Kommentar
12:12 Uhr, 11.09.2007

China: Inflationsrate setzt Höhenflug fort

1. Die Konsumentenpreise sind im Juli deutlich stärker als erwartet um 6,5 % yoy angestiegen (Bloomberg-Median: 5,9 % yoy; DekaBank: 6,0 % yoy; Vormonat: 5,6 % yoy). Gegenüber dem Vormonat nahmen die Preise um 1,2 % zu. Wie bereits in den vergangenen Monaten waren Nahrungsmittelpreise für einen Großteil des Anstiegs der Konsumentenpreise verantwortlich. Die Nahrungsmittel stellen mehr als ein Drittel des gesamten Bemessungskorbes für die Konsumentenpreise dar. Die Nahrungsmittelpreise sind um 18,2 % yoy (Vormonat: 15,4 % yoy) gestiegen. Insbesondere haben die Preise für Fleisch (Juli: +49,0 % yoy; Vormonat: +45,2 % yoy), Eier, Speiseöle und Gemüse deutlich angezogen. Zusätzlich zu der steigenden Nachfrage waren die wetterbedingten Ausfälle in der landwirtschaftlichen Produktion preistreibend. Ohne Nahrungsmittel kam es zu einem Preisanstieg um lediglich 0,9 % yoy.

Die Transport– und Telekommunikationspreise wirkten sich wie bereits in den vergangenen Monaten inflationsdämpfend aus. Sie gingen gegenüber dem Vorjahr um 1,3 % zurück. Die Kraftstoffpreise und die Preise für Autoersatzteile fielen gegenüber dem Vorjahr um 1,4 % (Vormonat: –1,4 % yoy). Die Preise für das Wohnen sind erwartungsgemäß um 4,3 % yoy gestiegen.

Insgesamt droht die Inflationsgefahr für China aus zwei Bereichen: Von den Preisen für Nahrungsmittel und Vermögensgegenstände. Der Preisauftrieb bei den Nahrungsmitteln wird kurzfristig über eine Ausweitung der Importe und mittelfristig über eine Fortsetzung der Investitionen in der Landwirtschaft angegangen. Allerdings verringert der globale Anstieg der Nahrungsmittelpreise den Spielraum für die Dämpfung der Inflation durch Importe. Die Dürre in Australien und Neuseeland sowie die hohe Nachfrage nach Getreide werden den Inflationsrückgang erschweren. Die Dämpfung der Vermögenspreise, insbesondere der Immobilienpreise, wird unserer Einschätzung nach wie bereits in den vergangenen Monaten durch eine Straffung der Geld- und Kreditpolitik verfolgt. Allerdings rechnen wir in den nächsten Monaten mit keiner dramatischen Straffung der Geldpolitik, denn die Zentralbank hat nicht die Absicht, die inländische Nachfrage zu dämpfen. Trotzdem wird die Zentralbank unserer Einschätzung nach verhindern, dass der Inflationsanstieg die realen Zinsen weiter ins negative Terrain schiebt und es verstärkt zu spekulativen Investitionen und einem Anstieg der Inflationserwartungen kommt.

2. Die bereits gestern veröffentlichten Erzeugerpreise geben Entwarnung. Der Erzeugerpreisindex legte im August lediglich um 2,6 % yoy zu (Bloomberg-Median: 2,6 % yoy; Vormonatswert: 2,4 % yoy). Der Großteil des Anstiegs ist wie bereits in den vergangenen Monaten auf die Erhöhung der Preise für Rohstoffe, Kraftstoffe und Energie zurückzuführen. Diese stiegen um 3,8 % gegenüber dem Vorjahr. Insgesamt relativiert die Erzeugerpreisentwicklung die Gefahr einer anhaltend hohen Inflation.

3. Die heute veröffentlichten Zahlen zum Außenhandel haben negativ überrascht. Die Exporte sind im August gegenüber dem Vorjahr um 22,7 % (Bloomberg-Median: 25,0 % yoy; Vormonat: 34,2 % yoy) gestiegen. Der Rückgang ist zum großen Teil auf das Vorziehen der Exporte vor dem Wegfall der Steuerbegünstigung für Exporteure zurückzuführen. Die Auswirkungen der Diskussionen über die Produktsicherheit chinesischer Produkte sollte bisher eine nur geringfügige Auswirkung auf die Exporte gehabt haben. Wir rechnen auch in den nächsten Monaten mit keiner dramatischen Eintrübung der Exporttätigkeit chinesischer Unternehmen. Der Handelsbilanzüberschuss betrug im August 25,0 Mrd. USD (Bloomberg- Median: 25,9 Mrd. USD; Vormonat: 24,4 Mrd. USD).

4. Die lokalen Kapitalmärkte reagierten negativ auf die Veröffentlichung der Konsumentenpreise und der Handelsbilanz. Die lokalen Renten– und Aktienmärkte kamen unter Druck. Der Shanghai Composite Index gab am zweiten Handelstag der Woche deutlich nach (aktuell: –2,2 %).

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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