Kommentar
02:00 Uhr, 20.05.2008

Charttechnik beim Devisenhandel - Die Relative Stärke (RSI)

Nachdem wir in vergangenen Ausgaben bereits den Aroon-Indikator, den MACD, das Momentum und den Parabolic Price Time näher betrachtet haben, stellen wir Ihnen in dieser Ausgabe den Relative Stärke-Index (RSI) vor, den wir in unserem EUR/USD-Tageskommentar regelmäßig einsetzen. Neben Wirtschaftsereignissen wie Leitzinsänderungen oder Arbeitsmarktberichten kommt diesem technischen Indikator eine große Bedeutung zu, da dem überwiegenden Anteil der Kursbewegungen am Devisenmarkt spekulative Motive zu Grunde liegen.
Was ist der RSI?

Der Indikator gehört zu den am häufigsten verwendeten Indikatoren in der technischen Analyse. Der Indikator setzt die Auf- und Abwärtsbewegungen des Kurses über die Zeit in Relation zueinander. Dazu werden jeweils der Durchschnitt der Auf- und Abwärtsbewegungen berechnet und dann zueinander ins Verhältnis gesetzt. In der Standardeinstellung liegen dabei 14 Tage zugrunde. Der Indikator kann nicht nur auf Tages-, sondern auch auf Wochen- und Monatsbasis sowie im Intradaybereich verwendet werden.

Der große Vorteil des RSI

Das Tolle am RSI ist, dass er als einer von wenigen technischen Indikatoren zur charttechnischen Formationsanalyse eingesetzt werden kann. Zeitweise kann der RSI Chart- Formationen bilden, die nicht oder ohne den Indikator nicht so eindeutig am Kurschart zu erkennen sind. Zudem kann der RSI wichtige Unterstützungslinien und Widerstände anzeigen und so auf die Bedeutung wichtiger Chartmarken im eigentlichen Kurschart hinweisen.

Berechnung
Die Berechnung erscheint auf den ersten Blick etwas kompliziert.
Für jeden Tag wird die Aufwärtsänderung h (wenn der Schlusskurs höher ist als am Vortag) und eine Abwärtsänderung r (wenn der Schlusskurs niedriger als am Vortag ist) berechnet.

Bei einer Aufwärtsänderung gilt:

h = Kurs (heute) – Kurs (gestern)
r = 0
Bei einer Abwärtsänderung gilt:
h = 0
r = Kurs (gestern) – Kurs (heute)
Bei einem unveränderten Kurs sind beide Werte, d.h. h und r jeweils Null.

Die Berechnung des Durchschnitts von h ergibt H, die Berechnung des Durchschnitts von r ergibt R. Die relative Stärke ist dann RS = H / R. Im letzten Schritt wird der RSI berechnet. Dies geschieht über die nachfolgende Formel: RSI = 100 – (100 / (1+RS)).

Interpretation

1. Ein RSI von über 70 deutet auf einen überkauften Zustand hin. Werte unter 30 gelten als überverkauft. Das Erreichen dieser Werte liefert damit mögliche Kauf- beziehungsweise Verkaufssignale. In starken Bullen- oder Bärenmärkten verschiebt sich das Niveau auf die Bereiche zwischen 80 und 20.

2. Ein Kaufsignal entsteht, wenn der RSI die 30er Linie von unten nach oben kreuzt. Umgekehrt ergibt sich ein Verkaufssignal, wenn der Indikator die obere 70er-Signallinie von oben nach unten durchschneidet.

3. Ein steigender RSI zeigt einen Aufwärtstrend, ein fallender Indikator dagegen einen Abwärtstrend an. Der Winkel des RSI beschreibt die Trendstärke. Je steiler der Indikator ansteigt oder fällt, desto stärker ist der Trend.

4. Besonders wichtig sind sogenannte Divergenzen. Steigt beispielsweise der Kurs, ohne dass der Indikator die Bewegung des Devisenpaares nachvollzieht, so kann dies ein Hinweis auf einen möglichen Trendwechsel mit bevorstehenden Kursrückgängen sein.

Beispiel

Nach einem Allzeithoch am 17.03.2008 bei 1,5907 erreichte EUR/USD in den folgenden vier Wochen am 16.04.2008 mit 1,5979, am 17.04.2008 mit 1,5982 und bei 1,6019 am 22. April nochmals neue Höchstkurse. Der RSI erreichte bereits am 17.03. ein Hoch bei deutlich über 80 und fiel seitdem kontinuierlich ab. Die folgenden Rekordmarken in der Kursentwicklung bei EUR/USD vollzog der Indikator nicht mehr mit neuen eigenen Hochpunkten nach, was ein sehr ernster Hinweis dafür war, das die Kursgewinnphase bei EUR/USD in den letzten Atemzügen lag. Bereits am 19.03. wurde die 70er-Linie von oben nach unten durchschritten. Damit wurde bereits sehr frühzeitig ein Verkaufssignal generiert. Mittlerweile haben sich die Warnhinweise des RSI bestätigt. EUR/USD hat mit Zeitverzug gleichfalls den Rückzug angetreten und die Entwicklung des RSI nachvollzogen.

Jens Lüders - FXresearch

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