Fundamentale Nachricht
10:00 Uhr, 10.11.2021

Chancen durch Wandel zu nachhaltiger Ernährung der Weltbevölkerung

Laut Alexis Deladierre, Leiter International Developed Markets Equity bei Goldman Sachs, müssen technologische Innovation und ein verändertes Verbraucherbewusstsein unbedingt dazu führen, dass Landwirtschaft und Nahrungsmittelherstellung bessere Wege als die Fleischproduktion finden, um die Weltbevölkerung zu ernähren.

Vor 50 Jahren lebten 3,5 Milliarden Menschen auf diesem Planeten. Mittlerweile sind es fast 7,6 Milliarden. Schätzungen der Vereinten Nationen zufolge wird die Bevölkerungszahl bis 2050 auf 9,7 Milliarden klettern und bis 2100 könnte sie 11 bis 12 Milliarden erreichen.

Die wichtigste Dynamik dieses Bevölkerungswachstums sind der stetige Rückgang der Armut in Entwicklungsregionen – besonders in Afrika – sowie die daraus resultierende Verbesserung der Gesundheit und der Rückgang der Sterblichkeitsraten. Dieser Trend wird durch das Nachhaltigkeitsziel Nr. 1 der Vereinten Nationen untermauert, das die Eliminierung extremer Armut auf der Welt bis 2030 anstrebt. Die sinkenden Geburtenraten in vielen Industrienationen deuten zwar darauf hin, dass das Wachstum der Weltbevölkerung vielleicht schon seinen Höhepunkt erreicht hat, doch die Frage bleibt: Wie können wir all diese Menschen ernähren?

Die Nachfrage steigt – Veränderungen sind dringend nötig

Laut der Food and Agriculture Organization (FAO) der Vereinten Nationen wird die Nachfrage nach pflanzlichen Nichtgrundnahrungsmitteln bis 2050 um 50 % steigen. Einige Prognosen liegen näher bei 70 %. In ähnlichen Größenordnungen wird das Wachstum der Nachfrage nach pflanzlichen Grundnahrungsmitteln wie Reis im gleichen Zeitraum beziffert. Immer weniger Menschen leben in extremer Armut und haben somit Zugang zu abwechslungsreicherer Ernährung. Dadurch wird auch die Nachfrage nach Fleisch, Milchprodukten und Eiern Erwartungen zufolge um mehr als 60 % steigen - die Nachfrage nach Obst und Gemüse sogar noch mehr.

Laut FAO dürfte es auf der Grundlage historischer Trends kein Problem sein, die Nachfrage zu erfüllen. Doch dieses Mal könnte es anders kommen: Rückläufige Erträge, zunehmender Wettbewerb um Zugang zu Land und Wasser, die Verschlechterung natürlicher Ressourcen und natürlich der Klimawandel stellen für diese Prognose eine Bedrohung dar. Es wird eine gigantische Veränderung in der Entschlossenheit von Produzenten, Politikern und Verbrauchern erfordern, um effizientere und nachhaltigere Methoden für die Verwendung der Ressourcen unseres Planeten zu finden. Gesellschaftlich wächst vielleicht schon das Bewusstsein für diesen zunehmenden Druck, aber Wissenschaft und Technologie müssen bei diesen Bemühungen die Hauptrolle spielen und jüngere Generationen müssen dies einfordern.

Moderne Landwirtschaft: Saatgut, das minimale Bodenbearbeitung und wenig Wasser erfordert und vielleicht noch gentechnisch verändert ist. Zusammen mit besserer Technik, um Verschwendung zu vermeiden, die Bewässerung zu verbessern und so weiter. Das könnte tatsächlich eine plausible Möglichkeit darstellen, so viele Menschen zu ernähren. Dies wird jedoch Auswirkungen darauf haben, wie viel Energie und Wasser wir verbrauchen, wenn in den Entwicklungsländern vor allem die Nachfrage nach Fleisch steigt. Im Vergleich: Für den Anbau von einem Kilogramm Weizen braucht man 1.500 Liter Wasser und mehrere Megajoule Energie. Ein Kilogramm Rindfleisch erfordert 10 Mal so viel Wasser und 20 Mal so viel Energie. Insgesamt verbraucht die Nahrungsmittelherstellung 30 % der weltweiten Energieproduktion und 70 % der weltweiten Wasserentnahme. Klar ist: Wir müssen die wachsende Weltbevölkerung auf nachhaltigere Weise ernähren.

Fleischersatzprodukte sind ein Game-Changer

Die Beanspruchung der Ressourcen unseres Planeten ist nicht das einzige Problem, das die steigende Nachfrage nach Nahrungsmitteln aufwirft. Wichtig ist auch, was wir essen und wie es produziert wird. Nur so können wir versuchen die CO2- Emissionen zu kontrollieren und die Ziele der CO2-Neutralität zu erreichen, um verhängnisvolle und irreversible Folgen des Klimawandels zu verhindern.

Schauen wir uns einmal die Viehzucht an: Sie verbraucht nicht nur mehr Wasser, Land und Energie, sondern hat auch eine deutlich schlechtere CO2-Bilanz als andere Agrarprodukte.

Technologische Innovation und ein verändertes Verbraucherbewusstsein müssen daher unbedingt dazu führen, dass die Landwirtschaft und die Nahrungsmittelherstellung bessere Wege finden, um die Weltbevölkerung zu ernähren. Momentan steigen die Verbrauchernachfrage und massive Investitionen in neue Technologien für Fleischersatzprodukte rasant. Auch die Akzeptanz von pflanzlichem Fleischersatz hat bereits deutlich zugenommen. Die Entwicklung anderer Arten von Fleisch aus nichtlandwirtschaftlicher Zucht verspricht, Verbrauchern in Zukunft noch mehr Optionen zu bieten.

Alle Branchen müssen sich anpassen und mit großer Dringlichkeit genug Innovationen entwickeln, um eine Verschlimmerung von Umweltkrisen in den kommenden Jahrzehnten zu verhindern. Aber: Nur wenige sind für eine erfolgreiche Entwicklung so bedeutend wie die Nahrungsmittelbranche. Sie spielt nicht nur eine maßgebende Rolle beim Erreichen von Emissionszielen, um die Zukunft des Planeten zu sichern, sondern ist auch für die Ernährung der Generationen verantwortlich, die diese Zukunft erleben. Dazu müssen neue nachhaltige Optionen für diese Generationen entwickelt werden.

Disruption erkennen - Investitionschancen nutzen!

Die Innovation und Anpassung, die notwendig sind, um die wachsende Weltbevölkerung nachhaltig zu ernähren, schaffen auch beträchtliche Chancen für Anleger. Vom Anbau bis zum Verzehr droht der gesamten Nahrungsmittel-Wertschöpfungskette in Zukunft Disruption. Davon werden diejenigen Unternehmen profitieren, die an der Spitze dieses Fortschritts stehen. Neue Technologien und
Techniken werden traditionelle Anbaumethoden ersetzen. So können die Ertragseffizienz, Emissionen, Bodenbewirtschaftung und der Wasserverbrauch verbessert werden. Vielleicht gelingt es uns dadurch, Angebot und Nachfrage bei Nahrungsmitteln langfristig besser aufeinander abzustimmen, um die Bedürfnisse der Welt zu erfüllen und gleichzeitig die immer stärkere Belastung der Umwelt zu verhindern."

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