal auf 13% kommt. Auch bei Eisenerz und Mangan ist China mit jeweils mehr als 40% der globalen Importe führend. Lediglich bei Kupferimporten landet China mit knapp 19% nur auf dem zweiten Platz – knapp hinter Japan.
Eine weitere Folge ist der gestiegene Energiebedarf Chinas. Fossile Energieträger machen mehr als 80% der gesamten erzeugten Elektrizität aus. Der größte Teil wird dabei von Steinkohle abgedeckt. China verfügt über die drittgrößten nachgewiesenen Kohlevorkommen weltweit, hinter den USA und Russland. Bei der Produktion ist das Land mit knapp 40% der Weltproduktion jedoch Spitze. Bereits 1993 hat China den Status eines Netto-Exporteurs von Erdöl verloren, und die Importe sind seitdem kontinuierlich angestiegen. Zwischen 1996 und 2006 hat sich der Ölverbrauch verdoppelt, dagegen legte die Produktion im gleichen Zeitraum nur um 16% zu.
Chinas Rohstoffimporte bestehen nur zu einem Fünftel aus Agrar-Rohstoffen (so genannte soft commodities). Allerdings hat sich die Nachfrage vor allem nach Fleisch- und Milchprodukten in den letzten Jahren stetig erhöht. Das lässt sich auf gestiegene Einkommen und eine damit verbundene Änderung der Ernährungsgewohnheiten zurückführen und schlägt sich vor allem im Anstieg der Importe für Viehfutter nieder: rund 40% der weltweiten Sojabohnenexporte gehen nach China. Aber auch andere Kategorien wie Pflanzenöle zeigen starke Zuwächse. Neben Nachfragefaktoren führen Urbanisierung sowie Bodenerosion und Wasserknappheit zu einer Abnahme landwirtschaftlich nutzbarer Flächen. Das schränkt die Kapazitäten für zusätzliches Angebot ein. So importiert China meistens in der Herstellung landintensive Rohstoffe wie Getreide, Sojabohnen und Baumwolle und exportiert arbeitsintensive landwirtschaftliche Produkte wie Früchte und Gemüse.
Neben Nahrungsmittelimporten bzw. Importen von Inputs für die Nahrungsmittelindustrie weisen auch andere Agrarrohstoff-Importe hohe Wachstumsraten auf. Eine florierende Möbel-, Bau- und Papierindustrie hat die chinesischen Einfuhren für Roh- und verarbeitetes Holz in die Höhe getrieben, knapp 30% der weltweiten Rohholzexporte gingen im Jahr 2006 nach China. Obwohl China der weltweit größte Produzent von Baumwolle ist, muss das Land immer mehr importieren, um die Nachfrage der Textilindustrie zu bedienen.
Prognosen hinsichtlich Chinas zukünftigen „Rohstoffhungers“ sind mit vielen Schwierigkeiten behaftet. Die Nachfrage nach Rohöl dürfte zwar weiter steigen, allerdings werden sich mittelfristig Energiesparmaßnahmen bemerkbar machen. Legt man die Entwicklung anderer Länder, wie zum Beispiel Südkorea, Spanien und Japan zugrunde, so erhält man eine Vorstellung, wie sich Chinas Nachfrage nach Rohstoffen zukünftig entwickeln könnte.
Bei den heimisch verfügbaren Rohstoffen sollte sich in der mittleren Frist eine leichte Abschwächung des Wachstums bemerkbar machen. Das US Energieministerium schätzt, dass sich die Produktion von Kohle in China bis 2030 um jährlich 3% erhöhen wird. Beim Kohleverbrauch werden die durchschnittlichen jährlichen Zuwächse bis 2030 bei rund 3,5% liegen. Grund dafür ist der weiterhin steigende Energiebedarf und die Dominanz von Kohlekraftwerken bei der Stromerzeugung.
Bei Eisenerz, Kupfer und Mangan erwarten wir weiterhin robustes Wachstum der Nachfrage (durchschnittlich 10% p.a. bis 2020). Eine weitere Verknappung der Ressource Land, sowie steigender Wohlstand dürften zu weiteren Steigerungen bei den Importen von Agrarrohstoffen führen. Mit der historischen Entwicklung in Japan und Spanien als Grundlage für die Prognose der Nachfrage nach soft commodities schätzen wir, dass Chinas Importnachfrage nach Soja bis 2020 um durchschnittlich 4% pro Jahr steigen dürfte. Deutlich beeindruckender fällt die geschätzte Steigerung bei der Fleischnachfrage aus: hier wird bis 2020 ein Wachstum von bis zu 20% pro Jahr erwartet.
Von der weiterhin starken Nachfrage nach hard commodities dürften vor allem Schwellenländer in Zentralasien und im Mittleren Osten, aber auch in Afrika und Lateinamerika profitieren. Aber auch Industrieländer mit der entsprechenden Ressourcenausstattung, wie Kanada oder Australien, werden weiterhin zu Chinas wichtigen Handelspartnern für diese Rohstoffe zählen. Darüber hinaus verfügt eine ganze Reihe von Schwellenländern über relativ große landwirtschaftliche Sektoren. Es überrascht also nicht, dass die chinesischen Importe agrarischer Rohstoffe gerade aus Lateinamerika stark angestiegen sind.
Darüber hinaus werden die chinesischen Investitionen in rohstoffreichen Ländern über die nächsten Jahre wahrscheinlich deutlich zunehmen. Auch wenn das Ausmaß klarer politischer Vorgaben hinsichtlich der Investitionsziele unklar bleibt, so lässt sich feststellen, dass Direktinvestitionen chinesischer Unternehmen im Rohstoffsektor in 2005 fast 30% des Gesamtwertes ausgemacht haben. Vor allem in Afrika sind chinesische Unternehmen im Energiesektor aktiv, und dabei häufig in Ländern, in denen die Konkurrenz durch westliche Unternehmen gering oder nicht vorhanden ist - wie in Angola oder im Sudan.
Aber die Zielländer sind nicht nur Schwellenländer: staatliche chinesische Ölförderer und auch Firmen aus anderen Rohstoffbereichen versuchten bereits mehrfach, sich an westlichen Unternehmen zu beteiligen. Über diese Investitionen in reine Rohstoffunternehmen hinaus sollte in den nächsten Jahre ein gesteigertes Engagement chinesischer Firmen im Downstream-Bereich (also in der Verarbeitung) und in Zulieferindustrien (wie Spezialmaschinen) zu erwarten sein.
Gerade für rohstoffreiche Schwellenländer wird sich zumindest kurzfristig eine anhaltend starke Nachfrage Chinas (und zu einem wachsenden Teil Indiens) über höhere Exporterlöse und Investitionen positiv auswirken. Mittelfristig werden die effektiven Gewinne für die einzelnen Länder jedoch davon abhängen, ob es den Regierungen gelingt, den Rohstoffboom für nachhaltige Entwicklung zu nutzen. Chile und Malaysia können hier als gute Beispiele für eine erfolgreiche Strategie dienen. Allerdings kann sich eine zu hohe Konzentration auf China als Exportdestination auch schnell als Nachteil herausstellen sollte der Boom in China einen Knick erhalten.
In Industrieländern zeigte sich in der Vergangenheit häufig eine starke Abwehrhaltung gegenüber chinesischen Investitionen in Rohstoffunternehmen. Unter der Annahme, dass es in Zukunft eher zu einer Intensivierung im Bereich M&A kommen dürfte, könnte sich diese Abwehrhaltung auch noch weiter verstärken.
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