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10:26 Uhr, 08.02.2008

China vor geldpolitischem Dilemma

Frankfurt (Fonds-Reporter.de) - Die Erwartung, dass die jüngsten Straffungsmaßnahmen wieder gelockert werden könnten, haben für Auftrieb am chinesischen Aktienmarkt gesorgt. Nach Einschätzung von Louisa Lo, Leiterin Asian Equities bei Schroders, steht die Regierung jedoch vor einem kleinen geldpolitischen Dilemma. Einerseits habe sich das äußere Umfeld abgeschwächt, andererseits steige der Inflationsdruck.

Volkswirtschaftlich sei die Schwächung schon spürbar in niedrigeren Zahlen für die Industrieproduktion. Ähnliches sei von den Exporten zu erwarten. "Unserer Meinung nach eröffnet sich Peking so die Möglichkeit, von der Effektivität der jüngsten Straffungsmaßnahmen zu sprechen – und damit die Chance, den Fuß von der Bremse zu nehmen", so die Finanzexpertin in einem Marktkommentar.

Aus historischer Sicht kompensiert Peking Exportschwächen gern mit dynamischen steuerlichen Maßnahmen und verfügt mit den riesigen Devisenreserven und einer guten steuerlichen Lage über ausreichende Möglichkeiten, erneut zu diesem Mittel zu greifen. Das wirkliche Problem bestehe jedoch diesmal in der zunehmenden Inflation, die den Lockerungsspielraum der Regierung deutlich einschränken dürfte. Louisa Lo geht deshalb davon aus, dass Peking selektiv Lockerungen durchführen wird: Banken zu erlauben, den Kreditrahmen für ausgewählte Branchen und vom Unglück betroffene Gebiete zu erhöhen und weitere Infrastrukturprojekte einzuleiten – und zugleich die Zügel bei den Preiskontrollen straff in der Hand zu halten. "Anstelle von marktorientierten Aktivitäten rechnen wir eher mit der Einführung von stärker auf die Verwaltung ausgerichteten Maßnahmen und einer möglichen schnelleren Aufwertung des Renminbi", so Louisa Lo weiter.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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