Kommentar
18:50 Uhr, 21.07.2005

China: Neues Wechselkursregime für den Renminbi

1. Mit dem heutigen Tag hat China die Bindung der Landeswährung Renminbi (CNY) an den USD aufgehoben. Von nun an ist der CNY an einen Währungskorb gebunden, dessen Zusammensetzung nicht bekannt gemacht wird. Dieser Re-Peg des CNY wurde mit einer Aufwertung gegenüber dem USD verbunden: Bisher hatte der Wechselkurs bei USD-CNY 8,28 gelegen, jetzt wurde er auf USD-CNY 8,11 fixiert. Dies entspricht einer Aufwertung gegenüber dem USD von 2,1 %. Das neue Wechselkursregime sieht vor, dass die chinesische Notenbank jeweils nach Handelsschluss den Leitkurs für den folgenden Handelstag benennt. Intraday liegt das Wechselkursband gegenüber dem USD nach wie vor bei +/– 0,3 %.

2. Wie ist das neue Wechselkursregime zu bewerten? Eine Flexibilisierung des CNY war seit geraumer Zeit zu erwarten gewesen. Wir hatten in diesem Zusammenhang mit einer Ausweitung des Wechselkursbands um +/– 5,0 % gerechnet, was zu einer einmaligen Aufwertung des CNY gegenüber dem USD um 5,0 % geführt hätte. Zum jetzigen Zeitpunkt nimmt die chinesische Notenbank den Re-Peg aus einer Position der Stärke vor: Erst gestern wurde mit +9,5 % yoy ein ausgesprochen kräftiges reales Wachstum für das Bruttoinlandsprodukt (BIP) des ersten Halbjahres veröffentlicht, und vorgestern hatte S&P die makroökonomische Entwicklung mit einem Rating-Upgrade honoriert (von BBB+ auf A–).

Die Aufwertung, die mit dem Re-Peg verbunden ist, ist maßvoll: In ihrem Umfang ist sie hinter den Erwartungen zurückgeblieben. Die Auswirkung auf Handelsströme und Wachstum dürfte begrenzt sein. Eine kräftigere Aufwertung hätte Risiken für das weltwirtschaftliche Kapitalmarktgefüge mit sich gebracht: Ein damit verbundener Rückgang der Engagements asiatischer Notenbanken auf dem amerikanischen Rentenmarkt hätte US-Anleihen sowie den USD unter Druck gesetzt. Die Veränderung im Wechselkursregime stellt trotz des maßvollen Umfangs einen Einschnitt dar. Da die Zusammensetzung des Währungskorbs nicht veröffentlicht wird, hat sich die Notenbank durch den Re-Peg größeren währungspolitischen Spielraum verschafft. Der heutige Tag stellt somit einen Einstieg in eine flexiblere Wechselkurspolitik dar.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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