Kommentar
11:32 Uhr, 22.12.2004

Chancen durch gezielte Aktienauswahl

Fidelity Investments, das größte Fondsmanagement-Unternehmen der Welt, erwartet im Jahr 2005 von einer gezielten Aktienauswahl die größten Gewinnchancen an den Börsen. Anleger müssen jedoch mit schwächerem Wirtschaftswachstum und geringeren Unternehmensgewinnen rechnen.

Für das kommende Jahr rechnet Fidelity mit einem verlangsamten Wachstum der Weltwirtschaft. Die größten Gefahren für die Expansion sieht das Fondsmanagement- Unternehmen in sinkenden Konsumausgaben in den USA und Großbritannien, erneut ansteigenden Ölpreisen sowie einer merklichen Abkühlung in China. Exportorientierte Länder wie Japan und Deutschland werden mit stark schwankender Nachfrage zu kämpfen haben.

Die Unternehmensgewinne werden sich nach Einschätzung von Fidelity im Gleichschritt mit dem Wirtschaftswachstum verlangsamen. In den USA als weltgrößter Volkswirtschaft werden die Gewinne voraussichtlich um rund 8 Prozent steigen – 2004 waren es noch 16,7 Prozent. „Die ungewissen Aussichten verunsichern viele Anleger. Damit wächst die Skepsis gegenüber Aktienengagements“, erklärt John Ross, Chefstratege von Fidelity Investments.

Deshalb hält er einen wachsenden Appetit der Investoren nach Geldanlagen mit festem Zinssatz – also beispielsweise Staatsanleihen – für möglich. Einen Weg zu befriedigenden Wertentwicklungen sieht Ross darin allerdings nicht, da die Renditen von Anleihen derzeit historische Tiefststände erreicht haben.

Dagegen bilden attraktive Bewertungen einzelner Aktien einen Anreiz für Investitionen an den Börsen. „Diese Unternehmen sind sehr gut bewertet – sie kokettieren schon mit Niveaus, die man seit Anfang 2003 nicht mehr gesehen hat. Besonders bei einigen großen Aktiengesellschaften wird sich ein Einstieg 2005 auszahlen“, sagt Ross.

Fidelity erwartet jedoch, dass 2005 das Jahr der schwer

auffindbaren Chancen wird: „Nur solche Investoren, die auf die Expertise eines erstklassigen Analystenteams zurückgreifen können und durch gezielte Anlageentscheidungen einzelne Top-Aktien auswählen, haben Aussicht auf deutlich überdurchschnittliche Wertsteigerungen“, ist sich Ross sicher.

Als Grund führt er die voraussichtlich schwierige Marktentwicklung an: Im Jahr 2005 wird die Volatilität bei Aktien allgemein gering sein. Das heißt, dass die Höchst- und Tiefststände der Kurse – wie bereits 2004 – fast durchweg eng beieinander liegen werden; große Wertzuwächse aus Kurssteigerungen werden daher generell nur schwer zu erreichen sein. „In diesem Umfeld haben Anlagestrategien, die nicht an Indizes gebunden sind, den größten Erfolg. Investoren mit der dazu nötigen Entscheidungsfreiheit werden 2005 im Vorteil sein“, so Ross.

Neben der Strategie werden auch Dividenden großen Einfluss auf die Gesamterträge haben. „Die Unternehmen verfügen noch über Kassenbestände in Rekordhöhe und das könnte große Anlagechancen mit sich bringen. Erfolgreiche Fondsmanager werden jene Unternehmen auswählen, die mit Hilfe von Rücklagen ihre Aktionäre belohnen – sei es durch höhere Dividenden oder Aktienrückkaufprogramme“, erklärt Ross.

Geringen Erfolg sagt er dagegen Anlegern voraus, die 2005 einzelne Regionen, Länder oder Sektoren in ihren Portfolios übergewichten werden: „Wegen der schwer vorherzusehenden Entwicklung wird große Gefahr bestehen, auf die falschen makroökonomischen Trends zu setzen. Es hat mehr Sinn, sich auf einzelne Unternehmen zu konzentrieren, die auf sie einwirkenden Themen frühzeitig zu identifizieren und von diesem Wissen zu profitieren“, sagt Ross.

Quelle: Fidelity Investments

Die US-Investmentgesellschaft Fidelity wurde 1946 gegründet und ist mit einem verwalteten Vermögen von rund 1.000 Mrd. US-Dollar das größte unabhängige Fondsmanagement-Unternehmen der Welt. Es beschäftigt insgesamt 32.500 Mitarbeiter und stellt privaten und institutionellen Anlegern Investmentprodukte und -dienstleistungen zur Verfügung.

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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