Chancen bei US-Small Caps
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Mehr als eine zehn Jahre dauernde Phase der Globalisierung liegt hinter uns. Beginnend mit der Corona-Pandemie und verstärkt durch den Krieg zwischen Russland und der Ukraine, entsteht ein neues Umfeld, das von Deglobalisierung, einer anhaltend hohen Inflation, steigenden Zinsen und einer Rezession geprägt ist. US Large Caps profitierten in besonderem Maße von der durch technologischen Wandel geprägten Globalisierung. Doch einem aktuellen Marktkommentar von Columbia Threadneedle zufolge bietet nun das stärker auf den Binnenmarkt fokussierte Umfeld Chancen für Small-Cap-Unternehmen.
Geringere Abhängigkeit
Das neue Umfeld treffe die USA nicht so hart. „Die USA erzeugt ihre Energie größtenteils selbst und importiert auch weniger Lebensmittel als Europa. Nichtsdestotrotz ist die US-Wirtschaft weiter mit steigenden Zinsen konfrontiert und könnte durchaus in eine Rezession abgleiten. Bisher zeigt sie sich aber widerstandsfähig“, schreibt Nicolas Janvier, Leiter des US-Aktiengeschäfts bei Columbia Threadneedle. Dem Experten zufolge verfügen die amerikanischen Verbraucher über enorme Kaufkraftreserven, bedingt durch das riesige Corona-Konjunkturpaket, das Haushalte und Unternehmen vor dem pandemiebedingten wirtschaftlichen Schock schützen sollte. Dieses „Corona-Sparschwein“ habe den Anteil der Ersparnisse am verfügbaren Einkommen auf fast 35 % steigen lassen, sodass die Nachfrage nach Waren und Dienstleistungen hoch bleiben sollte.
Fokussierung auf den Binnenmarkt
Einige US-amerikanische Large Caps würden sich auch in Zukunft als außerordentliche Unternehmen hervortun. Amazon dürfte ebenso wie Microsoft mit seinen Cloud-Diensten weiterwachsen. „Für US-Unternehmen mit geringer Marktkapitalisierung jedoch könnte eine Abkehr von der Globalisierung, mit einer stärkeren Konzentration auf den Binnenmarkt, ein recht attraktives Szenario darstellen. Small Caps sind viel stärker auf das Inland ausgerichtet, wie eine Analyse der im Ausland erwirtschafteten Umsätze nach Marktkapitalisierung zeigt“, so Janvier.
Starker US-Dollar vergünstigt Einkauf
Der US-Dollar hat stark aufgewertet und erreicht erstmals seit 20 Jahren die Parität zum Euro. Das werde sich auch auf die Unternehmensgewinne auswirken: US-Unternehmen mit einem hohen internationalen Umsatzanteil werden feststellen, dass die Währungsstärke ihre Gewinne schmälert, wenn die in Fremdwährung erwirtschafteten Umsätze in US-Dollar umgerechnet werden. „Allgemein betrifft dieses Problem in erster Linie die Unternehmen mit hoher Marktkapitalisierung. Dagegen werden Small Caps nahezu den gegenteiligen Effekt verzeichnen: Ihre Umsatzbasis bleibt solide, da sie den größten Teil ihres Wachstums in den USA erzielen, doch ihre Lieferketten sind weiterhin global. Dank des starken Dollar nimmt ihre Kaufkraft etwas zu“, hebt US-Aktien-Portfoliomanager Janvier hervor. Zudem war in der Vergangenheit am Aktienmarkt zu beobachten, dass kleinere Unternehmen bei fallenden Zinsen in der Regel hinter den Large Caps zurückbleiben, bei steigenden Zinsen jedoch eine Outperformance erzielen.
Industrie- versus Konsumgüterunternehmen
Erstmals in diesem Jahrhundert könne man klare Unterschiede im Hinblick auf die Wertentwicklung und Erfahrungen einzelner Sektoren beobachten. „Unternehmen mit industriellen oder gewerblichen Kunden, die vor allem vom Industriezyklus abhängen, halten sich sehr gut – sie profitieren von den Trends zu Onshoring und Automatisierung und scheinen mitunter Schwierigkeiten zu haben, neue Mitarbeiter zu finden und ihre Expansion voranzutreiben“, erklärt Janvier. Für verbraucherorientierte Unternehmen sehe die Realität jedoch ganz anders aus. Sie verzeichnen allmählich eine Abschwächung der Nachfrage, was ihre Umsatzentwicklung bremst und ihre Kostenbasis unter Druck setzt. Da rund 70 % der US-Wirtschaft auf den privaten Konsum entfallen, rechnet Janvier damit, dass sich die Unterschiede zwischen den Sektoren mit der Zeit verringern dürften, wenn sich die schwache Verbrauchernachfrage schließlich auch in der Industrie niederschlägt.
Aktienresearch und Einzeltitelselektion steht im Vordergrund.
In dem sich verändernden Umfeld hält Columbia Threadneedle am Anlageprozess fest, der auf einer researchgestützten Bottom-up-Aktienauswahl beruht. So wolle man Unternehmen identifizieren, die die Renditen auf das investierte Kapital, die Rentabilität und die Generierung von freiem Cashflow nachhaltig steigern können und gleichzeitig Aspekte des verantwortungsvollen Anlegens in ihre Geschäftsmodelle einbeziehen. Wer dies tue, sei gut aufgestellt, um über einen Marktzyklus hinweg eine Outperformance zu erzielen. Portfolios, die aus den besten Anlageideen für Einzeltitel bestehen, könnten dabei helfen, turbulente Marktphasen zu bewältigen und dauerhaft solide risikobereinigte Renditen zu erzielen.
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