Analyse
10:26 Uhr, 26.05.2015

China: Investmentboom durch zweite Öffnung?

Die Börsen in Shanghai, Shenzhen und Hongkong gehen durch die Decke. Sorgt China durch eine zweite Öffnung für einen neuen Investmentboom?

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  • DAX
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China trat im Jahr 2001 der Welthandelsorganisation bei und löste durch die Öffnung seines Warenverkehrs gegenüber dem Rest der Welt einen unvergleichlichen Boom bei Rohstoffen und ausländischen Direktinvestitionen aus.

Der Kapitalverkehr blieb von dieser Entwicklung relativ unberührt. Geld, das über Jahrzehnte und vor allem sei dem WHO-Beitritt nach China strömte, war dort gefangen und löste dort abwechselnd Spekulationsblasen bei Aktien oder Immobilien aus.

Jetzt steht China in den finalen Zügen der Öffnung seines Kapitalmarktes für die Welt. Die Frage ist, was nehmen die chinesischen Börsen vorweg? Ist dieser Anstieg wirklich ausschließlich das Ergebnis von zu viel Geld, das auf zu wenige Aktien trifft?

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Zu sehen ist der Shanghai Composite Index, quasi der DAX in China. Er müsste noch um ein Viertel steigen und hätte damit das Allzeithoch wieder erlangt, das er vor dem Zusammenbruch der amerikanischen banken im Jahr 2007 erreicht hatte.

Hong Kong wurde zwar im Jahr 1997 der Staatshoheit der Volksrepublik China überstellt. Der Aktienmarkt dort blieb den chinesischen Bürgern außerhalb Hongkongs aber verschlossen.

Chinesen vom Festland konnten erst im November 2014 durch das Shanghai-Hong-Kong-Stock-Connect-Programm in Hong Kong investieren und umgekehrt. Ausländische Fonds haben sich nicht an das System getraut, da es einerseits limitiert war, und andererseits durch chinesische Hedgefonds wie Och-Ziff oder Pine River kontrolliert wurde.

Das Ergebnis ist, dass chinesische Hedgefonds seit April eine doppelt so hohe Rendite (18%) als ihre internationale Peer-Group (7,4%) erzielten, berichtet der Datenanbieter Eurekahedge. Im April kündigte Peking erstmals an, das Connect-Programm ausbauen zu wollen.

Seither dieser Ankündigung bieten Fonds zwischen Shanghai und Hongkong um die Wette. Immer, wenn die Shanghaier Börse besser lief, als die Hongkonger, wurde Kapital nach Hongkong transferiert, da Anleger darauf wetteten, dass die Aktien dort den Rückstand bald aufholen werden - und dann lief das Spiel wieder in umgekehrter Reihenfolge, ohne dass dazwischen nennenswerte Korrekturen stattfanden.

Die beiden größten Börsenplätze Chinas, Shenzhen und Shanghai bringen es heute auf eine gemeinsame Marktkapitalisierung von neun Billionen Dollar. Damit sind die beiden Börsen weltweit auf dem zweiten Platz, nach der Wall Street.

Stock Connect ermöglicht ausländischen Investoren von Hong Kong aus in festlandchinesische Aktien zu investieren, und umgekehrt. Dabei gilt eine tägliche Obergrenze für das Handelsvolumen von 13 Milliarden Yuan (=1,9 Milliarden EUR) für Fonds und 10,5 Milliarden Yuan für Privatinvestoren. Darüber hinaus gibt es für Fonds eine Grenze für das mögliche Gesamtvolumen von 300 Milliarden Yuan und von 250 Milliarden Yuan für Privatinvestoren.

Die Hong Konger Zeitung "Ming Pao" berichtete heute Nacht, dass die Gesamtgrenzen gestrichen werden sollen, wenn ein ähnliches Connect-Programm zwischen der Hongkonger Börse und der Shenzhener Börse etabliert sein würde. Außerdem wird es 100 Hongkonger und 850 festlandchinesischen Aktienfonds ab dem 1. Juli erstmals gestattet sein, zwischen Shanghai und Hongkong zu bestimmten Quoten investieren zu können. Das wird Händlern zufolge als der "heilige Gral" für die dortigen Fondshäuser angesehen. Sie dürften erstmals ihre Hongkonger Fonds auf dem Festland in China vermarkten.

Das alles verfehlt seine Wirkung nicht: Der Hang Seng sprang zu Börseneröffnung 1,7% ins Plus, die festlandchinesischen Aktien am Shanghai Composite liegen 2% im Plus und steigen auf ein neues Allzeithoch.

Ist das alles Schall und Rauch oder wird der Boom an Chinas Börsen aus westlicher Sicht missverstanden und unterschätzt?

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Über den Experten

Jochen Stanzl
Jochen Stanzl
Chefmarktanalyst CMC Markets

Jochen Stanzl begann seine Karriere in der Finanzdienstleistungsbranche als Mitbegründer der BörseGo AG (jetzt stock3 AG), wo er 18 Jahre lang mit den Marken GodmodeTrader sowie Guidants arbeitete und Marktkommentare und Finanzanalysen erstellte.

Er kam im Jahr 2015 nach Frankfurt zu CMC Markets Deutschland, um seine langjährige Erfahrung einzubringen, mit deren Hilfe er die Finanzmärkte analysiert und aufschlussreiche Stellungnahmen für Medien wie auch für Kunden verfasst. Er ist zu Gast bei TV-Sendern wie Welt, Tagesschau oder n-tv, wird zitiert von Reuters, Handelsblatt oder DPA und sendet seine Einschätzungen über Livestreams auf CMC TV.

Jochen Stanzl verfolgt einen kombinierten Ansatz, der technische und fundamentale Analysen einbezieht. Dabei steht das 123-Muster, Kerzencharts und das Preisverhalten an wichtigen, neuralgischen Punkten im Vordergrund. Jochen Stanzl ist Certified Financial Technician” (CFTe) beim Internationalen Verband der technischen Analysten IFTA.

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