Carmignac: Kommentar zur „Exit“-Diskussion
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Luxemburg (BoerseGo.de) – Durch die zunehmende Verbesserung der makroökonomischen Daten und den damit einhergehenden Aufschwung an den Aktienmärkten ist in jüngster Zeit die Diskussion um einen Ausstieg aus dem gegenwärtig bestehenden Wirtschaft- und geldpolitischen Paradigma verstärkt in den Fokus der Anleger gerückt worden. Immer häufiger ist in den Medien vom „Exit“ zu hören, wobei es vom jeweiligen Kommentator abhängt, auf was sich der Ausstieg beziehen solle. Diese Situation nahm unlängst Eric Le Croz vom Vermögensverwalter Carmignac zum Anlass, um die Debatte nach seiner Sichtweise zu strukturieren.
Le Croz sieht vier mögliche Ansatzpunkte der Diskussion: Erstens könne mit „Exit“ das Ende der weltweiten Rezession gemeint sein, zweitens der Ausstieg aus der unkonventionellen Geldpolitik, drittens das Ende der expansiven Politik Chinas und viertens das Ende der derzeitigen Börsenrallye. Dabei kommt er bezogen auf die einzelnen Punkte zu unterschiedlichen Schlussfolgerungen, die sich je nach Szenario auch wechselseitig bedingen.
Bezogen auf das Ende der weltweiten Rezession sieht Le Croz den „Exit“ tatsächlich bereits vollzogen. Zumindest technisch treffe dies auf eine Vielzahl von Ländern zu, so etwa Deutschland und Frankreich in Europa. Im zweiten Quartal hätten diverse Volkswirtschaften wieder Wachstum gezeigt, das sich im dritten Quartal fortgesetzt habe. Damit sei zwar die landläufige Definition eines konjunkturellen Aufschwungs erfüllt, allerdings gebe es weiterhin Grund zur Vorsicht: Die diversen Konjunkturprogramme hätten zum Vorziehen von Konsum geführt, was Rückschläge mit dem Abklingen der Programme impliziere. Auch in den USA sei trotz der jüngsten positiven Meldungen weiterhin Vorsicht geboten, da der schwächelnde Endkonsum die Fiskal- und geldpolitischen Anreize verschlucken könnte.
Mit Blick auf einen Ausstieg aus der unkonventionellen Geldpolitik ist sich Le Croz unschlüssig. Zwar stehe fest, dass die Notenbanken eines Tages eine Kehrtwende vollziehen müssten, allerdings könne etwa die amerikanische Notenbank zum gegenwärtigen Zeitpunkt einen solchen Schritt kaum vollziehen. Das Bankensystem sei weiterhin anfällig, was etwa die Verlängerung des Ankaufsprogramms strukturierter Wertpapiere (TALF) durch die Fed gezeigt habe. Damit stehe die Fed nicht alleine, auch die EZB und die Bank of England (BoE) hätten ähnliche Programme verlängert beziehungsweise den Geldhahn weiter aufgedreht. Zwangsläufig müsse es zu einem „Exit“ kommen, alleine der Zeitpunkt bleibe weiter unklar, meint der Experte.
Auch in China stelle sich die Situation nicht eindeutig dar. Die expansiven Maßnahmen der chinesischen Regierung hätten die wirtschaftlichen Schockwellen aufgefangen, was sich in einem beachtlichen BIP-Wachstum von 8 Prozent niedergeschlagen habe. Etliche Großbanken rechneten sogar mit einem noch stärkeren Wachstum is zum Jahresende. Damit gebe es für die Regierung keinen Grund mehr, weiterhin einen stark expansiven Kurs zu fahren. Dennoch werde China die Zügel noch eine Zeit locker lassen, um etwa die nach wie vor schwache Auslandsnachfrage zu kompensieren. Da gleichzeitig die Inflation negativ sei, kann sich Le Croz eine deutliche Verschärfung der Geldpolitik zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht recht vorstellen.
Die Frage nach einem möglichen Ausstieg aus der Rallye an den Aktienmärkten hält der Anlageexperte zwar für durchaus berechtigt, dagegen sprächen jedoch die in seinen Augen korrekten und nicht zu hoch ausfallenden Bewertungen der Märkte in der Eurozone und in Amerika. Allerdings sei eine Pause des Aufschwungs wahrscheinlich, vor allem wenn die ökonomischen Fundamentaldaten in Nordamerika sich schlechter als erwartet entwickeln sollten. Optimistischer ist er für die Märkte der Schwellenländer gestimmt: Diese seien die Gewinner der gegenwärtigen Situation, und sollten sich in Zukunft verstärkt als Wachstumsmotor erweisen. Im Gegensatz zu den Märkten der Industrienationen hätten sie eine Sommerpause eingelegt, was einem dauerhaften Aufschwung entgegen komme.
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