Kommentar
15:06 Uhr, 14.05.2007

China: Inflation geht zurück - Kapitalmärkte atmen durch

1. Die Inflationsrate in China hat sich im April leicht stärker als erwartet auf 3,0 % yoy moderiert (Bloomberg-Median: 3,1 % yoy; März: 3,3 % yoy). Gegenüber dem Vormonat gingen die Preise um 0,1 % zurück. Wie bereits im vergangenen Jahr waren Nahrungsmittelpreise für einen Großteil der Volatilität der Konsumentenpreise verantwortlich. In diesem Fall trugen sie zur Entspannung bei. Sie sind lediglich um 7,1 % yoy (März: 7,7 % yoy) gestiegen. Die Transport– und Telekommunikationspreise wirkten sich inflationsdämpfend aus. Sie gingen gegenüber dem Vorjahr um 0,2 % zurück. Während die Kraftstoffpreise und die Preise für Autoersatzteile ein Plus von lediglich 6,1 % gegenüber dem Vorjahr verzeichneten (Vormonat: 9,3 %), fielen die Preise für Telekommunikationsdienstleistungen gegenüber dem Vorjahr um 17,6 %. Obwohl Preisdruck weiterhin durch die zu erwartenden Anpassungen der regulierten Preise – insbesondere für Strom-, Wasser und Gasversorgung – entstehen sollte, rechnen wir mit einer Fortsetzung der Entspannung bei den Nahrungsmittelpreisen in den nächsten Monaten. Dies sollte für einen Ausgleich sorgen. Die Moderierung der Nahrungsmittelpreise ist eine Folge der Subventionen für die Landwirtschaft. Durch diese Maßnahme will die chinesische Regierung die kurzfristige Volatilität der Nahrungsmittelpreise verringern. Langfristig unterstützt die Regierung die Investitionen im landwirtschaftlichen Sektor.

2. Die gestern veröffentlichten Erzeugerpreise entsprachen den Erwartungen. Der Erzeugerpreisindex legte im April um 2,9 % yoy zu (Bloomberg-Median: 2,9 % yoy; Vormonatswert: 2,7 % yoy). Der Großteil des Anstiegs ist auf die Erhöhung der Preise für Rohstoffe, Kraftstoffe und Energie zurückzuführen. Diese Preise sind gegenüber dem Vorjahr um 3,7 % gestiegen.

3. Übermäßige Liquidität ist weiterhin vorhanden. Das Geldmengewachstum (M2) hat sich gemäß den gestern veröffentlichten Zahlen im April nur leicht verlangsamt. Die Geldmenge stieg gegenüber dem Vorjahr um 17,1 % (Bloomberg-Median: 17,1 %; März: 17,3 % yoy). Das Geldmengenziel der Zentralbank – aktuell bei 16 % yoy – ist somit erneut übertroffen worden. Insbesondere bei den Vermögensgegenständen (Immobilien und Wertpapiere) ist ein Teil des Wertzuwachses auf eine spekulative Komponente zurückzuführen, die als Folge einer übermäßigen Liquidität entsteht. Regierungsvertreter haben wiederholt versucht, die Anstiege der Vermögenspreise mit verbalen Interventionen zu bekämpfen. Nach der erneuten Beschleunigung der wirtschaftlichen Aktivität im ersten Quartal 2007 hatten die Kapitalmärkte mit einem härteren Durchgreifen der Zentralbank gerechnet. Die Moderierung der Inflationsrate lässt die Kapitalmärkte nun tief durchatmen. Der lokale Aktienindex (Shanghai Composite Index), der seit Anfang des Jahres um mehr als 50 % angestiegen ist, konnte gestern um weitere 0,6 % zulegen. Trotz der jüngsten Moderierung der Konsumentenpreise sind das Inflationsgespenst und die Sorgen über einen übermäßigen Anstieg der Vermögenspreise nicht gebannt. Solange die Inflationsrate und der Anstieg der Preise für Vermögensgegenstände sich nicht weiter moderieren, rechnen wir mit einer Fortsetzung der Straffung der Geld- und Kreditpolitik sowie der verbalen Interventionen der Regierungsvertreter.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von mehr als 135 Mrd. Euro und über fünf Millionen betreuten Depots gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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