Kommentar
14:38 Uhr, 25.01.2005

China: Dynamischer Jahresabschluss

1. Das Bruttoinlandsprodukt nahm im Jahr 2004 insgesamt um 9,5 % gegenüber dem Vorjahr zu. Der stärkste Anstieg wurde im produzierenden Gewerbe erzielt. Gegenüber dem Vorjahr stieg die Produktion in diesem Sektor um 11,1 %. Die Dienstleitungsindustrie ist im 2004 um 8,3 % gegenüber 2003 gewachsen, während die Bruttowertschöpfung von Landwirtschaft, Fischfang und Forstwirtschaft um 6,3 % zugenommen hat.

2. Die chinesische Wirtschaft wies im vierten Quartal 2004 ein überraschend kräftiges Wachstum in Höhe von 9,5 % yoy auf. Der Median der von Bloomberg befragten Analysten lag bei 8,9 %. Im dritten Quartal war es zu einem Anstieg um 9,1 % yoy gekommen. Die restriktivere Geld- und Kreditpolitik der vergangenen Monaten hat sich nur begrenzt dämpfend ausgewirkt. Während die Wachstumsrate bei den Investitionen nach Angaben des NBS leicht zurückgegangen ist (von 27,7 % yoy im dritten Quartal auf 25,8 % yoy im vierten Quartal), kam es bei den Einzelhandelsumsätze zu einem stärkeren Anstieg als erwartet von 13,9 % yoy im November auf 14,5 % yoy im Dezember 2004. Dies ist hauptsächlich auf den ungebrochenen Anstieg der Einkommen der privaten Haushalten zurückzuführen. Das verfügbare Einkommen ist im Jahr 2004 in den Städten um 7,7 % real angestiegen. Das Einkommen nahm in den ländlichen Gebieten um 6,8 % real zu. Die registrierte Arbeitslosenrate ist im 2004 in den Städten um 0,1 Prozentpunkte auf 4,2 % zurückgegangen.

3. Die Inflationsrate ist von 2,8 % im November auf 2,4 % im Dezember erneut zurückgegangen. Für den geringeren Anstieg der Konsumentenpreise, die im Juli einen Höhepunkt mit 5,3 % erricht haben, war die moderatere Preissituation der Nahrungsmittelpreise nach dem starken Anstieg der Nahrungsmittelproduktion und die gute Ernte in den vergangenen Monaten verantwortlich. Trotz des stetigen Rückgangs in den vergangenen Monaten glauben wir, dass die Gefahr von steigenden Preisen noch nicht gebannt ist. Die restriktive Geldpolitik sollte sich in den nächsten Monaten fortsetzen, auch wenn wir kurzfristig keine weitere Leitzinsanhebung nach dem Schritt im vergangenen Oktober erwarten.

4. Der Leiter des National Bureau of Statistics ist Li Deshui, der gleichzeitig Mitglied des geldpolitisches Komitee der chinesischen Zentralbank ist, hat eine baldige Flexibilisierung der Währung ausgeschlossen. Der chinesische Zentralbankgouverneur Zhou Xiaochuan hatte am vergangenen Dienstag das hingegen noch bekräftigt, den chinesischen Renminbi flexibilisieren zu wollen, und damit Spekulationen über eine Aufwertung im Vorfeld des im Februar stattfindenden G7-Treffens geschürt. Wir rechnen weiterhin mit einer Aufweitung des Schwankungsbandes der Währung auf +/- 5 % im ersten Halbjahr 2005, allerdings erwarten wir keine Änderung trotz des anhaltenden Drucks der internationalen Gemeinschaft im Vorfeld des G7-Treffens.

5. Der chinesische Vizepräsident Zeng Qinghong hat angekündigt, die Investitionspolitik in Lateinamerika weiter aggressiv vorantreiben zu wollen. Er wird in den nächsten Tagen Länder wir Mexiko, Peru und Venezuela besuchen, um dort Gespräche über Investitionsvorschläge in strategisch wichtigen Sektoren für die chinesische Wirtschaft zu führen. Insbesondere der Energiesektor und Metalle, sowie landwirtschaftliche Erzeugnisse werden in den Gesprächen berücksichtigt.

6. Fazit: Die wirtschaftliche Expansion in China ist weiterhin beeindruckend. Ängste hinsichtlich einer harten Landung - wie sie vor einem halben Jahr geschürt worden sind - erweisen sich als unbegründet. Wir bleiben bei unserer Einschätzung, dass die wirtschaftspolitischen Maßnahmen die gesamtwirtschaftlichen Entwicklung etwas bremsen werden, sodass man von einer sehr weichen Landung sprechen kann. Unsere Prognose nach wird das Bruttoinlandsprodukt in diesem und im kommenden Jahr mit jeweils rund 8 % sehr kräftig wachsen.

Quelle: DekaBank

Die DekaBank ist im Jahr 1999 aus der Fusion von Deutsche Girozentrale - Deutsche Kommunalbank- und DekaBank GmbH hervorgegangen. Die Gesellschaft ist als Zentralinstitut der deutschen Sparkassenorganisation im Investmentfondsgeschäft aktiv. Mit einem Fondsvolumen von rund 130 Mrd. Euro gehört die DekaBank zu den größten Finanzdienstleistern Deutschlands. Im Publikumsfondsgeschäft hält der DekaBank-Konzern einen Marktanteil von etwa 20 Prozent.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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