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15:54 Uhr, 10.12.2021

China: Immobiliensektor belastet Asset-Qualität des Bankensektors

Die Stabilisierung des chinesischen Immobiliensektors hat der Fondsgesellschaft Columbia Threadneedle Investments zufolge Auswirkungen auf die Asset-Qualität des Bankensektors.

„Es ist hinlänglich bekannt, dass Evergrande, einer der größten Immobilienentwickler des Landes, Schwierigkeiten hat, seine Schulden zu bedienen, aber tatsächlich sind die Schwierigkeiten des Immobiliensektors weitaus größer“, schreiben Senior Kredit-Analyst Paul Smillie, Senior-Analystin für asiatische Staatsanleihen Lin Jing Leong und Senior-Analyst für asiatische Unternehmensanleihen Justin Ong bei Columbia Threadneedle. „Die Schulden der Immobilienentwickler belaufen sich auf 20 Billionen RMB (3 Billionen US-Dollar), dies entspricht rund 10 Prozent der gesamten Unternehmenskredite oder etwa 20 Prozent des nominalen Bruttoinlandsproduktes.“

Als 2020 die Coronavirus-Pandemie in China durch die massive Ausweitung der Kreditvergabe bekämpft wurde, seien diese Kredite hauptsächlich von kleinen und mittelständischen Banken gewährt worden. Diese sind den Experten zufolge aber gleichzeitig die Institute mit dem stärksten Engagement im Immobiliensektor. „Die fünf größten Banken verfügen über eine solide Kapitaldecke und sind auf geordnete Weise gewachsen. Dagegen ist rund die Hälfte der kleineren Banken nach westlichen Standards technisch zahlungsunfähig.“ Seit der weltweiten Finanzkrise seien die Aktiva der fünf großen Banken von 110 Prozent des Bruttoinlandsproduktes auf 135 Prozent angewachsen. Bei den kleineren Banken sei hingegen ein sprunghafter Anstieg von 90 Prozent auf 190 Prozent verzeichnet worden.

China sei sich des jedoch Problems bewusst und verfüge über die erforderlichen Ressourcen, um es auch zu lösen. Laut Columbia Threadneedle sind Immobilienentwickler seit Jahresbeginn 2021, ohne die Evergrande Group, bei Schulden in Höhe von rund 12,7 Milliarden US-Dollar in Verzug geraten, dies entspricht 4,7 Prozent des chinesischen Hochzinssektors. „Um eine Abkühlung des Sektors herbeizuführen, führte die chinesische Regierung 2020 die „drei roten Linien“ ein. Sie stehen für drei Bilanzkennzahlen, die herangezogen werden, um die Verschuldung von Immobilienentwicklern einzudämmen: das Verhältnis von Verbindlichkeiten zu Vermögenswerten, der Nettoverschuldungsgrad und das Verhältnis von liquiden Mitteln zu kurzfristigen Verbindlichkeiten“, erläutern die Experten. Wenn ein Immobilienentwickler bei diesen drei Kennzahlen die Messlatte reiße, könne er kein neues Fremdkapital mehr aufnehmen, könne also nicht umschulden und nicht wachsen.

„Eine Finanzierungskrise scheint insgesamt unwahrscheinlich, denn den weltweiten Finanzmärkten droht keine offensichtliche Ansteckungsgefahr“, so Smillie, Leong und Ong. „Chinesische Banken finanzieren sich über inländische Quellen und die People‘s Bank of China, die Zentralbank der Volksrepublik China, kann im Falle eines Finanzierungsproblems auf ein breit gefächertes und höchst wirkungsvolles Instrumentarium zurückgreifen.“ Verschiedene interne und externe Faktoren könnten eine Finanzierungssperre auslösen. Diese Faktoren würden laut den Experten jedoch nur eintreten, wenn es vorher zu einem Vertrauensverlust in das System gekommen wäre, und dies scheint unwahrscheinlich

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