Kommentar
12:02 Uhr, 25.10.2007

China: Keine Entwarnung für die Währungshüter

1. Eine spürbare Abkühlung im Sinne der chinesischen Regierung sieht sicherlich anders aus. Trotzdem deuten die heute veröffentlichten Zahlen auf eine leichte Moderierung der chinesischen Wirtschaft hin. Das chinesische Bruttoinlandsprodukt (BIP) verzeichnete im dritten Quartal einen Zuwachs von 11,5 % yoy (Bloomberg-Median: 11,5 % yoy; DekaBank: 11,8 % yoy; Vorquartal: 11,9 % yoy). Ein mit 13,5 % yoy überdurchschnittliches Wachstum verzeichnete wie bereits in den vergangenen Quartalen die Industrie. Nach Berücksichtigung der heutigen Informationen haben wir unsere jahresdurchschnittliche Wachstumsprognose für das laufende Jahr von 11,7 % auf 11,5 % angepasst.

2. Die Einzelhandelsumsätze haben sich im September erwartungsgemäß sehr stark entwickelt (17,0 % yoy, Bloomberg-Median: 17,1 % yoy; Vormonat: 17,1 % yoy). Diese positive Entwicklung bestätigt den Trend der vergangenen Monate, wonach der private Konsum eine zunehmend wichtigere Rolle spielt und die Investitionen und Exporte als wichtigste Wachstumsträger ablösen sollte. Die Industrieproduktion überraschte sogar positiv (September: 18,9 % yoy; Bloomberg-Median: 17,5 % yoy; Vormonat: 17,5 % yoy).

3. Nicht nur das Wachstum sondern auch die Inflationsrate moderierte sich leicht: Der Konsumentenpreisindex legte im September um 6,2 % yoy zu (Bloomberg-Median: 6,3 % yoy; Vormonat: 6,5 % yoy). Der von stark verteuerten Nahrungsmitteln ausgehende Preisdruck hat aufgrund eines von der Regierung geförderten höheren Angebotes nachgelassen. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um eine Trendumkehr. Positiv ist, dass der Inflationsdruck bei den sonstigen Gütern weiterhin überschaubar bleibt. Wir halten das Inflationsziel von 3 % in diesem Jahr für unerreichbar, rechnen aber in den nächsten Monaten nicht mit dramatisch steigenden Preisen.

4. Trotz der leichten Moderierung des Wachstums und der Preisentwicklung rechnen wir mit einer weiteren Straffung der Geld- und Kreditpolitik durch die chinesische Zentralbank. Eine starke Aufwertung des Renminbi – wie kürzlich auf dem G7-Treffen gefordert – halten wir hingegen für unwahrscheinlich.

5. Auf dem am Montag zu Ende gegangenen Kongress der Kommunistischen Partei (KP) hat Präsident Hu Jintao zwar einige neue Akzente gesetzt, doch keine grundsätzliche Änderung der chinesischen Politik angestoßen. Er festigte mit der Neubesetzung des Politbüros seine Stellung gegenüber seinem Vorgänger Jiang Zeming.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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