Kommentar
06:48 Uhr, 12.05.2015

China: wann kommt die große Korrektur?

Das Wachstum schwächt sich ab, der Handel bricht zusammen, Lokalregierungen werden über die Notenpresse finanziert – die Liste an Problemen ist lang. Aktien steigen trotzdem. Wie lang kann das noch gut gehen?

Der chinesische Aktienmarkt ist ein Rätsel. Gerade jetzt, da die Probleme offen zutage treten, legt der Aktienmarkt so richtig los. Betrachtet man den Shanghai Composite ohne Wissen, dass es zahlreiche Probleme gibt, dann muss man den Eindruck gewinnen, Chinas Wachstum hätte sich gerade verdoppelt. Das hat es nicht. Das Gegenteil ist der Fall. Chinas Wachstum verlangsamt sich. Aktien haben sich dennoch verdoppelt.

Neu ist das Phänomen nicht. Bereits von 2005 bis 2007 stieg der chinesische Aktienmarkt rasant an. Grafik 1 zeigt die Entwicklung zusammen mit der aktuellen Rallye. Seit Rallybeginn Anfang 2014 ist der Verlauf zum damaligen Verlauf sehr ähnlich. Das legt auch den Schluss nahe, dass nach der Rallye ein ähnlicher Absturz kommt. Als Trader juckt es einen eine Shortposition zu eröffnen. Dafür könnte es allerdings noch etwas zu früh sein.

Normiert man den Shanghai Composite von damals und heute auf den gleichen Anfangswert, dann sieht das wie in Grafik 2 dargestellt aus. Betrachtet man die Entwicklung auf diese Art, dann sieht man wie viel Luft nach oben noch besteht. Der Shanghai Composite hat zwar seit Anfang 2014 ca. 120% an Wert gewonnen, doch das ist immer noch wenig im Vergleich zu der Rallye aus den Jahren 2005 bis 2007. Damals hat sich der Index versechsfacht. Um dieses Ausmaß der Überbewertung wieder zu erreichen müsste der Shanghai Composite vom aktuellen Niveau noch einmal 200% zulegen, um am Ende bei 12.000 Punkten zu stehen.

Keiner weiß, ob der Index auch dieses Mal so hoch steigen wird. Theoretisch ist das möglich. Die Probleme des Landes und damit auch der Unternehmen sind jedoch so gravierend und einschneidend, dass einem die Fantasie fehlt. Zugegeben, wenn sich Blasen bilden, dann hat das ohnehin wenig mit Vernunft zu tun.
Nach der Verdopplung, die bisher stattgefunden hat, wird jeder Kursrücksetzer genau beobachtet. Vergangene Woche kam es zu einem ersten signifikanten Rücksetzer. Viele Beobachter vermuten bereits, dass die Rallye ihr Ende gefunden haben könnte. Ein erster Rücksetzer muss noch lange nicht das Ende bedeuten. Auch von 2005 bis 2007 ging es nicht in einem fort nach oben. Rückgänge von 10% innerhalb weniger Tage gab es immer wieder.

Das Timing für die Eröffnung einer Shortposition ist extrem schwierig, zumal die Bewertung hoch, aber noch nicht komplett irrational ist. Grafik 3 zeigt drei Kennzahlen zum Shanghai Composite. Das KGV ist mit etwas über 40 relativ hoch. Wichtig ist das Wort relativ, denn generell hat der Markt die Tendenz einer hohen Bewertung. KGVs von über 30 sind keine Neuheit für den Markt. Das Preis-Buchwert-Verhältnis ist noch vergleichsweise anständig. Im Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt kann die Bewertung auch noch gerechtfertigt werden. Hier ist der Markt noch weit von den Exzessen aus 2007 entfernt.

Alles in allem ist der Markt natürlich hoch bewertet. Dem Kursverlauf aus 2005-2007 nach hätte der Markt noch Platz für eine Verdreifachung. Nach anderen Maßstäben wie sie in Grafik 3 dargestellt sind, könnten noch 50 bis 100% nach oben Luft sein. Wenn der Markt nicht plötzlich rationaler ist als vor 8 Jahren, dann sollte die Rallye noch nicht am Ende sein.

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3 Kommentare

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  • Investor
    Investor

    Zwei interessante Artikel zu dem Thema

    http://www.finanzen.net/nachricht/fonds/NN-IP-Kolu...

    http://www.finanzen.net/nachricht/fonds/NN-IP-Kolu...

    Nach den Zahlen des chin. Zolls fliest gerade Kapital aus China (2ter Artikel) ab. Im Grunde sehen alle Volkswirtschaften das Phänomen, daß Lockerungen in der Geldpolitik dazu führen, daß die Oligarchen/Princelinge/Rothschilds usw die Liquidität nutzen, um ihre Vermögen abzuziehen.

    18:37 Uhr, 15.05. 2015
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Na ja, "der Handel bricht zusammen" ist ja wohl etwas uebertrieben. Wuerde Chinas handel zusammenbrechen, wuerde der Dax verpuffen wie eine Gasblase.

    16:03 Uhr, 15.05. 2015
  • Schimanski
    Schimanski

    Danke für die sehr gute und transparente Sicht auf die letzte zwei Shanghai Rallyes,für die Zukunft wie immer alles offen ;-)

    07:10 Uhr, 12.05. 2015

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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